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The Makemakes im Interview: "Wir sind keine typische Song Contest-Band"

Vergangene Woche gastierten Österreichs diesjährige Song Contest-Vertreter im ausverkauften Wiener WUK - VIENNA.at traf The Makemakes zum Gespräch über Trara und Blitzlichtgewitter, ihr Debütalbum und ihre Wünsche für die Zeit post Song Contest.
The Makemakes live in Wien

Im ausverkauften WUK haben Österreichs Song Contest-Vertreter The Makemakes vergangene Woche ein Konzert auf die Bühne gebracht, wie es weniger mit dem ESC wohl kaum zu tun haben könnte: Handgemachte, hochqualitative Rockmusik durch und durch. Im Rahmen des Gigs baten wir Dominic „Dodo“ Muhrer, Markus Christ und Florian Meindl zum Gespräch.

The Makemakes im Interview

Ihr kommt derzeit viel herum, wie reagiert das Publikum außerhalb Österreichs auf euch?

Florian: Ziemlich gut eigentlich. Überall, wo wir bislang waren, gab es stets viel positives Feedback. Wenn ich vom Drumset aus die Leute überblicke, sehe ich gleich, wenn die Füße mitgehen, das Tanzen immer mehr einsetzt. Man merkt, dass die Musik ganz gut ankommt.

Wo hat es euch bislang am besten gefallen?

Dominic: Serbien war als Stadt schon verdammt cool … tolle Atmosphäre, gutes Essen, super Leute …

(Zustimmendes Nicken von Markus und Florian).

Nach eurem Sieg bei “Wer singt für Österreich” meintet ihr, ihr wollt erstmal großen Snowboard-Urlaub machen. Ist was daraus geworden?

Dominic (lacht): Leider nein, wir hatten danach doch eine Menge Stress, vor allem wollten wir unser Album fertigbekommen, das dann im Mai erscheint. Gleichzeitig gab es Europa-Konzerte, Österreich-Tour, … da blieb nicht mehr viel Zeit fürs Boarden. Das werden wir dann im Winter auf jeden Fall nachholen.

“Beim Song Contest geht es eigentlich um die Musik”

Wie erlebt ihr den „ESC-Rummel“ – gab es große Überraschungen dabei, Dinge, die ihr euch anders vorgestellt habt?

Dominic: Uns ist noch bewusster geworden, dass wir alles andere als eine “typische Song Contest-Band” sind. Wir sind eine der einzigen Bands dort … außerdem hat es uns davor gegeben, und es wird uns auch danach geben. Beim ESC sind viele Acts, die eine riesige Show mit viel Drumherum haben. Das ist aber überhaupt nicht unser Ding – wir sind daher froh, dabei zu sein, denn vielleicht wird dann beim Song Contest bewusster, dass es eigentlich um die Musik geht. Nicht um das ganze Trara.

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Wen seht ihr als großen Gegner beim Song Contest?

Dominic: “Gegner” würd ich gar nicht sagen … es sind alle Leute voll nett, wir haben uns mit allen bislang sehr gut verstanden. Serbien finde ich verdammt gut, das ist eine gscheite Soul-Maschine! Der Schwede ist auch sehr beliebt, was man so mitkriegt …

Florian: Ich find’ die Finnen cool. Cooles Lied, kurz und bündig. Die taugen mir.

Gibt es einen Act bzw. Beitrag, der euch gar nicht gefällt?

Florian: So negativ beurteilen wir die anderen nicht. Uns wäre nichts aufgefallen, das besonders negativ hervorsticht.

Womit wollt ihr das Publikum Europas für euch gewinnen?

Markus: Ganz einfach – mit dem Lied.

Dominic: Genau. Wir lassen einfach den Song für uns sprechen. Dieses ganze Drumherum und Blitzlichtgewitter, dass man fast schon einen epileptischen Anfall kriegt, das brauchen wir gar nicht so – und wollen wir auch nicht. Bei einem Gig auf der Tour gehört es natürlich dazu, eine geile Lichtshow zu haben, aber bei dem Lied (“I Am Yours”, Anmerkung) wäre es einfach unpassend.

Florian: Und da der Song Contest ja ein “Green Event” schauen wir auch darauf, dass der Stromverbrauch unten bleibt.

Dominic: Vielleicht setzen wir auch auf Feuer … Klavier anzünden macht schon verdammt viel Spaß …

Kommen starke patriotische Gefühle auf, wenn man weiß, dass man das eigene Land bei so einem Event vertritt? Stolze Gefühle Marke „I am from Austria“ …?

Dominic: Gerade weil der ESC in Österreich stattfindet, ist es schon cool, dass wir die Vertreter sein dürfen – vor allem als extrem untypischer Song Contest-Act.

Florian: Und wir leben auch gerne in Österreich, uns gefällt es dort, wo wir herkommen. Zwischen Bergen und Seen … da kommt man immer wieder gerne Nachhause.

Ihr seid eine Rockband, tretet aber mit einer sehr gefühlvollen Ballade beim ESC an. Warum nicht etwas Flotteres?

