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Prozess um brutale Raubserie: Lebenslange Haftstrafe droht

Wegen fünffachen Mordversuchs steht ein Mann nach einer Raubserie in Favoriten vor Gericht.
Wegen fünffachen Mordversuchs steht ein Mann nach einer Raubserie in Favoriten vor Gericht. ©APA
Am Dienstag startete der Prozess wegen fünffachen Mordversuchs. Der 21-jährige Angeklagte soll in Wien-Favoriten mehrere junge Frauen brutal attackiert und beraubt haben.
Verfahren steht bevor
Chronologie der Überfälle
Höchste Brutalität bei Coups
Verdächtiger gesteht Überfälle
Viertes Opfer erst 13 Jahre alt
Der fünfte Raubüberfall

Marius C. bekannte sich zu den ihm angelasteten Raubdelikten schuldig, den fünffachen Mordversuch will er nicht begangen haben, wie seine Anwältin Irene Pfeifer dem Schwurgericht (Vorsitz: Sonja Weis) darlegte. Im Falle einer Verurteilung im Sinne der Anklage droht dem Beschuldigten zehn bis 20 Jahre Haft oder lebenslänglich.

Acht Mal soll der Mann im März und April zugeschlagen haben. In fünf Fällen attackierte er seine Opfer mit einer Eisenstange, die Frauen erlitten massive und teils lebensgefährliche Gesichts- und Kopfverletzungen bzw. Abwehrverletzungen. Laut Staatsanwalt Wolfram Bauer muss er es in diesen fünf Fällen “ernstlich für möglich gehalten und sich damit abgefunden haben, dass er die Opfer durch die von ihm verübte Gewaltanwendung tötet”.

Nach seinem achten Überfall am 26. April konnte der Mann festgenommen. Er befand sich allerdings bereits eineinhalb Woche zuvor für kurze Zeit in Polizeigewahrsam, weil der Rumäne nachts mit einem Brecheisen unterwegs war und man ihn für einen Einbrecher hielt. Die Polizei ließ ihn allerdings wieder laufen, woraufhin der Mann zwei weitere Überfälle begehen konnte.

Seine Tatwaffe war eine 50 Zentimeter lange Eisenstange, die als Steher für einen Zaun einer Grünfläche in Favoriten gedacht war. Von dort wurde sie laut Anklage von C. abmontiert. Der 21-Jährige stellte seine Waffe auch immer wieder an den ursprünglichen Platz zurück, um sie dort sicher zu verstecken. Vor Gericht gab er an, die Stange nicht bewusst als Waffe für die Raubüberfall von dort weggenommen zu haben. Der Steher sei dort angelehnt gewesen. Er habe ihn bei einem nächst gelegenen Container entsorgen wollen. “Sie wollten den 10. Bezirk aufräumen, oder wie”, schüttelte Richterin Weis den Kopf.

“Wollte Frauen nicht verletzen”

“Ich wollte die Frauen nicht verletzen”, sagte der Angeklagte Marius C. bei seiner Aussage vor dem Schwurgericht. Nur in drei Fällen gab er zu, die Eisenstange als Waffe verwendet haben. Ansonsten habe er mit seinen Fäusten auf die Opfer eingeschlagen. Das war für das Gericht insofern unglaubwürdig, weil die Frauen zum Teil lebensgefährliche Verletzungen erlitten haben.

Sein zweites Opfer, eine 24-Jährige, die in der Nacht auf den 23. März den Nachtbus verpasst hatte und zu Fuß nach Hause gegangen war, erlitt multiple Brüche. Der Täter fügte ihr Brüche beider Unterkieferseiten, der linken Augenhöhle, eine Zerreißung des linken Augapfels, einen Bruch der Nase, eine Gehirnerschütterung, eine Rissquetschwunde an der linken Wange und am linken Ohr sowie die Läsion mehrerer Zähne zu, wie Richterin Sonja Weis aus dem Akt vorlas.

Sein viertes Opfer, die 25-Jährige, lag nach dem Übergriff zwei Wochen in künstlichem Tiefschlaf, überlebte den Angriff nur knapp. Auf die Aufforderung des Gerichts, sich das Fotos des zugerichteten Gesichtes der Frau nach dem Überfall genauer anzusehen, drehte sich der 21-Jährige weg. “Ich will das nicht sehen”, meinte Marius C., was den beisitzenden Richter Norbert Gerstberger laut werden ließ. “Schauen Sie hin! Schauen sie, was Sie angerichtet haben!”, schrie der Beisitzende.

Opfer verlor Augenlicht

Das zweite Opfer der Eisenstangen-Attacke wird auf ihrem linken Auge nie wieder sehen können. Mehrere Operationen an Kiefer, Zähnen und Auge hat die Architekturstudentin über sich ergehen lassen müssen. Wochenlang konnte sie aufgrund des Kieferbruchs nur breiige Kost zu sich nehmen, wie sie Dienstagnachmittag vor Gericht aussagte.

Nach einer Augenoperation musste sie eine Woche lang mit dem Gesicht nach unten schlafen. “Ich hatte starke Kopfweh und Schmerzen”, sagte die Frau. Zunächst war nicht klar, ob sie ihr eigenes Auge behalten oder ob sie ein Glasauge bekommen würde. “Das hat mich sehr belastet.” Durch die Operationen konnte das Auge, jedoch nicht das Augenlicht gerettet werden.

Die 24-Jährige wollte ausdrücklich in Anwesenheit des Angeklagten Marius C. aussagen. Am 23. März hatte die Frau den Nachtautobus versäumt und war zu Fuß in Wien-Favoriten unterwegs. Bei der “Spinnerin am Kreuz”, einer gotischen Säule im 10. Gemeindebezirk, hörte sie plötzlich drei schnelle Schritte. “Ich erinnere mich nur noch, dass das Ganze sehr wild war.” Laut Anklageschrift schlug ihr Marius C. “mehrmals mit voller Wucht mit der Eisenstange gegen die linke Gesichtshälfte”. Die 24-Jährige wurde daraufhin ohnmächtig. Als sie wieder erwachte, waren ihre Brille und der Inhalt ihrer Tasche verschwunden. Erst da realisierte die Studentin, dass sie überfallen wurde.

Die Frau schleppte sich noch nach Hause, wo ihre Schwester ärztliche Hilfe rief. An einem Paar schwarzer Sneakers von C. wurden später latente Blutspuren des Raubopfers gefunden.

Der Prozess ist für drei Tage anberaumt, am Freitag soll ein Urteil erfolgen. Staatsanwalt Bauer forderte im Eröffnungsplädoyer eine Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher. Bei den Taten habe es sich um “Blitzattacken mit hoher Aggressivität gehandelt”, sagte der Ankläger. Laut Gutachten sei die Gefährlichkeitsprognose als “sehr ungünstig” anzusehen.

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