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Schnitzlers "Liebelei" in Bregenz sehr klassisch umgesetzt

Die "Liebelei" von Arthur Schnitzler im Theater am Kornmarkt in Bregenz.
Die "Liebelei" von Arthur Schnitzler im Theater am Kornmarkt in Bregenz. ©Bild zeigt eine Szene von der Fotoprobe des Stückes "Liebelei" von Arthur Schnitzler vom Landestheater Vorarlberg im Theater am Kornmarkt in Bregenz.
Schwere gemusterte Tapeten, dicke Teppiche, etwas Wiener Dialekt, ein simples Frauenbild und Männer, die sich wegen einer verbotene Liebe duellieren müssen: Das ist Wien am Beginn des 20. Jahrhunderts. Gespickt mit all diesen Stereotypen startete das Vorarlberger Landestheater am Freitag mit Arthur Schnitzlers "Liebelei" in die Saison 2017/18. Die Erwartungen der Zuschauer wurden damit erfüllt.

Wagt man einen modernen Zugang oder legt man Schnitzlers “Liebelei” doch klassisch an? Regisseur Rudolf Frey entschied sich für letzteres. Ruhig, verspielt, teilweise etwas kitschig bringt er die unglückliche Geschichte von Fritz Lobheimer auf die Bühne. Dieser liebt eine verheiratete Frau und wird selbst wiederum von der naiven armen Christine hingebungsvoll geliebt. Die Ehre des betrogenen Ehemanns wird am Ende durch ein Duell, bei dem Fritz stirbt, wieder hergestellt.

Das Thema selbst mutet etwas verstaubt an, die Männer- und Frauenrollen sind nicht zeitgemäß, trotzdem zeigt die Inszenierung durchaus Aspekte des Lebens in dieser gefühlt fernen Zeit. Die mancherorts gesetzten modernen Regie-Einfälle wirken dabei allerdings eher störend und stoppen den Fluss der Geschichte. Die Hauptdarsteller Bo-Phyllis Strube, Alexandra Maria Nutz, David Kopp und Dominik Raneburger hatten trotz der dem Anfang des 20. Jahrhunderts entsprechenden Kostüme und einem wundervollen Umfeld durchaus Mühe ihre Rollen authentisch zu verkörpern – manchmal zu verspielt, zu viel Hampelei, zu viel Distanz zueinander.

Madeleine Boyd schuf für das Bühnenbild, das an diesem Abend am meisten überzeugte, zwei Szenarien. Der erste Teil spielt in Fritz’ Wohnung – überladen, eng, klassisch und doch in Scherben liegend zeigt sie uns seine brüchige, zerrissene Welt. Im zweiten Teil blickt der Zuschauer auf das Dach von Christines Haus. Heil, offen und doch immer nahe daran, aus der Realität zu kippen – fast kindlich und naiv, wenn sie etwa einen Einblick in die Wohnung gibt, indem sie die Türen zu einem Puppenhaus öffnet.

Intendant Alexander Kubelka sprach bei der Premierenfeiern von einem Versuch, in einer Zeit, in der von einer Bedrohung durch Atombomben gesprochen wird, eine Geschichte auf sensible Art zu erzählen und Themen zu behandeln, um die es wirklich geht. Die Zuschauer konnten der sehr klassischen Inszenierung durchaus etwas abgewinnen und spendeten dem Produktionsteam zufriedenen Schlussapplaus. Liebelei ist bis Mitte November noch sechs Mal zu sehen.

(APA)

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