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Sicherheits-Workshop der Wiener Linien: Was tun, wenn man auf die Gleise fällt?

Wie verhält man sich in in einer Gefahrensituation in der U-Bahn? VIENNA.AT war beim Sicherheits-Workshop dabei.
Wie verhält man sich in in einer Gefahrensituation in der U-Bahn? VIENNA.AT war beim Sicherheits-Workshop dabei. ©Wiener Linien/ Johannes Zinner
Was tun, wenn man vom Bahnsteig auf die Gleise fällt? VIENNA.AT war bei einem Sicherheits-Workshop der Wiener Linien für Blinde und Sehbehinderte dabei und hat sich für den Videodreh auch in die Sicherheitsnische unter dem Bahnsteig begeben.
Video vom Sicherheits-Workshop

„Wenn man nicht sehen kann, muss man alle Wege auswendig kennen. Das taktile Leitsystem am Boden zeigt mir zwar, dass dort der Weg ist und dass es Abzweigungen gibt, aber ich muss genau wissen, wohin diese Abzweigungen führen“, erklärt Wolfgang Kremser, Leiter des ÖBSV-Verkehrsgremiums. Er war nicht immer blind und hat als Kind leidenschaftlich gerne fotografiert, wie er im Gespräch mit VIENNA.AT erzählt. Und auch heute hat er immer seine Kompaktkamera dabei. „Ich fotografiere damit auch Hindernisse im öffentlichen Raum. Wenn ich irgendwo gegenlaufe, mache ich ein Foto davon.“ Veröffentlicht werden diese auf seiner Homepage.

Wie andere Teilnehmer des Sicherheits-Workshops auch, ist Kremser sehr engagiert, wenn es um Verbesserungsvorschläge für die Barrierefreiheit in öffentlichen Verkehrsmitteln der Wiener Linien geht.

Sicherheit und Barrierefreiheit

Neben Barrierefreiheit ist die Sicherheit ein wichtiges Thema, das eigentlich untrennbar damit verbunden ist. Workshops für Blinde und Sehbehinderte können leider nur sehr selten abgehalten werden, da bei den Übungen am Gleis der Strom komplett ausgeschaltet werden muss. Die Teilsperre der U1 bot eine passende Gelegenheit, denn in der Station Karlsplatz wurden die Stromschienen und Gleise bereits ausgetauscht. Am Mittwoch hatte eine Gruppe von rund 15 Personen die Möglichkeit, die Gleise geführt zu betreten und sich in die Sicherheitsnische unter dem Bahnsteig zu legen. Denn: Wenn es zu einem Unfall kommen sollte, bei dem eine Person auf die Gleise fällt, sollte diese in dieser Nische Schutz suchen und dicht an der Wand bleiben. Da an den Zügen auf beiden Seiten Stromabnehmer sind, sollte man den Zug auf gar keinen Fall berühren.

Verhalten bei Unfällen im U-Bahn-Bereich

Bei einem Unfall im U-Bahn-Bereich „braucht niemand den Helden spielen“ – das wurde ganz deutlich bei dem Workshop betont. Alle Bahnsteige der Wiener U-Bahn haben dieselbe Sicherheitsausstattung: Genau in der Mitte der Station befindet sich der Nothalt und eine Notruf-Vorrichtung. Sobald eine Person auf den Gleisen ist, sollte der Nothalt aktiviert werden. Da der Abstand zwischen Gleis und Bahnsteig auf den U-Bahnlinien U1 bis U4 sehr hoch ist, gibt es die erwähnte – und im Video gezeigte – Sicherheitsnische unter dem Bahnsteig. Auf der Linie U6 sollte es möglich sein, die Gleise einfacher wieder zu verlassen. Wiener Linien-Sprecherin Anna Reich wies darauf hin, dass der Nothalt eine Einrichtung ist, die zwar immer wieder bei Streichen grundlos genutzt wird, von der man aber gar nicht oft genug sagen könne, dass man sie in Gefahrensituationen benutzen sollte.

Sollten Gegenstände wie Schlüssel oder Handys auf die Gleise fallen, muss auf jeden Fall die Stationsaufsicht verständigt werden.

Blind in den Wiener Linien

An der Barrierefreiheit der Stationen und Fahrzeuge wird fortlaufend gearbeitet. An der frisch sanierten Station Karlsplatz wird es beispielsweise neben dem taktilen Leitsystem eine Leiste mit LED-Lichtern geben. Was als stilistisches Element der Architekten geplant war, hilft aber auch schwer Sehbehinderten, denn so können sie das System besser erkennen. Auch bei der Straßenbahn arbeitet man derzeit an einer Neuerung: Die Niederflubahnen sind – besonders wenn zwischen den Gleisen und der Haltestelle eine Fahrbahn liegt, in vielen Situationen für Blinde nicht zu hören. „Und wenn man dann das gut hörbare Geräusch des Türenschließens vernimmt, ist es schon deutlich zu spät“, erzählt Kremser lachend. Aber in Zukunft könnte es die Möglichkeit geben, über Handys mit den Straßenbahnen zu kommunizieren und dann verständigt zu werden.

Video vom Sicherheits-Workshop

Video und Schnitt: Ernst Merkinger
(SVA)

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