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Schweizer Küng gewann WM-Abfahrt - Debakel für ÖSV

Riesenjubel bei Patrick Küng im Zielraum
Riesenjubel bei Patrick Küng im Zielraum
Im vierten Rennen der Ski-WM in Beaver Creek ist Österreich brutal von der Erfolgswelle gestoßen worden. Beim Abfahrts-Überraschungssieg des Schweizers Patrick Küng wurde Matthias Mayer am Samstag als bester Österreicher nur Zwölfter, so etwas hat es in der WM-Geschichte vorher noch nicht gegeben. Silber holte Travis Ganong (USA), dank Beat Feuz ging auch Bronze an einen Schweizer.


Nach Gold in den beiden Super-G für Anna Fenninger und Hannes Reichelt sowie Abfahrts-Silber für Fenninger blieb Österreich damit ausgerechnet in der “Königsdisziplin” nicht nur zum fünften Mal in Folge ohne Medaille. Während die ersten drei über ihre jeweils erste Medaille jubelten und die Schweiz dank des bereits 31-jährigen Küng ihr erstes Abfahrts-Gold seit 18 Jahren (Bruno Kernen 1997) feierte, kassierten Reichelt und Co. die bitterste Niederlage der WM-Geschichte. 1937 war Rudi Matt in Chamonix Neunter geworden.

Trotz Wind wurde die Abfahrt auf der spektakulären “Birds of Prey” bei Sonnenschein von ganz oben und damit inklusive des fast 30-sekündigen Gleitstücks gestartet. Die erste Pace setzte in Abwesenheit von Bode Miller dessen Landsmann Steven Nyman. Der Amerikaner, Dritter bei der Generalprobe im Dezember und Dreifach-Sieger in Gröden, sorgte schon mit Nummer zehn für eine Zeit, die am Ende für Platz vier reichen sollte.

Gleich danach blieb Titelverteidiger Aksel Lund Svindal zwar um 0,11 Sekunden zurück, trotz seines erst dreieinhalb Monate zurück liegenden Achillessehnen-Risses wurde der Norweger aber auch in der Abfahrt starker Sechster. Mit Max Franz und Georg Streitberger blieben beide ÖSV-Qualifikanten bei schlechter Sicht hingegen klar zurück, da zeichnete sich das Unheil erstmals ab.

Die Sonne blieb verdeckt, die Sicht schlecht. Aber Feuz bewies, dass es geht und sorgte mit einer beherzten Fahrt für eine neue Bestzeit, ehe die Favoriten-Gruppe kam. Dominik Paris (ITA) verspielte dabei als erster seine Chancen mit einem kapitalen Fehler am Pumphouse. Frankreichs Hoffnung Guillermo Fayed scheiterte hauchdünn, danach der dreifache Abfahrts-Saisonsieger Kjetil Jansrud (NOR) sogar deutlich. Es war mit Küng dann wieder ein Schweizer, der neue Bestzeit erzielte, ehe Matthias Mayer kam.

Der Olympiasieger hatte aber schon nach dem Gleitteil großen Rückstand, ein Fehler im Steilhang beendete auch seine Hoffnungen. “Heute ist es nicht so gelaufen. Ich hatte einen Innenski genau in der Senke, danach ging nichts mehr”, sagte der Olympiasieger angesichts seiner 0,92 Sekunden Rückstand. Noch zwei Hundertstel langsamer war dann Reichelt.

Der Rückstand des Salzburgers, der drei Wochen davor am Lauberhorn noch einen Mehrfacherfolg der Schweizer verhindert hatte, wuchs nach gutem Beginn kontinuierlich. “Die Sprünge waren weit, ich hab’ mich gar nicht so schlecht gefühlt”, rätselte Reichelt. “Manchmal täuscht eben das Gefühl, so ist der Sport”, sagte der Salzburger seufzend. “Das tut weh.”

Damit stand fest: Im vierten WM-Rennen blieb Österreich bei der 43. Ski-WM erstmals ohne Medaille und das ausgerechnet in der Königsdisziplin. Die seit 2003 (Michael Walchhofer in St. Moritz) dauernde Durststrecke ohne rot-weiß-roten Abfahrts-Weltmeister wird damit bis zumindest 2017 weitergehen, wenn wieder in St. Moritz gefahren wird.

Jene der Schweizer ging hingegen schon 2015 unerwartet zu Ende. Zwar verdrängte Ganong Feuz noch auf Platz (USA) drei, Küng blieb aber ungefährdet, obwohl es während der Fahrten des Tschechen Ondrej Bank (Nummer 29/7.) und des Amerikaners Andrew Weibrecht (35/9.) nochmals Podiumsalarm gab.

Es blieb aber bei Küng 0,24 Sekunden vor Ganong und 0,31 vor Feuz, auch Platz vier ging mit Nyman an einen Amerikaner. Eine tolle Kompensation für das Aus von Miller. “Eine Medaille daheim in den USA ist das Größte”, jubelte Santa-Christina-Sieger Ganong.

Küngs Sieg gilt als Überraschung. Der 31-Jährige hat erst zwei Weltcupsiege gefeiert, neben der Abfahrt 2014 in Wengen, aber auch einen Super-G 2013 von Beaver Creek. “Ich wäre auch schon im Super-G parat gewesen”, sagt der ohne Kopfsponsor fahrende Küng. “Heute, das ist genial. Meine Ski waren fast zu schnell für mich.”

Mit Feuz freute sich fast jeder. Der Schweizer gilt als “medizinisches Wunder”, wäre doch die Karriere wegen seiner schweren Knieverletzung fast schon vorbei gewesen. Doch der in Tirol (Aldrans) lebende Freund der Ex-ÖSV-Rennläuferin Kathrin Triendl hat sich zurückgekämpft. “Ich habe trotz der Sicht voll angegriffen”, freute sich der 27-jährige “Kugelblitz” Feuz. “Dass ich heute hier stehe, ist nicht selbstverständlich nach meiner Verletzungsgeschichte.”

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