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Split - Trailer und Kritik zum Film

Sich als gefangenes Opfer einem Täter gegenüber zu sehen, ist schlimm genug. 23 gefährliche Persönlichkeiten als Gegner zu haben, ist schlimmer. Und wenn der 24. mit Namen "Die Bestie" kommt, wird es richtig düster. Dieser misslichen Grundkonstellation sehen sich die drei Protagonistinnen in "Split", dem neuen Horrorthriller von M. Night Shyamalan ("Sixth Sense"), gegenüber.

Die Ausgangslage ist unangenehm vertraut aus der Realität: Kevin (James McAvoy) entführt nach einer Party die drei Mädchen Casey (Anya Taylor-Joy), Marcia (Jessica Sula) und Claire (Haley Lu Richardson) und sperrt sie in einen fensterlosen Raum. Was die Gefangenen nur sukzessive herausfinden: Kevin ist eine multiple Persönlichkeit, in dessen Kopf 23 verschiedene Charaktere wohnen – manche sympathisch, harmlos, andere gewaltbereit. Und die gefährlichste ist erst im Entstehen begriffen: Das Biest. So beginnt der Alptraum für die Mädchen.

Horrorexperte Shyamalan setzt mit “Split” seine nach kommerziellen Fehlschlägen mit dem vorherigen Film “The Visit” begonnene Schiene fort, mit unbekannteren Schauspielern zu drehen – und macht so aus der Geldnot eine Tugend, wofür er erneut mit Blumhouse Productions (“The Purge”) zusammenarbeitete. Zugleich hat er mit James McAvoy (“X-Men: Apocalypse”) und Anya Taylor-Joy (“The Witch”) zwei Akteure bei der Hand, die im Psychoduell ihre beiden Charaktere erst mit Leben erfüllen.

Split – Die Handlung und Kritik

Vor allem der 37-jährige McAvoy schafft es, primär über Mimik ebenso einen Neunjährigen wie eine trutschige Gouvernante oder einen sensiblen Modedesigner zu verkörpern und doch in allen Fällen subkutane Gewaltbereitschaft durchscheinen zu lassen. Denn mit eben jenem subtilen Bedrohungsszenario spielt Shyamalan, der weitgehend auf zugespitzte Szenen oder heftige Schockeffekte verzichtet, sondern streckenweise fast nüchtern bleibt. Das Verlies der Mädchen ist kein dunkler Horrorkeller, sondern beinahe ein minimalistisches Designer-Loft, exzessive Gewalt ist Mangelware. Stattdessen stellt der Filmemacher, der auch wieder das Drehbuch verfasste, “Split” in die Hollywoodtradition, multiple Persönlichkeit als dankbares Sujet für den Thriller heranzuziehen – von Hitchcocks “Psycho” bis James Mangolds “Identity”. Und auch den von Hitchcock übernommenen Gag des Cameo-Auftritts im eigenen Film bedient Shyamalan erneut.

Von einer Tradition des eigenen Oeuvres weicht der 46-Jährige jedoch bedauerlicherweise ab: Der des wirklich überraschenden Schlusses. Waren die bisherigen Filme gleichsam als Markenzeichen des Regisseurs praktisch immer vom Ende her gedacht, in einem Plot-Twist kulminierend, ist bei “Split” eher das Gegenteil der Fall: Shyamalan quält sich zu einem Abschluss. Sein bis dato längster Film versucht sich an einem bombastischen Finale, das dem zuvor Gezeigten den Reiz des Ungefähren, Mehrdeutigen nimmt. Vielleicht hätte die digitale Schere schlicht fünf Minuten früher einsetzen müssen.

>> Alle Filmstartzeiten zu “Split”

(APA)

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