Der Mann steht unter Terrorverdacht, hieß es weiter. “Wir können nicht ausschließen, dass weitere Personen festgenommen werden, aber wir sehen keine Hinweise, dass eine Gefahr für die Allgemeinheit besteht”, sagte der Sprecher weiter. Bei dem mutmaßlichen Terroranschlag in der schwedischen Hauptstadt waren vier Menschen getötet und 15 verletzt worden.
In Stockholm wehten am Samstag nach dem Anschlag alle Flaggen auf halbmast. Das habe die Stadt gemeinsam mit dem Reichstag, der Regierung und dem Stockholmer Schloss entschieden, hieß es in einer Mitteilung. Im Besuchereingang des Rathauses soll zwischen 10.00 und 15.00 Uhr ein Kondolenzbuch ausliegen, in dem Bürger ihr Beileid bekunden können.
Bei dem mutmaßlichen Anschlag sind vier Menschen gestorben und 15 verletzt worden. Das bestätigte die schwedische Polizei am Freitagabend auf ihrer Webseite. Es handle sich aber um vorläufige Angaben.
Die Polizei fahndet weiter nach dem Täter. Ein am Freitagabend in einem Vorort von Stockholm festgenommener Mann sei nicht derjenige, der den Lkw durch eine Menschenmenge in der Innenstadt gesteuert habe, erklärte ein Polizeisprecher bei einer Pressekonferenz. Die Zeitung “Aftonbladet” hatte zuvor berichtet, der Verdächtige habe sich angeblich zu dem Anschlag bekannt. Der festgenommene Mann in Stockholm hat sich am Abend in einem Laden auffällig verhalten. Deshalb sei eine Polizeistreife auf ihn aufmerksam geworden und habe ihn verhaftet. Die Person stimme mit dem Mann überein, der auf einem Bild unweit des Tatorts aufgetaucht war.
Starker Verdacht auf Terroranschlag
Der anscheinend gekaperte Lastwagen raste kurz vor 15.00 Uhr an der Kreuzung der beiden Einkaufsstraßen Drottninggatan und Kungsgatan in eine Menschenmenge. Anschließend fuhr er in das Kaufhaus “Ahlens City”.
Rätselraten um Opferzahl
Der mutmaßliche Anschlag weckt Erinnerungen an die Terrorattacken von Berlin und Nizza. Kurz vor Weihnachten 2016 hatte der 24-jährige Tunesier Anis Amri einen gekaperten Lastwagen in einen Weihnachtsmarkt auf dem Berliner Breitscheidplatz gelenkt und zwölf Menschen getötet. Im Juli 2016 raste der 31 Jahre alte Tunesier Mohamed Lahouaiej Bouhlel mit einem Lkw auf dem Strandboulevard in Nizza in eine Menschenmenge. 86 Menschen starben. Die Terrormiliz IS reklamierte beide Anschläge für sich.
A large truck has driven into people on street in central Stockholm, according to Swedish newspaper Aftonbladet: https://t.co/oACBdKarJB pic.twitter.com/T2LAg0E4ob
— Peter Yeung (@ptr_yeung) April 7, 2017
Über die genaue Opferzahl in Stockholm gab es unterschiedliche Angaben. In Medienberichten war von drei Toten und mehreren Verletzten die Rede. Reichspolizeichef Eliasson fügte hinzu: “Es gibt so viele Aussagen, die kursieren, deshalb ist es besser zu warten”.
“Ich habe Menschen gesehen, die mit einer Decke abgedeckt wurden”, sagte eine Augenzeugin. Fernsehbilder zeigten, wie Menschen von der Straße flüchteten. “Viele um mich herum waren hysterisch”, erzählte eine Augenzeugin im Fernsehen. Kunden eines Modegeschäfts mussten aus Sicherheitsgründen in dem Laden bleiben.
Lastwagen von Brauerei gestohlen
Der Lastwagen gehört Medienberichten zufolge der Brauerei Spendrups. Ein Sprecher sagte einem Radiosender, der Fahrer habe gerade ein Restaurant beliefern wollen. Er sei hinten am Laster gestanden, um ihn aufzuschließen, als ein Maskierter vorne in die Fahrerkabine gesprungen und weggefahren sei. Der Brauerei-Fahrer habe vergeblich versucht, den Mann zu stoppen. Die Ermittler kündigten auf ihrer Pressekonferenz an, den Fahrer nun zu befragen. Einzelheiten zum Hergang kurz vor der Tat machten sie jedoch nicht.
Die Polizei rief die Bevölkerung auf, nicht ins Zentrum der schwedischen Hauptstadt zu fahren. Die Sicherheitskräfte zeigten erhöhte Präsenz und bewachten besonders gefährdete Plätze im ganzen Land. “Es ist wichtig für uns, eventuelle weitere Angriffe zu verhindern”, sagte ein Polizeisprecher. Medienberichte über Schüsse an verschiedenen Plätzen der Stadt bestätigten die Ermittler nicht.
Innenstadt abgeriegelt
Wichtige Gebäude in der Innenstadt riegelten die Sicherheitskräfte ab, darunter den Gebäudekomplex Rosenbad, Sitz der schwedischen Regierung, das Parlamentsgebäude (Reichstag) und das Königsschloss. Auch die Züge im Stockholmer Zentrum standen zwischenzeitlich still. Polizeihubschrauber kreisten über dem Zentrum, schwerbewaffnete Polizisten bezogen Stellung. Alle Kinos und viele Theater in Stockholm und Umgebung stellten ihr Abendprogramm ein.
Die Stadt Stockholm öffnete öffentliche Gebäude für Bürger, die aufgrund von Verkehrsbehinderungen nicht mehr nach Hause kommen können. Das meldeten die Stadt und der schwedische Kriseninformationsdienst “Krisinformation”. Mehrere öffentliche Gebäude in der Hauptstadt sowie eine Schule stünden den Bürgern am Abend offen. Wegen des mutmaßlichen Anschlags ist der Verkehr von U-Bahnen, Bussen und Zügen im Zentrum Medienberichten zufolge stillgelegt worden.
Entsetzte Reaktionen
Der schwedische König Carl Gustav zeigte sich entsetzt: “Unsere Gedanken sind bei den Opfern und ihren Familien”, erklärte das Staatsoberhaupt.
EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker sagte in Brüssel: “Ein Angriff auf einen unserer Mitgliedsstaaten ist ein Angriff auf uns alle.” EU-Ratspräsident Donald Tusk twitterte: Schweden könne auf jede erdenkliche Hilfe bauen. “Mit dem Herzen bin ich an diesem Nachmittag in Stockholm.” Die Vereinten Nationen verurteilten den mutmaßlichen Anschlag in der schwedischen Hauptstadt Stockholm.
Liveticker
[liveticker name=”stockholm-lkw-rast-in-einkaufszentrum”]
(APA/Red.)