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Schriftsteller Michel Tournier mit 91 Jahren gestorben

Tournier schrieb u.a. den Roman "Der Erlkönig"
Tournier schrieb u.a. den Roman "Der Erlkönig"
Der französische Schriftsteller Michel Tournier ist tot. Der renommierte Autor sei am Montagabend im Alter von 91 Jahren Zuhause in Choisel bei Paris gestorben, sagte sein Patensohn Laurent Feliculis.


Tournier, der 1970 den Prix Goncourt für seinen Roman “Der Erlkönig” erhielt, gehörte zu den bedeutendsten Autoren Frankreichs in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und unterhielt enge Beziehungen zu Deutschland.

Tournier wurde 1924 in Paris als Sohn zweier Germanisten geboren und studierte später selbst Germanistik und Philosophie in Paris und Tübingen. Nach einer Tätigkeit als Übersetzer für Deutsch arbeitete er für Rundfunk, Fernsehen und Verlage, bevor er 1967 seinen ersten Roman “Freitag oder im Schoß des Pazifik” vorlegte. Es folgten über die Jahrzehnte zahlreiche Romane, Erzählungen, Kinderbücher und autobiografische Essays.

In seinen Romanen verwendete Tournier Mythen und Märchen, die er mit Ironie in Geschichten unserer Zeit verwandelte. Seinen Durchbruch feierte Tournier 1970 mit seinem Roman “Der Erlkönig”, in dessen Mittelpunkt ein vom Nationalsozialismus faszinierter französischer Kriegsgefangener steht. Die Geschichte, die in einer NS-Eliteschule in Ostpreußen spielt, wurde 1996 unter dem Titel “Der Unhold” von Volker Schlöndorff verfilmt wurde.

Wichtige spätere Bücher waren “Die Zwillingsterne” sowie “Kaspar, Melchior und Balthasar”. Trotz seiner oft ungewöhnlichen Themen erreichten Tourniers Bücher eine Millionenauflage und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt. Der Schriftsteller bestimmte als Mitglied der Académie Goncourt über die Vergabe des wichtigsten französischen Literaturpreises mit und gehörte auch der Bayerischen Akademie der schönen Künste an.

Tournier blieb zeitlebens Junggeselle und lebte die letzten Jahrzehnten in einem alten Pfarrhaus auf dem Land im Südwesten von Paris. Zuletzt wurde der Autor, der schon länger mit Altersbeschwerden kämpfte, von seinem Patensohn Feliculis betreut.

“Wir lebten rund um die Uhr mit ihm, er konnte seit drei Monaten nicht mehr allein bleiben”, erklärte Feliculis nach Tourniers Tod. Der Schriftsteller sei immer wieder gestürzt. “In letzter Zeit wollte er nicht mehr kämpfen, das war das Alter.”

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