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Schlepper-Prozess in Wiener Neustadt: Dritter Tag mit zwei Einvernahmen

Am Donnerstag ging der Prozess in Wiener Neustadt weiter
Am Donnerstag ging der Prozess in Wiener Neustadt weiter ©APA (Sujet)
Am Donnerstag ist am Landesgericht Wiener Neustadt der Schlepperprozess gegen acht Asylwerber mit der Einvernahme der Beschuldigten fortgesetzt worden. Dabei musste sich das Gericht mitunter patzig klingende Antworten des Siebtangeklagten anhören.
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Der 26-Jährige aus Pakistan bekannte sich beim Prozess am Donnerstagvormittag zwar “teilweise schuldig”, von den einzelnen Anklagefakten wollte er aber nichts wissen.

Angeklagter: “Wo ist Ungarn?”

Als Richterin Petra Harbich dem Beschuldigten etwa die Beteiligung an der Einschleusung von sechs Asiaten aus Budapest vorhielt, antwortete der Mann, der 2012 auch bei der Besetzung der Votivkirche mitgemacht hatte: “Wo ist Ungarn? Ich weiß gar nicht, wie man dort hin fährt. Außerdem arbeite ich fünf Mal die Woche, da hätte ich gar nicht die Zeit, nach Ungarn zu fahren.”

Als ihn die Richterin nach der Bekanntschaft mit einem im Akt vorkommenden Mann fragte, lautete die Antwort: “Warum soll ich den kennen? Er hat ja nicht für ein politisches Amt kandidiert …”

“Ich habe keinen Cent bekommen”

Den Vorwurf, dass er dem Fünftangeklagten – laut Staatsanwaltschaft “der Leiter der Zelle der Schlepperorganisation in Österreich” – geholfen habe, relativierte der 26-Jährige: “Ja, ich habe ihm geholfen. Aber ich habe keinen Cent dafür bekommen. Er hat ab und zu angerufen und mich gebeten, dass ich seinen Besuchern, die im Park sitzen, Essen bringen soll. Das habe ich dann auch gemacht.”

Anklage gegen Asylwerber

Die Anklage gegen die acht Asylwerber aus Afghanistan, Pakistan und Indien, die von Schlepperei im Rahmen einer kriminellen Organisation spricht, basiert zum größten Teil auf polizeilichen Telefonüberwachungen.

Richterin Harbich hielt dem Pakistaner vor, dass darin ein Teil seines Namen, nämlich “Waraich”, vorkomme. “‘Waraich’ ist ein Kastenname, allein im Servitenkloster waren fünf Asylwerber, die auch ‘Waraich’ als Name führen.” Die Dolmetscher bestätigten, dass “Waraich” ein pakistanischer Kastenname ist.

Auch Drittangeklagter einvernommen

Am Donnerstagnachmittag ist planmäßig der Drittangeklagte am Landesgericht Wiener Neustadt einvernommen worden. Die Mithilfe an der Vielzahl von Schleppungen, weit mehr als 30, wies er von sich. Der 19-jährige Pakistaner gab nur eine einzige Beteiligung zu, dafür belastete er einen gleichaltrigen Mitangeklagten. Der Prozess gegen die acht Asylwerber wird kommenden Mittwoch fortgesetzt.

Substanzielles war aus dem Angeklagten nicht herauszubringen – ebenso wenig wie bei den bisher gehörten Beschuldigten. Sogar der Dolmetscher konstatierte: “Er redet sehr viel herum.”

Schlepperei bei Verhandlung Thema

Der Angeklagte will nur einmal, und das auf Geheiß des Sechstbeschuldigten, “eine Person nach Italien geschickt” haben. Dieser Mitangeklagte habe ihn auch bedroht, sollte er diesen mit seinen Angaben belasten.

Als Richterin Petra Harbich wissen wollte, ob er für diese Schlepper-Hilfe Geld bekommen habe, antwortete der 19-Jährige: “Ich war haschsüchtig. Der Mitangeklagte verkaufte Hasch, das war man Lohn.”

Mit den Anklagefakten konfrontiert, meinte er nur: “Keine Ahnung.” Dafür erzählte er über breit und lang, dass er einmal mit anderen Asylwerbern nach Salzburg fahren wollte, aber man letztendlich in Ungarn gelandet sei, weil man “voll fett” gewesen sei.

So geht Prozess in Wiener Neustadt weiter

Der Plan bis 6. Mai ein Urteil zu fällen, dürfte aber nicht halten, da die Abspielung von Einzelgesprächen der polizeilichen Telefonüberwachungen vor dem Schöffensenat durch die Verteidigungsstrategie der Angeklagten unumgänglich geworden ist. Die Verhandlung wird am kommenden Mittwoch, 26. März, fortgesetzt.

(apa/red)

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