Dominic: Wir haben damals ja mehrere Lieder gemeinsam mit Jimmy Harry (US-Songwriter und Produzent, mit dem The Makemakes in Los Angeles gearbeitet haben, Anmerkung) für den Song Contest geschrieben. Das war ein sehr cooler Songwriting-Prozess: Nicht so, wie man es sich vielleicht vorstellt, dass der Producer sagt “Wir machen das so und so”, sondern gemeinsames Musizieren wie im Proberaum. Dabei haben wir fünf Lieder komponiert, die alle echt gut geworden sind. Dann haben wir uns einfach gedacht, dass “I Am Yours” am besten geeignet ist.

Habt ihr momentan noch Zeit für ein Privatleben?

Dominic: Momentan nicht wirklich, aber das passt schon so. Es ist cool, dass wir alles zu dritt als Freunde machen können – wir machen uns natürlich eine Gaudi aus dem ganzen Schas, den wir machen müssen!

Hand aufs Herz: Geht ihr euch schon auf die Nerven?

Dominic (lacht): Naa. Wir sind ja unkompliziert. Und zur Not gibt es Einzelzimmer!

Verspürt ihr Druck, wie es nach dem ESC für euch als Band weitergeht? Angst, dass das Interesse an euch dann weniger wird?

Dominic: Nicht wirklich. Unser Album erscheint jetzt wie gesagt, und wir sind schon sehr gespannt, wie die Leute darauf reagieren werden, weil es doch sehr rockig ist. Von der langsamen Blues-Nummer bis zum Vollgas-Rock’n’Roll-Lied ist alles dabei. Es ist also gar nicht so “kommerziell”, wie manche Leute vielleicht denken würden … Für uns haben sich bereits viele neue Möglichkeiten ergeben. Wir sind dann zum Beispiel mit One Republic unterwegs, das wird eine echt fette Stadion-Tour! Und egal, was passiert: Wir werden weitermachen wie immer. Wir werden weiterhin Musik machen, weiterhin viel live spielen und auch das zweite Album in Angriff nehmen.

Um Popmusik aus Österreich findet derzeit ja ein ziemlicher Hype statt – gefällt euch, was sich derzeit am Musikmarkt tut?

Dominic: Natürlich, es ist ja saugeil, dass auch mal über die Grenzen hinweg was geht. In Wirklichkeit beschränkt sich diese “Neue Österreichische Pop-Welle” ja eh nur auf zwei Bands … aber es soll so weitergehen, damit nur viel mehr Bands aus Österreich im Ausland bekannt werden. Viele Leute, die sich etwa den ESC-Vorentscheid angeschaut haben, waren dann ganz verwundert, “Aha, es gibt ja doch einiges an Musik aus Österreich!” Viele denken wohl noch, dass wir als kleines Land musikalisch nicht so viel zu bieten haben. Ich denke aber, es gibt in jedem einzelnen Bundesland viele extrem gute Bands und Musiker. Die sollen einfach alle ans Tageslicht kommen.

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Habt ihr konkrete Pläne, wie es für euch nach dem ESC weitergeht?

Dominic: Na, am besten, sie wählen uns dann als Jury und lassen uns entscheiden, wer in den nächsten Jahren zum Song Contest fahren darf, dann kommen sicher immer gute Acts! (lacht)

Habt ihr das Gefühl, ihr habt jetzt volle Entscheidungsfreiheit, oder müsst ihr auch viele Dinge tun, die ihr lieber nicht machen würdet?

Dominic: Wir werden schon viel von Termin zu Termin geschickt. Aber was das Kreative betrifft, haben wir von Anfang an festgelegt, dass die Entscheidungsgewalt bei uns bleibt. Es gibt immer wieder Leute, die sich einmischen wollen, oder auch nützliche Tipps geben. Aber die vielen Pressetermine kommen uns ja auch zugute, das ist ein Geben und Nehmen.

Was war der nützlichste Tipp bisher?

Dominic: Die Sprudel-Maschine! Meine Stimme ist nämlich durch das tägliche Singen ziemlich beansprucht. Dann hab ich einen tollen Tipp bekommen: Einfach einen Schlauch in eine größere Wasserflasche geben und reinsingen – durch die Blubberbläschen im Wasser werden die Stimmbänder massiert und aufgelockert. Schaut natürlich komisch aus … in Amsterdam haben sie alle geglaubt, ich bin am Bong-Rauchen.

Florian: Die anderen Teilnehmer sind vorbeigegangen und haben verwirrt geschaut, das war lustig.

Wird es nach dem Song Contest ein bisschen Urlaub für euch geben?

Florian: Nein, wir touren weiter mit One Republic, im Sommer gibt es auch einige Termine, und dann kommt auch schon die Album-Release-Tour.

Dominic: Vielleicht gehen sich ja ein bis zwei Wochen Urlaub aus … sonst ist die Freundin böse!

>> Kein Hauch von Song Contest: So war das Konzert der Makemakes in Wien.

Red./(ABE), Fotos: Sebastian Windisch.

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