Vor wenigen Tagen führte die Polizei Hohenems eine Schwerpunktaktion in der Radetzkystraße durch. Etliche Fahrzeuglenker wurden kontrolliert, einige mussten einen Alkotest machen. So auch Yildiz Alem. Doch irgendetwas funktionierte nicht. Selbst nach mehrmaligem „Blasen“ zeigte der Alkoholtest kein Ergebnis an. „Ich habe gesagt, dass ich noch zwei Whiskey trinken könnte, dann wird das Gerät wohl anschlagen.“ Nach eigenen Angaben machte Alem dann einen Schritt zur Seite, ehe er von den Beamten geschubst und dann zu Boden geworfen wurde. „Alles ging ganz schnell. Sie haben mein Gesicht so fest auf den Boden gedrückt, dass ich geblutet habe“, erklärt der 44-Jährige, der von dieser Nacht sichtlich gezeichnet ist. Anschließend wurde er in Handschellen abgeführt. „Ich hatte Angst und wusste nicht, warum mir das alles wiederfahren musste. Außerdem habe ich große Schmerzen.“
Aggressives Verhalten
Auf Nachfrage bei der Polizeiinspektion Hohenems stellt sich die Situation etwas anders dar. „Der Fahrer war von Anfang an nicht umgänglich und wurde im Laufe der Kontrolle immer aggressiver“, berichtet ein Beamter. Alem wäre auch gezielt auf die Polizisten zugegangen. Anfänglich hätte ein Verkehrswächter den Mann noch mit einem gezielten Stoß auf den Brustkorb von sich gedrückt. Nachdem der uneinsichtige Fahrer dann erneut auf ihn zuging und ihm sogar die Hände weggeschlagen haben soll, sei der Mann in eine „Armwinkelsperre“ genommen worden. „Normalerweise passiert da nichts. Aber er hat sich so stark gewehrt, dass er am Boden fixiert werden musste. Dabei hat er sich auf dem Kiesboden aufgeschürft.“ Die Beamten alarmierten auf der Dienststelle die Rettung. Doch auch den Rettungskräften gegenüber soll sich Alem aggressiv verhalten haben. Jedenfalls ließ er sich von einem Freund ins Krankenhaus fahren.
Staatsanwaltschaft prüft
Die Verletzungen wurden notiert, der Vorfall dokumentiert, an die Dienstbehörde weitergeleitet und der Staatsanwaltschaft übermittelt. „In solch einem Fall überprüfen wir die Anzeige. Wir arbeiten gezielt auf, warum es zu dem Vorfall gekommen ist“, verdeutlicht Staatsanwalt Heinz Rusch die übliche Vorgehensweise.
Alle Anzeigen eingestellt
Im vergangenen Jahr gab es 26 Anzeigen wegen Misshandlungsvorwürfen gegen Polizisten. „Alle Anzeigen wurden eingestellt, die Vorwürfe waren haltlos“, stellt Wilfried Siegele, Leiter der Staatsanwaltschaft, klar. In drei Fällen wurde anschließend eine Anklage wegen Verleumdung gestellt.