Der Blick von der noch unbewohnten Dachgeschoßwohnung führt über die angrenzenden Grundstücke und Dächer bis in den umliegenden Landschaftsraum. Eine großzügige Dachterrasse mit gläsernem Windfang erweitert den Wohnraum, der durch freiliegende Dachbalken den Charme des Altbaus behält. Die vorbildhafte Revitalisierung durch Heim und Müller Architekten ist in jedem Detail sichtbar – außen wie innen.
Stattlich steht es da – ein fast herrschaftliches Stadthaus mit Geschichte. „Ich bewohne dieses Haus schon lange. Es war für uns als Familie immer ein Wohlfühlort und diesen Charakter hat es auch nach dem Umbau bewahrt.“ Hildegard Breiner, bekannt als Präsidentin des Naturschutzbundes, schätzt Bestand und Wohnumgebung des Objekts schon seit vielen Jahren.
Ihrem Sohn, Bauherr Martin Breiner, war neben dem Erhalt historischer Substanz, vor allem die Wahl der Baustoffe und ein offenes Wohngefüge wichtig. Was früher ein sehr großzügiges Familienhaus mit wenigen Mietflächen war, ist heute Wohnraum für mehrere Parteien.
Die Umweltaktivistin bewohnt heute selbst eine der 11 Wohnungen. Eine schwierige Entscheidung? „Nein, gar nicht. Eigentlich ein sehr zeitgemäßer Schritt. Die großen Flächen sind prädestiniert, um mehrere Wohnungen zu errichten. Und natürlich steckt dahinter auch eine wirtschaftliche Überlegung. Die Kosten der Revitalisierung müssen ja gedeckt werden. Verkauf und Vermietung waren daher naheliegend.“
Der historische Befund des Gebäudes führt mehrere Hundert Jahre in die Vergangenheit. Die meterdicken Mauern des Kellers, in dem früher Bier gekühlt wurde, zeugen von seiner Geschichte als „Brauerei zum goldenen Löwen“ und führen heute durch einen angebauten Garagentrakt ins Innere des Gebäudes.
Den Anschluss bildet eine kompakte Treppe. Diese führt in die einzelnen Wohnetagen. „Natürlich gibt es aber auch zusätzlich einen Lift.“
Die Wohnungen selbst folgen unterschiedlichen Grundrissen, entwickelt aus dem Bestand. „Das war auch eine der größten Herausforderungen. Durch zahlreiche Zubauten während der letzten vierzig Jahre gab es unterschiedliche Niveaus und Stockwerke, die beim Zusammenschluss der Räumlichkeiten in neue Wohneinheiten berücksichtigt werden mussten“, erzählt Architekt Michael Heim. Es blieb den Planern dennoch genügend Muße, um sich Details wie dem Erhalt alter Decken-Eisenträger zu widmen.
„Das Haus wurde in seiner heute sichtbaren Form Anfang des 20. Jahrhunderts als Jugendstilbau errichtet. Details wie diese Eisenträger als Teile von Kappengewölben stellen klassische Konstruktionselemente einer Epoche dar. Es war uns wichtig, diese nicht nur zu erhalten, sondern auch im Bestand sichtbar zu belassen.“ So entschied man sich auch dafür, das Gebäude in seiner äußeren Gestalt mit dem Wohnturm beizubehalten und auf eine Isolierung der Außenwände zur Gänze zu verzichten. Passend zur Jugendstilfassade wurden Holzläden verwendet. Alte Zubauten wurden teilweise entfernt und ersetzt durch zusätzliche Balkone oder kleine Erker. „Das Wohnen in diesem Haus ist von einer großen Behaglichkeit geprägt. In Stadtnähe und dennoch etwas abseits vom Trubel lässt es sich gut leben.“
Daten & Fakten
Objekt: Sanierung/Umnutzung des Löwenbräu als Wohngebäude, Bregenz
Eigentümer/Bauherr: Martin Breiner
Architektur: Heim und Müller Architektur, Dornbirn
Ingenieure/ Fachplaner: Statik: Mader Flatz, Bregenz; Bauphysik: Kurzemann, Dornbirn; Elektroplanung: Rist, Wolfurt, Baumeister: Lothar Burtscher, Bregenz
Planung: ab Juni 2009
Ausführung: 5/2011–8/2013
Grundstücksgröße: 973 m²
Wohnnutzfläche: 976 m²
Keller: 514 m²
Ausführung: Generalunternehmer: Hinteregger Bau, Bregenz
Heizung: Erdwärmepumpe
Energiekennwert: 34 kWh/m² im Jahr
Quelle: Leben & Wohnen – die Immobilienbeilage der Vorarlberger Nachrichten
Für den Inhalt verantwortlich:
vai Vorarlberger Architektur Institut
Das vai ist die Plattform für Architektur, Raum und Gestaltung in Vorarlberg. Neben Ausstellungen und Veranstaltungen bietet das vai monatlich öffentliche Führungen zu privaten, kommunalen und gewerblichen Bauten. Mehr unter architektur vorORT auf v-a-i.at
Das Objekt „Löwenbräu“ ist auch Teil der aktuellen Ausstellung im vai Vorarlberger Architektur Institut. Bis 25. Juli 2015 werden alle 135 Einreichungen zum 7. Vorarlberger Hypo-Bauherrenpreis 2015 präsentiert. vai, Marktstraße 33, Dornbirn, v-a-i.at
Mit freundlicher Unterstützung durch Arch+Ing