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Sturm "Gonzalo" fegte über Österreich: Stromausfälle und zahlreiche Einsätze

Stromausfall in 30 000 Haushalten bei Wettersturz in Österreich
Stromausfall in 30 000 Haushalten bei Wettersturz in Österreich ©DPA
Eine von den Meteorologen prognostizierte Sturmfront ist in der Nacht auf Mittwoch über das ganze Land gefegt. Es kam zu zahlreichen Einsätzen wegen umgefallenen Bäumen. Außerdem waren einige Haushalte von einem Stromausfall betroffen.
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Die niederösterreichischen Feuerwehren verzeichneten bis in die Morgenstunden etwa 150 Einsätze. 550 Helfer waren laut Franz Resperger, Sprecher des Landeskommandos in Tulln, aufgeboten. Sturm “Gonzalo” ist in gezogen. In der Innenstadt erreichte er laut Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) eine Geschwindigkeit von 102 km/h. Die Berufsfeuerwehr verbuchte “in etwa 100 zusätzliche Einsätze”, sagte Sprecher Christian Feiler der APA. Verletzt wurde beim Sturm in Wien niemand.

Verspätungen bei der S-Bahn in Wien

Die Einsätze waren flächendeckend über Wien verteilt und reichten von losen Fensterflügeln, abgebrochenen Ästen über umgeknickte Bäume und abgedeckte Dächer. Sie konnten aber “ohne größere Probleme” bewältigt werden: “Für uns sind die Notmaßnahmen beendet”, sagte Feiler am Mittwochvormittag. Die Schäden können nun fertig begutachtet werden und die Arbeiten an Sachfirmen übergeben werden.

Nur eingleisigen Verkehr gab es am Mittwoch vorerst auf der Westbahnstrecke im Abschnitt Unterpurkersdorf – Neulengbach in Niederösterreich. Ein Baum war in die Oberleitung gestürzte, teilte ÖBB-Sprecher Christopher Seif auf Anfrage mit. Er rechnete damit, dass die Schadensbehebung bis in die Mittagsstunden dauern werde. Für einige Züge wurde ein Schienenersatzverkehr mit Autobussen eingerichtet.

Unregelmäßigkeiten und Verspätungen gab es laut Seif auch auf der S-Bahn-Strecke in Wien. Zwischen Praterstern und Floridsdorf hatte ein Ast die Oberleitung beschädigt. Der Betrieb in diesem Abschnitt verlief in der Früh ebenfalls nur eingleisig.

Wetterumbruch in Österreich

Größeren Schaden wegen dem Wetterumbruch gab es in Möllersdorf in der Gemeinde Traiskirchen (Bezirk Baden). Das Dach eines Laufhauses war abgedeckt, über die B17 und die Gleise der Wiener Lokalbahnen und letztlich gegen ein Reihenhaus geschleudert worden. Die Fassade dieses Objektes wurde in Mitleidenschaft gezogen. Teile des Daches des Laufhauses landeten außerdem auf jenem des Reihenhauses.

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Die meiste Arbeit hatten die Hilfsmannschaften laut Resperger in den Bezirken Amstetten, St. Pölten, Melk und Scheibbs. Sturmeinsätze gab es überdies in den Bezirken Mödling, Neunkirchen und Wien-Umgebung. Die Schäden hielten sich dem Sprecher zufolge in Grenzen, verletzt wurde niemand. Das Augenmerk der eingesetzten Feuerwehren galt vor allem umgestürzten und entwurzelten Bäumen, die auf Hausdächer, Stromleitungen und Straßen gefallen waren. Außerdem mussten die Einsatzkräfte lose Plakatwände, Baugerüste, Dachziegel sowie umherfliegende Mistkübel sichern. Um eingehende Notrufe rasch abzuarbeiten, wurde in einigen Alarmzentralen der Personalstand in den Nachtstunden aufgestockt.

Sturm in Salzburg entwurzelte Bäume

Auch das Bundesland Salzburg war vom Sturm betroffen. Böen mit bis zu 100 km/h rissen zahlreiche Bäume um. In mehreren Teilen des Bundeslandes kam es zu Stromausfällen, im Pinzgau wurden zwei Häuser abgedeckt und im Flachgau stürzte ein Gerüst um. Höher gelegene Orte waren am Mittwoch früh angezuckert, wirklich zum Thema dürfte der Schnee aber erst ab Nachmittag werden.

Das Landesfeuerwehrkommando verzeichnete während der Nacht 106 Einsätze wegen Sturmschäden. Der überwiegende Teil davon betraf umgestürzte Bäume, wie ein Sprecher zur APA sagte. Regional gesehen lagen die Schwerpunkte im Flachgau, im Pinzgauer Saalachtal sowie teilweise auch im Tennengau. In Summe standen rund 780 Helfer von 38 Feuerwehren im Einsatz.

