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Dünne Story, dicke Freunde: Guy Ritchies neuer "Sherlock Holmes"

Sherlock Holmes als Hauptfigur eines Action-Blockbusters ist, nicht zuletzt wenn man sich an frühere TV-Verfilmungen erinnert, eine an und für sich recht absurde Vorstellung. Und dass der Parade-Denker von einer Schlägerei in die nächste taumelt, am besten begleitet von irischer Folkmusik, ist nicht weniger abstrus.
Trotzdem funktioniert Guy Ritchies Superhelden-Experiment irgendwie – was nicht zuletzt am starken Hauptdarsteller-Duo liegt. Robert Downey Jr. und Jude Law harmonieren als Holmes und Watson wie ein altes Ehepaar, dem man zumindest einen halbwegs ebenbürtigen Gegner gewünscht hätte. Ab morgen (Freitag) läuft “SherlockHolmes” im Kino.

Wie wichtig ein überzeugender “Villain”, ein richtiger Bösewicht ist, wissen wir nicht erst seit Christoph Waltz und seinem Auftritt als opportunistisch-schmieriger SS-Offizier in “Inglourious Basterds”. Mark Strong wirkt dagegen als düsterer und mordlüsterner Lord Blackwood im London des ausgehenden 19. Jahrhunderts ähnlich deplatziert wie der fliegende Oldtimer im modernen London von “Harry Potter”. Die komplizierten technologischen Erfindungen in irgendeiner Form sinnvoll zu nutzen traut man der lederbeklufteten Gestalt leider ebenso wenig zu wie die Umsetzung seiner etwas weit hergeholten Weltherrschaftsfantasien.

Tatsächlich ist die dünne Story rund um schwarze Magie und dunkle Mächte wohl auch das Störendste im ersten großen Blockbuster des neuen Jahres. Und trotzdem – man sieht Downey Jr. einfach gerne zu, wenn er, stets mit ironischem und überlegenem Grinsen im Gesicht, der kombinatorischen Fähigkeit seiner Figur in Windeseile freien Lauf lässt. Richtig viel Zeit zum Denken bleibt dem berühmten Meisterdetektiv ohnehin nicht, wenn er sich in Ritchies typischem Universum aus Gauklern, Zigeunern, Liliputanern und seltsamen Riesenraufbolden bewegt. Im Gegenteil: Holmes wird hier selbst in gewisser Weise zum (auch physisch agierenden) Magier, der sich nicht in die Karten schauen lässt.

Durchschaut wird er meist nur von seinem Gefährten und Mitbewohner in der Baker Street, Dr. Watson, der – sehr zum Missfallen Holmes‘ – ernsthaft mit dem Gedanken spielt, sich zu verehelichen und damit die Ermittlungsgemeinschaft zu verlassen. Dass er diese mit Sicherheit nicht aufgibt, offenbart Ritchie bereits mit der Einführung eines weiteren Bösewichts, der als alle Drähte ziehender Professor Moriarty allerdings noch im Dunkeln bleibt. Moriarty wird sich – wie Leser der Kriminalromane von Arthur Conan Doyle wissen – zum Erzfeind des Detektivs mausern und hat sich dafür auch schon mal die Dienste von Holmes‘ ehemaliger Geliebten Irene Adler (Rachel McAdams) gesichert.

Wenn es nach Guy Ritchie geht, wird Brad Pitt in der Fortsetzung in die Rolle von Moriarty schlüpfen. Für den Regisseur selbst, der zuletzt hauptsächlich aufgrund seiner Scheidung von Madonna und nicht wegen seiner Filme in den Medien war, muss die Rückkehr in die erste Liga Hollywoods derzeit jedenfalls umso süßer schmecken. Bleibt nur abzuwarten, ob es der “Hund von Baskerville” unter seiner Regie auch noch auf die Kinoleinwand schaffen wird…

Der Trailer:

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