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Philharmonisches Finale aus Wien und Berlin in Salzburg

Es geht in die Endphase der Festspiele
Es geht in die Endphase der Festspiele
Die Salzburger Festspiele gehen auf ihr philharmonisches Finale zu: Am Abschluss-Sonntag (30. August) geben sich die Wiener und die Berliner die Klinke in die Hand, am Vorabend steht mit Yo-Yo Ma noch ein Höhepunkt der Solo-Reihe an. Damit klingt ein vielgliedriges Konzertprogramm aus, das vom Sanskrit-Gesang zur aktuellen Uraufführung, von klassisch gewordener Moderne zum Neuen von einst reichte.


Die letzte Programmwoche hat mit dem zweitägigen Gastspiel des Boston Symphony Orchestra bereits als symphonisches Versprechen begonnen. Dvoraks “Aus der neuen Welt” zeigt heute, Mittwoch, Alterskontraste der anderen Art: Der 88-jährige Herbert Blomstedt dirigiert das Gustav Mahler Jugendorchester. Mit der letzten konzertanten Oper und dem Konzert des Israel Philharmonic Orchestra wird dann morgen noch einmal kräftig nachgelegt. Dabei kommt ein weiteres Jugendorchester zum Zug – Riccardo Muti dirigiert seine Luigi Cherubini-Musiker, Francesco Meli gibt in der Verdi-Oper “Ernani” die Titelrolle. Abends tritt Zubin Mehta ans Dirigentenpult und wird mit seinem israelischen Orchester Werke von Arnold Schönberg und Peter Tschaikowski zu Gehör bringen.

Star-Cellist Yo-Yo Ma ist bereits mit den Bostonern angereist und trat mit ihnen als Solist in Strauss’ “Don Quixote” auf – am Samstag, nachdem am frühen Abend zum letzten Mal der “Jedermann” am Domplatz gestorben ist, gibt er sein Recital mit den Bach-Suiten Nummer eins, fünf und sechs. Bisher waren alle Solo-Abende dem Klavier gewidmet: Herbert Schuch, Grigory Sokolov, Pierre-Laurent Aimard, Maurizio Pollini, Arcadi Volodos und Mitsuko Uchida brachten bei diesen Festspielen die schier unendliche Bandbreite ihres Instruments zum Glänzen – von der “Invocation” Gottes über das gesamte Klavierwerk von Pierre Boulez bis den zu geistreichen Diabelli-Variationen Beethovens.

Der letzte Tag der heurigen Festspiele führt an die Doppelspitze aus Wiener und Berliner Philharmonikern. Johannes Brahms’ dritte sowie Franz Schmidts zweite Symphonie steht vormittags unter Semyon Bychkov am Programm – zwei weitere Werke, die die Wiener einst uraufgeführt haben. Unter diesem Motto standen sämtliche Beiträge des Orchesters bei den diesjährigen – und den nächsten – Festspielen. Heuer waren musikhistorische Fixsterne wie Bruckners Achte und Mahlers Neunte – unter Bernard Haitink und Daniel Barenboim – dabei, sowie Tschaikowskys Violinkonzert mit Anne-Sophie Mutter.

Die deutsche Übergeigerin erhielt anlässlich ihres bejubelten Auftritts eine Festspielnadel verliehen – eine Ehre, die auch den ehemaligen Philharmoniker-Vorständen Clemens Hellsberg und Dieter Flury sowie Operngigant Placido Domingo zuteil wurde. Letzterer feierte sein 40-jähriges Salzburger Jubiläum bei einem ebenso glamourös besetzten wie besuchten Gala-Konzert. Doch selbst im stargeschmückten Segment der Liederabende waren heuer erstaunlich viele inhaltliche Perlen zu finden – etwa der “Städtebewohner”-Abend von Angela Denoke oder das “Fernweh” von Christiane Karg.

Den Reigen der diesjährigen Gastorchester beschließen die Berliner unter Simon Rattle, mit Benjamin Britten und der Vierten von Schostakowitsch. Eröffnet hatten ihn die Musiciens du Louvre, die unter Marc Minkowski das Auftakt-Konzert mit Haydns “Schöpfung” bestritten. Seither hörte man viel Tschaikowsky und noch mehr Mahler, in so unterschiedlichen Klangfarben wie jenen des Budapest Festival und des West-Eastern-Divan Orchestra. Unter Daniel Barenboim wirkte dieses auch aktiv am Pierre Boulez-Schwerpunkt mit, in dessen Rahmen anderswo die Blues-betonte Uraufführung der “Eleanor-Suite” von Olga Neuwirth einhellig gefeiert wurde.

Zu der ganz neuen gesellte sich zu schon Festivalbeginn die ganz alte Musik: Die heurige “Ouverture Spirituelle” war der letzten noch ausstehenden Weltreligion – dem Hinduismus – gewidmet und forderte das Publikum durch intensive Tauchgänge in so ganz andere Klang- und Bilderwelten heraus. Die gegenübergestellten großen Messen der mitteleuropäischen Kirchenmusik nahmen sich da gegen die althergebrachten Sanskrit-Gesänge geradezu als Musik der Moderne aus. Eindrucksvoll geglückt: Die vielfache Spiegelung der musikalischen Zeitalter.

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