Stromausfälle in Teilen des Landes

Schweren Schaden richtete der Sturm in Viehhofen im Salzburger Pinzgau an: Dort riss gegen 23.00 Uhr eine heftige Böe von einem Haus das komplette Dach weg und schleuderte dieses auf eine Trafostation und Stromleitung der Salzburg AG, wodurch es für zweieinhalb Stunden im ganzen Ort zu einem Stromausfall kam. Das Haus war zumindest vorerst nicht mehr bewohnbar, die beiden Bewohner wurden in eine Pension einquartiert.

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Umgefallene Bäume haben auch die Stromversorgung für etliche Haushalte unterbrochen. Die 110-kV-Leitung zwischen Kaprun und Schwarzach sowie die 220-kV-Leitung zwischen St. Johann und Salzburg (beide von der Austrian Power Grid) sind ausgefallen, sagte der Sprecher der Salzburg AG, Sigi Kämmerer. Dadurch – und ebenfalls wegen umgestürzter Bäume – waren auch Leitungen der Salzburg Netz GmbH (eine 100-Prozent-Tochter der Salzburg AG) betroffen und im Pinzgau rund 400 Kunden ohne Strom, im Pongau waren es rund 150.

Sturm fegte über Österreich

Der Sturm ist in den späten Abendstunden verbreitet mit annähernd 100 km/h über das Bundesland gefegt, sagte Michael Butschek von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) Salzburg. In Abtenau wurden 99 km/h gemessen, in der Stadt Salzburg beim Flughafen waren es 82 Stundenkilometer. “Die Warnung hat gepasst”, resümierte der Meteorologe. Der Schnee war am Mittwochvormittag noch nicht das große Thema in Salzburg, weil die Niederschläge zunächst recht gering ausfielen. Ab etwa 1.000 Meter Seehöhe war es leicht angezuckert. Das soll sich aber laut Butschek ab dem Nachmittag ändern, weil dann stärkere Niederschläge zu erwarten seien. Ab 800 bis 1.000 Meter erwartet er Neuschnee, in den Bergen sogar ergiebig. Der heftige Sturm ist seinen Angaben zufolge inzwischen vorbei. “Die erste Welle ist vorüber, jetzt ist die kalte Luft da”, so der Meteorologe. Der Wind werde aber weiterhin stürmisch bleiben.

Stromausfall in 30 000 Haushalten

Ein heftiger Temperatureinbruch mit starken Sturmböen hat zu teils massiven Beschädigungen, Felsstürzen und Stromausfällen geführt. Vor allem in Tirol rückten die Feuerwehren zu zahlreichen Einsätzen aus. Stromleitungen wurden durch abgebrochene Äste oder umgestürzte Bäume beschädigt. Vor allem in den Bezirken des Tiroler Unterlands verzeichneten die Feuerwehren zahlreiche Einsätze. 30.000 Haushalte waren zwischenzeitlich ohne Strom. Personen kamen nicht zu Schaden.

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Auch etliche Straßenzüge im Bundesland waren nach Angaben der Polizei zeitweise unbefahrbar. So musste etwa die Inntalautobahn zwischen Wattens und Wörgl kurzzeitig gesperrt werden. In Silz im Tiroler Oberland stürzte ein Baum auf ein Haus. Die Stubaitalbahn konnte Mittwochfrüh zwischen Fulpmes und Kreith nicht verkehren.

Sturmeinsätze im ganzen Burgenland

Im Burgenland haben der starke Regen und der Sturm für einige Feuerwehreinsätze gesorgt. Sowohl im Norden, etwa in Parndorf und Neusiedl am See sowie in Bad Sauerbrunn, als auch im Landessüden, in Markt Allhau, Unterwart bis nach Kalch, rückten die Einsatzkräfte aus, so eine Sprecherin der Landessicherheitszentrale Burgenland (LSZ) zur APA. Verletzt wurde niemand. “Es war nicht so dramatisch”, schilderte die Sprecherin der LSZ. Insgesamt wurden neun Feuerwehren wegen umgestürzter Bäume und Pumparbeiten alarmiert.

“Gonzalo” fegte mit über 150 km/h über Österreich

Sturm “Gonzalo” ist in der Nacht auf Mittwoch mit teilweise über 150 km/h über Österreich gefegt. Am Sonnwendstein am Semmering erreichte er eine Spitze von 155 km/h, am Buchberg waren es 151 km/h. Insgesamt 24 Wetterstationen verzeichneten bis Mittwoch 9.00 Uhr Windspitzen über 100 km/h, an 55 Stationen wurden laut Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) über 90 km/h gemessen.

Über die Jubiläumswarte in Wien zog “Gonzalo” mit 125 km/h, am Innsbrucker Flughafen erreichte er eine Geschwindigkeit von 122 Stundenkilometer. Die dritte Landeshauptstadt mit über 100 km/h war St. Pölten, hier wurden beim Landhaus 105 km/h verzeichnet.

Den Oktober-Windrekord in Österreich hält übrigens die Station am Salzburger Sonnblick auf 3.109 Meter Seehöhe. Hier wurden im Jahr 2000 233 km/h gemessen. “Gonzalo” fegte in der Nacht lediglich mit 94 km/h über das Sonnblickobservatorium.

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(APA)

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