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Salzburger Festspiele - Ben Gernons YCA-Preisträgerkonzert

Das YCA-Preisträgerkonzert fand am Samstag im Rahmen der Salzburger Festspiele statt.
Das YCA-Preisträgerkonzert fand am Samstag im Rahmen der Salzburger Festspiele statt. ©Wildbild
Ein Abenteuer mit Prokofjew und eine Pauschalreise mit Beethoven - auf diesen knappen Nenner ließe sich das Preisträgerkonzert des "Young Conductors Award" (YCA) bringen, das der 23-jährige Brite Ben Gernon, die 32-jährige Geigerin Arabella Steinbacher aus München und das Gustav Mahler Jugendorchester Samstagvormittag in der Salzburger Felsenreitschule gegeben haben.
YCA-Preisträgerkonzert, I
YCA-Preisträgerkonzert, II

Gespielt wurde das D-Dur-Violinkonzert des Meisters aus Bonn und die 5. Symphonie in B-Dur, die der große Russe an Stalins Kunstzensoren vorbeigemogelt und 1945 zur Uraufführung gebracht hatte.

Mit vollem Namen heißt er ja “Nestle und Salzburg Festival Young Conductors Award”. Immerhin, der Festspielsponsor und weltgrößte Konsumartikel-Konzern schickte nicht nur seinen Verwaltungsratspräsidenten zur Preisverleihung aufs Podium, sondern finanzierte auch den vierten derartigen Dirigenten-Wettbewerb inklusive 15.000 Euro Preisgeld für den Sieger.

Dafür hat der junge Brite, der sich gegen 82 Konkurrenten durchgesetzt hatte, erst einmal Beethoven dirigiert. Gekonnt, souverän, handwerklich tadellos und doch irgendwie enttäuschend. Ein D-Dur-Konzert wie immer, alles ganz normal, die Tempi eher auf der langsamen und der Grundton eher auf der melancholisch-romantischen Seite. Diese jungen Leute können viel, aber sie stehen für nichts, riskieren wenig und bringen wenig Neues ein in den Zirkus der Musik. Alles klingt altbekannt, schön zwar, aber brav. Andererseits: was soll man noch großartig Neues tun, mit diesem weltweit extrem viel gespielten Standardwerk.

Arabella Steinbacher ist zweifellos eine hervorragende Musikerin und erfüllte alle Erwartungen an diesen Klassiker. Locker und beweglich fegte sie durch die Partitur und ließ weder in den innig-zarten Passagen noch in den hoch virtuosen Fritz Kreisler-Kadenzen nennenswerte Unsicherheiten erkennen. Zierlich und hübsch und mit mona-lisa-artigem Dauerlächeln im Gesicht. Ob dies eine Empfehlung eines Marketingstrategen ist oder ihrem Wesen entspricht, wurde bei dieser Matinee nicht beantwortet. Aber es passte glänzend zum Sponsoren-Image.

Um mehr als pauschalen Schönklang und kultivierte Normalität ging es nach der Pause: Sergej Prokofjews fünfte, im letzten Jahr des Krieges uraufgeführte Symphonie ist ein wenig bekanntes Meisterwerk, voll von spritzigen Motiven, pulsierender Motorik, unkitschigem Melos und Kraft ohne Pathos. In diesem Stück bewährte sich der frisch gebackene YCA-Preisträger mit klarem Gestaltungswillen, den er in eigenwilliger Gestik an die Musiker auch zu vermitteln verstand. Das Gustav Mahler Jugendorchester folgte aufmerksam, willig und professionell. Auch wenn rhythmisch nicht immer alles ganz sauber war und die Bläser mit der feinen Streicherkultur nicht ganz mithalten konnten, erwies sich der von Claudio Abbado gegründete Klangkörper einmal mehr als verlässlicher und festspielwürdiger Partner. (APA)

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