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Schuldenkrise: Düstere Wolken über Europa

Trotz angekündigter Milliardenhilfen für die maroden spanischen Banken kehrt in der europäischen Schuldenkrise keine Ruhe ein. Die Renditen für spanische Staatsanleihen erreichten am Dienstag Rekordniveau, die Ratingagentur Fitch stufte weitere 18 spanische Banken ab, Eurokurs und Aktienmarkt gingen auf Sinkflug.
Hilferuf brachte Spanien nicht aus der Schusslinie
Fekter kann sich auch Hilfen für Italien vorstellen


Die wieder aufgeflammte Schuldenkrise bedroht nach Einschätzung der Europäischen Zentralbank die Finanzstabilität im Euroraum. Die Weltbank warnte in ihrer neuen Konjunkturprognose sogar vor einer globalen Finanzkrise. Die relative Ruhe zu Jahresbeginn habe sich als trügerisch erwiesen, betonten die Währungshüter in Frankfurt.

Deutschlands Regierungschefin Merkel (CDU) warb in Berlin eindringlich für Vertrauen in Europa und den Euro. “Wir stehen am Scheideweg”, mahnte Merkel am Dienstag in Berlin. Die Kanzlerin betonte erneut, die Überwindung der Finanzkrise brauche Zeit. “Deshalb wäre es auch in Europa fatal, wenn wir jetzt, wo einige Länder begonnen haben, genau in die richtige Richtung zu arbeiten, das unterbrechen würden und auf halbem Wege stehen bleiben.”

Das spanische Hilfspaket in dreistelliger Milliardenhöhe weckt Begehrlichkeiten – immerhin wird Madrid für die Rettung seiner Banken kein so hartes Sparprogramm auferlegt wie etwa Griechenland oder Portugal. So will Athen das eigene Milliarden-Hilfspaket jetzt nachverhandeln. Auch aus dem hochverschuldeten Portugal, das ebenfalls Notkredite aus dem Euro-Rettungsfonds EFSF bekommen hat, kamen Forderungen nach besseren Bedingungen. Doch die Erfolgsaussichten sind gering. “Unsere Position ist unverändert: Wir erwarten, dass die Griechen alle eingegangenen Verpflichtungen erfüllen”, dämpfte ein Sprecher der EU-Kommission am Dienstag in Brüssel entsprechende Hoffnungen.

Unterdessen ziehen griechische Sparer vor den Neuwahlen an diesem Sonntag (17. Juni) immer mehr Geld von ihren Konten ab. Seit Anfang Juni flossen täglich zwischen 100 und 500 Millionen Euro aus den Banken ab, sagte ein hoher Angestellter einer griechischen Privatbank der Nachrichtenagentur dpa in Athen. “Wir verbluten langsam. Wir brauchen dringend eine handlungsfähige Regierung”, sagte der Banker. Nach offiziellen Angaben haben die Bürger seit Ausbruch der Krise im Jahr 2009 rund 80 Milliarden Euro von den Banken abgezogen.

Derweil wird Italien, das als drittgrößte Euro-Volkswirtschaft als entscheidender Dominostein in der Schuldenkrise gilt, erneut zum Unruheherd. Spätestens nachdem Österreichs Finanzministerin Fekter ein Hilfsprogramm für Rom am Montagabend nicht ausschließen wollte, zittert Europa um ein Schwergewicht, das nach einhelliger Expertenmeinung zu groß für den Rettungsschirm wäre.

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