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Premiere von "In aller Ruhe" in Bregenz leise aber intensiv

Stück thematisiert den Nordirland-Konflikt.
Stück thematisiert den Nordirland-Konflikt. ©anja koehler | andereart.de
Bregenz. Am Freitagabend präsentierte das Vorarlberger Landestheater seine neueste Produktion. "In aller Ruhe" ist in Bregenz als Österreichische Erstaufführung zu sehen und setzt sich mit dem Trauma des Nordirland-Konfliktes auseinander. Ein leises Stück über das Leben von zwei einzelnen Menschen.

Autor Owen McCafferty lenkt den Blick auf das Schicksal von zwei Menschen – ohne Partei zu ergreifen. Dadurch bekommt der von Gewalt, Rache und Feindschaft geprägte Bruderkrieg eine erschütternde Unmittelbarkeit und Gegenwärtigkeit.

Belfast, 1974. Zwei Burschen von 16 Jahren. Der eine, Jimmy, verliert den Vater durch ein Bombenattentat. Der andere, Ian, ist der, der die Bombe warf. Das Stück setzt 36 Jahre später an – und zeigt die Begegnung der beiden. Sie treffen sich im gleichen Pub wie damals und mit dem Wunsch – vor allem von Ian – über das Geschehen zu sprechen, denn dieses hat tiefe Narben hinterlassen. Auf den zwei Bildschirmen in der Bar ist eine Fußballübertragung zu sehen, die den Barkeeper – brav gespielt von Daniel Frantisek Kamen – in seinen Bann zieht. Axel Strothmann ist Ian, der als Jugendlicher radikalisiert wurde. Sein Bombenattentat tötete sechs Menschen, darunter Jimmys Vater. Ian versteht nach seiner langen Haftstrafe nicht mehr, was ihn damals zu der schrecklichen Tat trieb. Strothmann kann in dieser Rolle nicht ganz überzeugen. Ganz im Gegenteil dazu Stephan Szasz als Jimmy. Er versieht seine Figur mit einer nachvollziehbaren Mischung aus unterdrückter Wut, Schmerz und Hass und bringt das mehr als nachvollziehbar auf die Bühne. Seine Darstellung ist von Beginn an intensiv und packend.

Text steht im Vordergrund

Ermöglicht wird dies durch die sensible Führung der Regisseurin, die den Text in den Vordergrund stellt. Heike Frank ist mit dieser Inszenierung das erste Mal am Vorarlberger Landestheater tätig. Ralph Zeger – ebenfalls mit seiner Premiere als Ausstatter am Landestheater – baute für diese Geschichte die perfekte Ausstattung und stellt eine irische Bar auf die Bühne, sehr detailverliebt vom Bier-Zapfhahn, Wimpeln, Spielautomaten bis hin zur Dartscheibe. Der besondere Clou ist außerdem, dass die Bühne leicht nach vorne geneigt ist und die Zuschauer damit noch näher heran holt. Wie auch die Figur Jimmy wünscht, dass das Gespräch öffentlich sein soll – vor Zeugen.

Mit “In aller Ruhe” (im Original “Quietly”) gewann McCafferty 2013 den “Writers Guild Award for Best Play” sowie die Auszeichnung beim renommierten Edinburgh Fringe Festival. Das Publikum in Bregenz zeigte sich am Freitag zufrieden, aber – so ist der Schlussapplaus zu deuten – trotzdem nicht wirklich mitgerissen von diesem intensiven Werk.

“In aller Ruhe” von Owen McCafferty
Deutsch von Michael Raab

Weitere Vorstellungen: 09., 20., 28. und 31. Oktober sowie 15. und 19. November, jeweils 19.30 Uhr sowie am 21. Juni um 21 Uhr. Vorstellung dauert 80 Minuten, keine Pause. Karten unter 05574/42 870-600, www.landestheater.org)

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