“musik in der pforte” huldigte Robert Schumann zum 200. Geburtstag (1810-1856).
Feldkirch. Eine sehr gute Idee des bekannt innovativen “pforte”-Chefs und Viola-Dozenten Klaus Christa war zweifellos die Einladung an Vorarlbergs prominenten Gerichtspsychiater Reinhard Haller, in einem, dem 200-jährigen Robert Schumann gewidmeten Abend als quasi psychiatrischer Gutachter des zwischen Genie und Wahnsinn pendelnden Großmeisters mitzuwirken. Es wurde ein musikalisches Top-Ereignis mit einem interessanten Dialog zwischen Reinhard Haller und Klaus Christa.
Dreimal Schumann
Als Konzertereignis konnte der schier überfüllte Pförtnerhaussaal folgende Schumann-Werke genießen: Streichquartett, a-Moll, op. 41/1 (1842); Sechs Gesänge, op. 107; Klavierquintett, Es-Dur; op. 44 (1842). Es spielte das renommierte epos:quartett (Busch,Wezel, Christa, Fatton), bei Opus 44 mit der phänomenalen Irina Puryshinskaja am Bösendorfer; Andrea Loren Brown, Sopran, sang die Sechs Gesänge in der Transkription für Sopran und Streichquartett von Aribert Reimann (1994). Klang das mit gewohnter Meisterschaft gespielte a-Moll-Quartett sehr filigran-intim, so wurde das Streichquintett mit Irina und den feurig dahineilenden Tonleiter-Kaskaden im Scherzo oder mit den zaghaften Schritten des Trauermarsches zum packenden Erlebnis: Und Andrea Loren Brown erfüllte die Schumann-Gesänge mit Wohllaut und Tiefe.
Schumann auf der Couch
Reinhard Haller versuchte, aus den zahlreichen divergierenden Fakten der privaten wie vor allem künstlerischen Biographie Schumanns etwa folgende Diagnosen herauszufiltern – gewisse Traumata in der Kindheit, immer wieder schwere Depressionen wegen etwa frühem “Mobbing” seines Schwiegervaters Wieck, Droge Alkohol, Ehekrisen (Robert war auf den Ruhm seiner Frau Clara eifersüchtig), wahrscheinliche Syphilis trotz kinderreicher Ehe, Suizidversuch in geistiger Verwirrung, Verdrängungen aus Charakterschwäche, schizophrene Anwandlungen Cui bono? Schumann hat der Welt, egal, in welcher Verfassung er schuf, ein grandioses Lebenswerk hinterlassen. Und die Abgründe einer liebenden, leidenden, kreativen und auch zerrissenen Künstlerseele bleiben wohl auch dem besten Psychiater letztlich verborgen