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"Russlands Charlie Chaplin": Der berühmte Clown Oleg Popow wird 85

Oleg Popow wird 85
Oleg Popow wird 85 ©APA
Auch der wohl berühmteste Clown der Welt muss manchmal weinen. Tränen stehen dem großen russischen Zirkuskünstler Oleg Popow in den Augen, als er erstmals nach seiner Emigration nach Deutschland - vor fast 25 Jahren - zu einem Besuch in die Heimat zurückkehrt.

Mit Blumen und Applaus empfangen ihn Artistenkollegen vor wenigen Wochen in Sotschi am Schwarzen Meer. Sichtlich gerührt verspricht Popow: “Ich komme wieder.” Zunächst feiert der berühmte Mime aber am Freitag in seiner Wahlheimat bei Nürnberg seinen 85. Geburtstag.

“Russlands Charlie Chaplin”

Liebe zu seiner Figur sowie poetische Sketche und eine schwarz-weiß karierte Ballonmütze haben “Russlands Charlie Chaplin”, wie er oft genannt wird, international bekannt gemacht. Wenn er in seiner berühmten Nummer die Sonnenstrahlen in einem Korb fängt, wird unter den semmelblonden Haaren immer auch der Mensch Popow sichtbar. “Eine rote Nase macht noch keinen Clown”, meint der Künstler. Nötig seien Unverwechselbarkeit und Weisheit. “Ein Clown sollte in erster Linie ein guter Mensch sein – sympathisch und optimistisch”, sagt Popow.

Das Artistendasein wird ihm nicht in die Wiege gelegt. Nach seiner Geburt 1930 im Dorf Wyrubowo bei Moskau zieht die Familie aus wirtschaftlichen Gründen in die Hauptstadt. Sein Vater, ein Uhrmacher, wird 1941 verhaftet – wegen angeblicher “Missachtung” von Sowjetdiktator Josef Stalin. Er stirbt im Gefängnis. Armut und Kälte prägen Oleg Popows Kindheit und Jugend. “Als es nach dem Krieg den ersten Tee mit Zucker gab, war ich der glücklichste Mensch der Welt”, erzählt er einmal dem russischen Magazin “AiF”.

Vom Schlosser zum Clown

Über Umwege kommt Popow, der zunächst eine Schlosser-Lehre beim Verlag der Parteizeitung “Prawda” beginnt, zur Clown-Karriere. Lehrer der staatlichen Zirkusschule werden bei einer Sportvorführung auf ihn aufmerksam und empfehlen ihm eine Artisten-Ausbildung. Doch seine erste Nummer wird 1950 als “kosmopolitisch” verboten und Popow zum Zirkus in die georgische Hauptstadt Tiflis abkommandiert. Erst später folgt ein festes Engagement am Moskauer Staatszirkus. Ein Gastspiel in der belgischen Hauptstadt Brüssel weckt das Interesse des Westens.

Im politischen System der Sowjetunion spielt Popow eine zwiespältige Rolle. Einerseits wird er als Volkskünstler gefeiert, andererseits parodiert er bei Auftritten das Politbüro. Mitglied der KPdSU ist er nie. “Ein Clown sollte nicht einer Partei folgen, sondern seinem Gewissen”, sagt Popow heute. Nach dem Ende der Sowjetunion 1991 kommt es zum Bruch mit der Heimat. Popow streitet um die Zirkusleitung und verliert in der russischen Bankenkrise viel Geld. Er heiratet eine mehr als 30 Jahre jüngere Deutsche und lässt sich in Franken nieder.

Putin gratulierte ihm zum Geburtstag

Vor fünf Jahren gratulierte ihm auch Präsident Wladimir Putin zum 80. Geburtstag. Andere Landsleute würden ihn als Verräter beschimpfen, erzählt der Künstler. “Das kränkt mich. Ich habe meine Heimat, in der meine Vorfahren begraben sind, nie verraten und den russischen Pass nie abgegeben.” Schon bald will er als Iwanuschka, einer Art russischem Hans im Glück, wieder in der Moskauer Manege stehen.

Der Zirkus bleibt sein Lebenselixier, der Publikumsbeifall hält ihn jung. Daher denkt Oleg Popow trotz seines fortgeschrittenen Alters nicht ans Aufhören: “Solange ich denken kann und solange meine Beine laufen und sich meine Arme bewegen lassen, will ich Clown sein.”

(APA)

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