AA

Tatortreiniger: Immer mehr Aufträge in Salzburg

©Der Müll stapelte sich bis an die Decke./CCS
Sein Job ist der Tod – der 21-jährige Daniel Hodzic ist Österreichs einzig geprüfter Tatortreiniger und im ganzen Land unterwegs. In Salzburg passiert das meiste, sagt er. Kurz nach seinem letzten Auftrag in der Mozartstadt haben wir ihn zum Interview getroffen.

„Wir haben gerade sechs Tage lang eine Messiewohnung ausgeräumt“, erzählt Hodzic. Der Müll hat bis an die Decke gestapelt, der Eingang ins Klo war gar nicht mehr zu erkennen“, schildert der 21-Jährige seinen letzten Einsatz. In der Wohnung war eine Person eines natürlichen Todes verstorben. Überhaupt seien Messiewohnungen in Salzburg besonders häufig. Nur Selbstmorde gebe es mehr, schildert der Tatortreiniger seine Auftragslage.

 

Der Müll stapelte sich bis an die Decke./CCS
Der Müll stapelte sich bis an die Decke./CCS ©Der Müll stapelte sich bis an die Decke./CCS

Tatortreiniger bereitet Leichenfundort auf

Im Alter von 16 Jahren hat Hodzic zum ersten Mal bei der Reinigung eines Tatortes mitgeholfen. Zwei Jahre später hat er sich nach der Meisterprüfung in der Denkmal-, Fassaden- und Gebäudereinigung mit seinem Unternehmen CCS selbstständig gemacht. Seitdem ist er rund um die Uhr erreichbar und reinigt gemeinsam mit vier weiteren Mitarbeitern in ganz Österreich Tatorte nach Morden oder Selbstmorden und Messiewohnungen mit Todesfällen. „Ein Tatortreiniger ist jener, der den Leichenfundort aufbereitet. Der Tatort bezieht sich immer auf eine Leiche – egal ob natürlicher Tod, Mord oder Suizid“, erklärt Hodzic, der eine zusätzliche Ausbildung zum geprüften Tatortreiniger in Deutschland absolviert hat.

Umgang mit Blut und Leichenresten

Die Arbeit selbst sei für ihn nicht schwer, sagt der 21-Jährige im Gespräch mit SALZBURG24. „Ich denke dabei nicht groß nach. Während ich mit meinen Leuten Blut auswische oder Leichenreste beseitige, versuchen wir uns durch Smalltalk abzulenken.“ Den Umgang mit Blut, Verwesungsgerüchen, Leichenspuren oder Fäkalien könne man nicht lernen. „Entweder man kann‘s, oder man kann es nicht.“ Anstrengender und oft auch grausiger als die Arbeit an sich sind für Hodzic die Geschichten dahinter. Die wolle er am liebsten gar nicht wissen, sagt er.

 

Für diese Aufnahme wurde ein fiktiver Tatort mit Kunstblut nachgestellt.
Für diese Aufnahme wurde ein fiktiver Tatort mit Kunstblut nachgestellt. ©Damit die Haut und die Kleidung keine Gerüche aufnimmt, wird viel Geld in luft- und wasserdichte Overalls investiert. Für diese Aufnahme wurde ein fiktiver Tatort mit Kunstblut nachgestellt./OÖ Nachrichten/Volker Weihbold

“Da ist nur das Kinn übrig geblieben”

Die Leiche selbst sehen die Tatortreiniger nicht mehr. Wenn Hodzic mit seinem Team kommt, ist die Leiche schon weg und der Tatort inzwischen wieder von der Polizei freigegeben. Der bisher schwierigste und zeitlich intensivste Auftrag für den 21-Jährigen war die Reinigung eines Tatortes nach einem Selbstmord bei rund 40 Grad. „Das ganze hat zehn Stunden gedauert, durch die hohen Temperaturen waren die Gerüche extrem, die Bakterien haben sich da sehr wohl gefühlt“, schildert Hodzic. Dazu kam, dass sich der Mann mit einem Jagdgewehr, verstärkt durch Wasser, erschossen hat. „Das machen Leute, damit die auf keinen Fall überleben. Es ist nur sein Kinn übrig geblieben. Alles andere hat sich in der gesamten Wohnung verteilt.“

Was tun, ohne Tatortreiniger?

kl67700382_origAm meisten motiviert den jungen Mann die Dankbarkeit seiner – meist privaten – Kunden. „Die Leute, die mich beauftragen sind mir anschließend so dankbar. Was würden sie tun, wenn es keinen Tatortreiniger gibt? Sie würden ihr Leben lang diese Bilder im Kopf haben.“ Er rate seinen Kunden auch immer dazu, den Tatort nicht zu betreten, wenn es nicht notwendig sei, so Hodzic. Er mache die Arbeit gerne, weil er den Menschen damit helfen könne – “und natürlich ist der Verdienst auch nicht so schlecht”, so Hodzic.

Auch schwarze Schafe in Branche

Leider gebe es in der Branche immer wieder auch schwarze Schafe. So nützten manche „Tatortreiniger“ (jeder Gebäudereiniger darf auch einen Tatort reinigen, da es den Beruf Tatortreiniger in Österreich nicht gibt, Anm.) die Verzweiflung, Hilflosigkeit und Notlage der Angehörigen aus und verlangten horrende Preise, schildert Hodzic. „Ich kenne einen Fall, da hat eine Firma für die Reinigung von zehn Quadratmetern 5.000 Euro netto verlangt, bei uns würde das zwischen 600 und 700 Euro kosten, schildert der 21-Jährige. Zu den genauen Preisen wollte sich Hodzic im Interview nicht äußern.

Vor allem in Salzburg nimmt die Auftragslage für Hodzic derzeit zu, sein Ziel sei es, die Zusammenarbeit mit Bestatter und Polizei weiter zu verstärken. „Immer noch wissen viele Menschen gar nicht, dass es diese Dienstleistung überhaupt gibt.“

  • VIENNA.AT
  • Flachgau
  • Tatortreiniger: Immer mehr Aufträge in Salzburg
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen