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Piloten blieben auf Ausbildungskosten sitzen: Prozess

Der Flugschulenbetreiber ließ seine Schüler auf hohen Kosten sitzen.
Der Flugschulenbetreiber ließ seine Schüler auf hohen Kosten sitzen. ©APA/Gindl
Der ehemalige Geschäftsführer einer Flugschule steht in Salzburg vor Gericht. Er soll alle Anzeichen der Pleite ignoriert haben. Damit hat er auch seine Flugschüler an den Rand des Ruins getrieben, so der Vorwurf. Der Prozess wurde am Dienstag vertagt.

Ein 45-jähriger ehemaliger Geschäftsführer einer Flugschule für angehende Linienpiloten hat sich am Mittwoch am Landesgericht Salzburg wegen betrügerischer Krida und grob fahrlässiger Beeinträchtigung von Gläubigerinteressen verantworten müssen. Zugleich sollen er und sein Vater (75), damals Prokurist einer Tochtergesellschaft, Dienstgeberbeiträge nicht an die Krankenkasse abgeführt haben.

In den Ruin gesteuert

Das Salzburger Unternehmen meldete im Mai 2010 Konkurs an. Mehr als 200 Gläubiger forderten insgesamt 13 Millionen Euro, das Verfahren wurde später aber mangels Masse eingestellt. Fast fünf Jahre später folgte nun das gerichtliche Nachspiel. Der Hauptvorwurf: Der Geschäftsführer, selbst Fluglehrer, hätte spätestens im Herbst 2009 erkennen müssen, dass der Betrieb ein reines Verlustgeschäft war. Die Flugschule sei schon Anfang 2009 nicht mehr in der Lage gewesen, aktuelle Verbindlichkeiten zu bedienen.

Flugschüler in Schulden getrieben

“Der Angeklagte hat das gewusst und gesehen. Es gelang ihm nicht, die Liquiditätslücke zu schließen”, sagte Staatsanwalt Leon Atris Karisch. Außerdem habe der Fluglehrer Geschäftsaufzeichnungen geschönt, indem er Geld zwischen Töchtergesellschaften verschob. “Außerdem hat er weiter Flugschüler angeworben, das war eine Loch-auf-Loch-zu-Strategie.” Durch das Weiterwirtschaften sei ein Schaden von insgesamt 800.000 Euro entstanden. Durch das plötzliche Aus blieb mehr als ein Dutzend Flugschüler auf den Ausbildungskosten sitzen. Sie hatten Beträge in der Höhe von meist 45.000 bis 65.000 Euro als Vorauskasse geleistet.

„Nicht schuldig“

Der 45-Jährige ging vor Gericht aber in die Offensive: “Zu keinen Anklagepunkten schuldig”, sagte er knapp und begann eloquent mit seiner Verteidigung. Der Gutachter, auf dessen Expertise sich ein Großteil der Anklage stützt, habe maßgebliche Unterlagen nicht gehabt. Und dass Dienstgeberbeiträge eines Schwesterunternehmens nicht abgeführt wurden, daran sei ein ehemaliger Prokurist schuld. Sowohl er wie sein Vater hätten zudem erhebliche Eigenmittel in das Unternehmen nachgeschossen.

“Das tut man nicht, wenn man sich auf einem sinkenden Kahn wähnt”, sagte auch der Verteidiger des Angeklagten. “Hätte es die Einstellung des Flugschulbetriebs nicht gegeben, wäre das Unternehmen vielleicht heute noch aktiv.” Außerdem habe sich sein Mandant bemüht, den Flugschülern den Abschluss ihrer Ausbildung ohne zusätzliche Kosten bei befreundeten Flugschulen zu ermöglichen. Was bei den im Gerichtssaal anwesenden Betroffenen für Kopfschütteln sorgte.

„Hatten sogar Expansionspläne“

Der Richter hielt dem Ex-Geschäftsführer Beweise vor, dass dieser schon Anfang 2009 Mietrückstände gehabt habe. “Wir hätten immer bezahlen können, hätten immer auch alle Flugschüler bezahlt”, schob der Angeklagte den Schwarzen Peter von sich. Es habe immer positive Weiterführungsprognosen für die Flugschule gegeben: “Wenn Sie einen Geschäftsführer finden, der bei unseren Zahlen das Geschäft zudreht, dann bekenne ich mich schuldig.” Es habe bis zum Schluss keine Zahlungsschwierigkeiten gegeben. “Wir haben sogar Expansionspläne gehabt.”

Ob Richter Christoph Weber noch am Mittwoch zu einem Urteil kommt, ist offen. Fest steht aber, dass die geschädigten Flugschüler ihre Forderungen am Zivilrechtsweg einklagen müssen. Laut aktueller OGH-Rechtssprechung bekommen sie bei Strafverfahren mit reinen Krida-Anklagen auch bei einem Schuldspruch keinen Rechtstitel.

Prozess vertagt

Der Prozess gegen Geschäftsführer der Flugschule wurde am Dienstagabend auf unbestimmte Zeit vertagt. Es sollen weitere Zeugen einvernommen und Urkunden ausgewertet werden, teilte Gerichtssprecherin Christina Rott am Abend mit.

(APA)

 

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