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The Other Side Of Hope - Trailer und Kritik zum Film

Der finnische Starregisseur Aki Kaurismäki hat den Film zum Tag der 67. Berlinale geliefert. Mit "Die andere Seite der Hoffnung" hat sich der 59-Jährige beim Wettbewerb mit einer Flüchtlingsgeschichte beteiligt, ähnlich dem Vorjahressieger "Seefeuer". Dass der Spielfilm ebenfalls den Bären gewinnen wird, ist aber keineswegs ausgemacht.

Kaurismäki erzählt mit gewohnt nordischer Zurückhaltung und trockenem Humor zwei Handlungsstränge parallel, die erst spät im Film zusammengefügt werden. Da ist auf der einen Seite der Handelsvertreter für Bekleidungstextilien, Waldemar Wikström (Sakari Kuosmanen), der eines Morgens wortlos seine Frau und seine Wohnung verlässt, im Casino einen hohen Gewinn einstreift und damit ein schlecht gehendes Restaurant kauft.

Auf der anderen Seite steht der syrische Mechaniker Khaled (Sherwan Haji), der aus Aleppo geflüchtet ist und dessen Asylansuchen in Finnland abgelehnt wird. Er taucht unter und im Restaurant von Wikström wieder auf. Die Belegschaft dieses Lokals bildet nun eine mehr als schräge Gemeinschaft: Türsteher, Kellnerin, Koch, Khaled, ein kleiner Hund und der Besitzer. Dieser beschafft Khaled einen falschen Pass und organisiert die Zusammenführung mit Khaleds Schwester.

Eindrucksvoll stellt Kaurismäki die Bescheidbegründung, Khaled werde wegen nicht ausreichender Bedrohung in seine Heimat abgeschoben, unmittelbar den Berichten im finnischen Fernsehen gegenüber, die von den Gräueln in Aleppo erzählen. Die Gestaltung des Flüchtlingsmilieus gerät dem Regisseur allerdings um einen Hauch zu glatt. Ausschließlich alle sind liebenswürdig, nett und hilfsbereit zueinander. Dennoch wird der Film nicht schwarz-weiß gezeichnet: Die finnischen Behörden sind meist korrekt-distanziert, und es gibt die dunkle Seite des Landes. Sie bedroht Khaled gewaltsam – auf der Straße, in der Tiefgarage.

The Other Side Of Hope – Die Handlung und Kritik

Die Handlung wird aber nicht bierernst abgehandelt, sondern mit viel Ironie. Wikström ist ein aus der Zeit gefallener Unternehmer mit Stecktuch, Limousine und Schallplattensammlung. Die kleine Belegschaft des Restaurants ist schrullig, aber sympathisch. So wird das ernste Thema zwar mit schonungslosem Blick auf die europäische Wirklichkeit, aber mit Witz behandelt. “Die andere Seite der Hoffnung” ist der zweite Teil einer Trilogie, deren Klammer Hafenstädte sind. Daraus ist nach den Worten des Regisseurs eine Flüchtlings-Trilogie geworden. “Ich bin faul, und deshalb muss ich immer eine Trilogie machen, um mich überhaupt zu bewegen”, sagte Kaurismäki heute, Dienstag, bei der Pressekonferenz im Anschluss an die Pressevorstellung. Der Arbeitstitel habe ursprünglich “Der Flüchtling” geheißen. “Ich hätte den Film auch ‘Der Saboteur’ nennen können”, sagte der Regisseur. “Dazu bin ich aber dann zu faul gewesen.”

“Die jungen und die alten Finnen hatten plötzlich das Gefühl, als würde uns jemand angreifen, wie die Sowjets vor einigen Jahrzehnten”, sagte Kaurismäki über den Umgang der Finnen mit Asylsuchenden. “Ein komisches Gefühl hatten die Leute. Diese Einstellung unter meinen Landsleuten hat mir überhaupt nicht gefallen.” Mit seinem Film wolle er die Finnen und die Welt sensibilisieren, denn, so Kaurismäki: “Wo zum Teufel ist die Menschlichkeit geblieben?”

>> Alle Filmstartzeiten zu “The Other Side Of Hope”

(APA)

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