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St. Pölten: Prozess wegen Handel mit gefälschten Frequency-Tickets

Die Eintrittskarten für das Frequency Festival, welche die Angeklagten verkauft haben sollen, waren gefälscht
Die Eintrittskarten für das Frequency Festival, welche die Angeklagten verkauft haben sollen, waren gefälscht ©Vienna Online
Acht Briten und ein Österreicher standen am Mittwoch in St. Pölten wegen schweren gewerbsmäßigen Betrugs vor Gericht. Sie stehen im Verdacht, weit über 100 gefälschte Eintrittskarten für das Frequency Festival verkauft zu haben.
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Neun Personen haben sich am Mittwoch am Landesgericht St. Pölten verantworten müssen. Die acht Briten und ein Österreicher sollen beim Frequency Festival im August 2011 weit über 100 gefälschte Eintrittskarten in Umlauf gebracht haben. Staatsanwalt Günter Gößler sprach von Ticketverkäufen und Versuchen “in großem Stil”. Die neun Beschuldigten bekannten sich zum überwiegenden Teil nicht schuldig.

Kein Straßenverkauf von Frequency-Tickets

Laut Polizeiangaben vom August war die Gruppe aufgefallen, weil Straßenverkauf von Tickets vom Veranstalter nicht vorgesehen war. Die Verdächtigen seien bereits bei mehreren derartigen Events aufgetreten und hätten sich damit verantwortet, dass sie die Karten von Jugendlichen am Bahnhof zu einem Drittel des Preises erworben hätten.

Dem habe aber die Tatsache widersprochen, dass die beschlagnahmten Karten durchgehende Seriennummern aufwiesen, so ein Ermittler. Die Fälschungen waren auf Originalpapier gedruckt worden, woher es stammte, war damals noch unklar – und kam auch zu Verhandlungsbeginn nicht zur Sprache.

Beschuldigte zwischen 27 und 60

Die Mehrheit der Beschuldigten im Alter von 27 bis 60 Jahren u.a. aus London und Manchester nannte als Beruf Ticketverkäufer, einer laut Anklageschrift “Lebenskünstler”. Man kenne einander, wenn überhaupt, flüchtig vom Sehen. Einzig der Wiener sei laut der Anklage spontan zu den “Geschäften” dazugestoßen, nachdem er von zwei Beschuldigten am 15. August im Zug von Budapest nach Wien darauf angesprochen worden war. Dass die Beschuldigten von den Fälschungen nichts gewusst bzw. diese nicht erkannt hätten, war für den Staatsanwalt eine Schutzbehauptung.

Der Erst- und der Zweitangeklagte gaben an, in die NÖ Landeshauptstadt zum Zweck des Ticketverkaufs gereist zu sein – mit dem Ziel, sich damit ihren Urlaub zu finanzieren. “I love music”, begründete der Erstangeklagte, warum er zum Frequency kommen wollte. Er habe von einem unbekannten Österreicher auf dem Parkplatz beim Festivalgelände 25 Tickets zu je 50 Euro erstanden und wollte sie um 70 bis 90 Euro weitergeben. Dass die Karten damit “ziemlich billig” waren, “kommt oft vor”. Hätte er von den Fälschungen gewusst, hätte er sie nicht gekauft, betonte er.

Geldübergabe wurde beobachtet

Richterin Doris Wais-Pfeffer hielt ihm vor, bei einem Supermarkt bei einer Geldübergabe an den Zweitangeklagten beobachtet worden zu sein. Er hätte sich von ihm Geld für den Flug geborgt, sagte der 46-Jährige. Die beiden logierten in einem Hotel – Zutrittskarten zu den Zimmern fanden sich zusammen mit falschen Tickets in Schließfächern am Bahnhof. Der Zweitangeklagte bestritt, Tickets ge- oder verkauft zu haben, und meinte, er sei von seiner Festnahme “geschockt” gewesen. Wenn er nicht mit einem ihm nur vom Sehen bekannten anderen Beschuldigten in einem Pub etwas getrunken hätte, säße er heute nicht hier.

Ein weiterer Beschuldigter gestand den Kartenverkauf ein, er habe 80 bis 90 Euro verlangt. Der reguläre Eintrittspreis für das – bereits Tage zuvor ausverkaufte – Festival betrug 134,60 Euro. Die Befragungen via Dolmetsch zogen sich den ganzen Vormittag hin. Am Nachmittag kamen Zeugen im Prozess um die gefälschten Frequency-Tickets zu Wort.

Österreicher bekannte sich schuldig

Im weiteren Verlauf des Prozesses bekannte sich der einzige angeklagte Österreicher schuldig. “Es war blöd von mir”, sagte der Wiener – und räumte ein, aufgrund des niedrigen Preises schon vermutet zu haben, dass es sich um Fälschungen handeln musste.

Der 38-Jährige hatte zwei Engländer im Zug von Budapest nach Wien kennengelernt und ihnen Auskunft über Hotels gegeben. Er habe sich beruflich verändern und mit dem ihm von den Männern angebotenen Ticketverkauf “zur Überbrückung” etwas verdienen wollen, meinte der Angeklagte. Er sollte zehn Euro Provision pro verkaufter Karte bekommen.

Diese habe er in Tranchen übernommen und im Internet bei “willhaben” inseriert – so erfolgreich, dass er Nachschub bestellte und bei einem Treffen in einem St. Pöltener Hotel ausgehändigt bekam. Insgesamt habe er 68 Tickets veräußert, anfangs um je 80 Euro, dann etwas billiger, gab der Mann vor dem Schöffensenat an. Kassiert habe er seinen “Lohn” aber nicht mehr, “weil der polizeiliche Zugriff dazwischenkam”.

“Anwerber” auch geständig

Jener Beschuldigte, der den Österreicher am Mittwoch, zwei Tage vor Beginn des Festivals, “angeworben” hatte, bekannte sich ebenfalls schuldig. Er erzählte, seit elf Jahren Tickets zu verkaufen und in ganz Europa unterwegs zu sein. Von einem in Schweden lebenden Engländer habe er 90 Stück bezogen. Der Österreicher habe das Geld aus seinen Kartenverkäufen bei ihm abgeliefert, das er wiederum seinem Landsmann übergeben habe. Laut der Richterin wurden im Hotelzimmer der beiden knapp 1.700 Euro sichergestellt, die aus dem Tickethandel stammten. Weiters fanden sich 18 gefälschte Eintrittskarten und noch 37 in der Sauna des Hotels.

Zwei Zeugen identifizierten in der Folge Angeklagte, die sie im August bei dubiosen Vorgängen beobachtet hatten. Sie schilderten eine Geldübergabe bei einem Supermarkt, bei der die Verdächtigen “wie auf der Flucht” gewirkt hätten, bzw. mehrere Ticketverkäufe beim Bahnhof der NÖ Landeshauptstadt. Ein Urteil um die gefälschten Frequency-Tickets war gegen Abend zu erwarten.

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