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Szene-Wirt in Wien verkaufte Kokain an Künstler: Prozess wurde vertagt

Bekannter Wiener Szene-Wirt vor Gericht.
Bekannter Wiener Szene-Wirt vor Gericht. ©APA
Der Wirt eines Wiener Szenelokals, in dem Musiker, Autoren, Kabarettisten, Friseure und Architekten verkehrten, sowie seine Kellnerin mussten sich am Montag am Landesgericht wegen Drogenhandels verantworten. Sie sollen in den vergangenen zehn Jahren Stammgäste mit Kokain versorgt haben.
Szene-Wirt vor Gericht
Vorwürfe gegen Wirten

Da einige der prominenten Zeugen nicht erschienen waren, wurde der Prozess auf Ende September vertagt.

Leider gingen die “normalen” Geschäfte in dem 2002 in Neubau eröffneten Künstlerlokal alles andere als gut. So begann der 62-Jährige Wirt und ehemalige Musiker 2005, an seine Bekannten Koks zu verkaufen, das in einem Abstellraum gebunkert war. Eine “Handvoll” Stammgäste und Freunde sollen sich so mit insgesamt 1.268 Gramm versorgt haben. Der Angeklagte will damit seine eigene Sucht finanziert haben.

Wirt und Kellnerin ein “eingespieltes Team”

Laut dessen Anwalt Herbert Eichenseder soll es nicht so viel gewesen sein, da der zu 52,5 Prozent reine Stoff, der bei seinem Mandanten sichergestellt wurde, für den Verkauf auf die doppelte Menge gestreckt wurde – pikanterweise mit dem Mittel Manitol, einem afrikanischen Abführmittel. “Es hat sich aber keiner beschwert.”

Der 62-Jährige und seine Kellnerin waren ein “eingespieltes Team”, wie sie vor der Polizei ausgesagt hatte. Die 57-Jährige hatte den strikten Auftrag, nur an jene Gäste zu verkaufen, die ihr zuvor als vertrauenswürdige Abnehmer genannt worden waren. Dafür sowie für Putzarbeiten und das Kellnern wurde ihr die Miete in Höhe von 378 Euro bezahlt. “Wir hatten keine Laufkundschaft, nur einen Stamm von Freunden”, beteuerte der Angeklagte. Warum dann ein verdeckter Ermittler der Polizei dennoch einschlägig “bedient” wurde, konnten sich beide Beschuldigten nicht erklären.

Den im Lokal verkehrenden Musikern ging es offenbar finanziell nicht gerade rosig, teilweise konnten sie sich nur ein halbes Gramm leisten. 70 bis 100 Euro für ein ganzes wären zu teuer gewesen. Zumindest ein Zeuge musste durch Taxifahren über die Runden kommen.

Vorwürfe gegen Promi-Anwalt Tomanek

Laut der Aussage eines Kellners soll der prominente Anwalt Werner Tomanek zumindest ein Gramm gekauft haben. Der Jurist bestritt dies vor dem Verhandlungssaal vehement: “Völliger Schwachsinn!” In seiner anschließenden Zeugenaussage legte er dar, er hätte den Wirt, den er seit 20 Jahren kennt, in einer zivilrechtlichen Angelegenheit vertreten und wäre in dieser Angelegenheit drei-, viermal in dessen Lokal gewesen. Diese Angaben tätigte Tomanek auch außerhalb des Verhandlungssaales vor TV-Kameras. Auch die beiden Beschuldigten wollen dem Juristen nichts verkauft haben.

Der Kellner, der zwar selbst mit dem Beschuldigten Kokain konsumiert, aber sonst nichts mit diesen Geschäften zu tun hatte, nannte auch einen prominenten Autor als Käufer. Doch dieser soll lediglich geplant haben, eine Biografie des Angeklagten zu schreiben, meinte dieser. Selbst konnte er dazu nicht befragt werden, da er sich ebenso urlaubsbedingt entschuldigt hatte wie ein bekannter Kabarettist. Auf dessen Aussage glaubt das Gericht verzichten zu können, der Schriftsteller wird jedoch bei der Fortsetzung ebenso neuerlich geladen wie der Kellner, der im Gegensatz zu den Angaben des Beschuldigten von 30 bis 40 Abnehmern wissen will.

Richter Patrick Aulebauer vertagte auf den 25. September.

(APA)

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