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Rio de Janeiro: Miss-Wahl im Knast

Die Insassinnen des Frauengefängnisses "Talavera Bruce" in Rio de Janeiro.
Die Insassinnen des Frauengefängnisses "Talavera Bruce" in Rio de Janeiro. ©EPA
Weibliche Gefangene setzen sich in Rio de Janeiro’s Frauenknast in Szene. Es geht um den Titel der "Knast-Miss". Eine Möglichkeit dem tristen Gefängnisalltag für kurze Zeit zu entkommen.
Miss-Wahl im Knast Rio de Janeiro

Die Insassen des Frauengefängnisses “Talavera Bruce” in Rio, sind von sechs Meter hohen Mauern und Stacheldraht umgeben. Der modische Alltag im Knast besteht aus der ewig gleichen Uniformierung, aus Jeans und T-Shirt. Brasilien ist berühmt für seinen exzessiven Schönheits- und Körperkult. Nicht zuletzt auch für seine schönen Frauen. Dementsprechend machen sich die Brasilianerinnen gerne hübsch und Miss-Wahlen boomen in allen Teilen des Landes.

Miss Talavera Bruce

So auch im Knast. Bei der Wahl zur Miss “Miss TB” dürfen sich die Teilnehmerinnen ausleben. Es werden Abendroben entworfen und geschneidert, aufwändige Make-Ups aufgetragen und die Haare aufgesteckt. Eine der Teilnehmerinnen ist die 21-jährige Itala da Silva, die wie viele andere Insassinnen wegen Drogenhandels einsitzt. Glaubt den Zahlen des brasilianischen Justizministeriums, ist die Zahl der weiblichen Gefängnisinsassen von 2000 bis 2014 um 567 Prozent gestiegen. Es drängen sich insgesamt 600.000 Menschen in den überfüllten Gefängnissen des Landes und eine Besserung der Lage ist nicht in Aussicht.

Wärter im Publikum

Bei der Miss-Wahl ist vor allem “ein sympathisches Auftreten und die Fähigkeit, Eindruck zu machen” gefragt. Wer dazu noch top Voraussetzungen wie Schönheit und Anmut mitbringt, hat gute Chancen auf den Titel. Eine zehnköpfige Jury entscheidet über Erfolg oder “Miss-Erfolg” und das Publikum besteht aus Wärtern. Interessiert verfolgen sie, samt anderer Häftlinge, die Show. Die Veranstaltung gilt nicht nur als eitler Zeitvertreib, sondern dient den Missen auch dazu, eine besondere Stellung innerhalb der Knast-Hierarchie zu erreichen.

Siegerin sitzt wegen Raub und Prostitution

Der Spaß unter den Kandidatinnen kommt jedenfalls nicht zu kurz. Beim Defilee über den improvisierten Laufsteg amüsieren sich die Damen prächtig. Die Siegerin Michelle Neri Rangel (27) die sich im Wettbewerb als „sehr sinnlich“ beschrieb, ist seit 2010 hinter Gittern. Wegen mehrfachen schweren Raubes und Prostitution ist sie zu 39 Jahren hinter Gittern verurteilt. “Ich habe im Gefängnis gelernt, mich als Frau zu fühlen”, sagte sie. Der wahre Höhepunkt der Veranstaltung ist allerdings laut den Kandidatinnen, das anschließende Treffen mit Angehörigen und Freunden. (red)

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