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Thiem im Brisbane-Halbfinale gegen Federer chancenlos

Thiem kam nicht aus der Defensive heraus
Thiem kam nicht aus der Defensive heraus
So hat sich Dominic Thiem sein erstes Kräftemessen auf der ATP-Tour mit Tennis-Superstar Roger Federer wohl nicht vorgestellt. Der 22-jährige Niederösterreicher war am Samstag in Brisbane im Halbfinale gegen den topgesetzten Schweizer chancenlos und unterlag nach exakt einer Stunde glatt mit 1:6,4:6. Thiem spielt kommende Woche als Nummer zwei gesetzt noch in Sydney, ehe es nach Melbourne geht.


Der Unterschied zwischen dem Weltranglisten-20. Thiem und der Nummer drei der Welt war von Beginn weg doch zu sehen. Federer gelang ein perfekter Start mit Breaks zum 2:0 und 4:0, letzteres dank eines Doppelfehlers von Thiem. Nach nur 16 Minuten stand es 5:0 für den 34-jährigen Eidgenossen. Thiem verhinderte im Generationenduell zwar mit seinem ersten Spielgewinn das 0:6, doch nach 22 Minuten hatte Federer Satz eins in der Tasche.

Neuerlich mit einem Doppelfehler gab Thiem das Auftaktspiel im zweiten Durchgang ab. Österreichs dreifacher Turniersieger, der in Brisbane zum zweiten Mal nach St. Petersburg 2015 im Halbfinale eines ATP-Hartplatz-Turniers stand, steigerte sich dann etwas, und es gelang ihm auch gleich im Anschluss seinen einzigen Breakball gegen Federer zum 1:1 zu nützen. Thiem ging in der Folge zum 2:1 und zum 3:2 mit dem Aufschlag in Führung, doch ein schwaches siebentes Spiel mit einem seiner insgesamt fünf Doppelfehler und zwei leichten Fehlern brachte die Entscheidung: Federer breakte Thiem erneut zum 4:3, vergab bei 5:3 zwar seinen ersten Matchball, servierte aber in der Folge sicher aus.

Mit einem Ass zog Federer in sein insgesamt 136. Finale ein, in dem er am Sonntag als Titelverteidiger wie schon vor einem Jahr auf den Kanadier Milos Raonic trifft. Es war übrigens das insgesamt zehnte Aufeinandertreffen Federers mit einem Österreicher, er stellte in dieser Bilanz auf 8:2. Sowohl gegen Stefan Koubek (2001 in Wien) und zuletzt gegen Jürgen Melzer (2011 Monte Carlo) hat er je eine Niederlage erlitten.

Thiem musste sich gegen einen stark aufspielenden Federer (“Das war mein bestes Match des Turniers”) aber dennoch den Vorwurf machen, sein Potenzial nicht ausgeschöpft zu haben. Die Aufschlagleistung konnte an jene vom Viertelfinalsieg über Marin Cilic (CRO-3) nicht heranreichen. Auch 26 unerzwungene Fehler sind gegen einen absoluten Spitzenspieler zu viel. Im insgesamt elften Aufeinandertreffen Thiems mit einem Top-Ten-Spieler resultierte dies in der zehnten Niederlage. Der Sieg über Federers Landsmann Stan Wawrinka (2014 in Madrid) bleibt Thiems bisher einziger über einen Spieler aus diesem Kreis.

“Es war meine beste Leistung in dieser Woche”, sagte Federer, dessen Teilnahme zu Beginn der Woche noch in der Schwebe gestanden war. Wegen einer leichten Grippe hatte der Titelverteidiger die Turnierverantwortlichen gebeten, seine erste Partie gegen Tobias Kamke so weit als möglich nach hinten zu verlegen und erst am Donnerstag anzusetzen.

Federer hat damit ein weiteres der vielen “Generationenduelle” für sich entschieden: Seine Bilanz gegen Spieler, die in den 1990er-Jahren geboren sind, lautet nun schon 41:3.

Hatte Federer im Viertelfinale gegen Grigor Dimitrov zwischenzeitlich noch leicht geschwächt gewirkt, war gegen Thiem von körperlichen Beschwerden nichts mehr zu spüren. “Ich habe den Ball heute sehr gut getroffen und freue mich, wieder im Finale zu stehen”, sagte Federer, der auch froh war, vor dem Finale gegen Aufschlag-Riesen Milos Raonic “ein bisschen mehr Rast” zu haben. Stellt Federer im direkten Duell gegen Raonic auf 10:1, dann holt er am Sonntag schon Titel Nummer 89.

Das Match heute war, wie man am Ergebnis sehen kann, nicht so gut, ich habe schlecht begonnen und das bestraft ein Weltklasse-Spieler wie Roger sofort”, konstatierte Thiem via Facebook.

Im zweiten Satz habe er sich etwas bessern können. “Allerdings habe ich beim Servieren komplett ausgelassen. Generell war das heute keine Glanzleistung meinerseits”, zeigte sich Thiem selbstkritisch, bilanzierte aber nach seinem Saisonauftakt doch noch positiv. “Nichtsdestotrotz bin ich über den Einstieg in die Saison 2016 recht zufrieden. Morgen geht es dann weiter nach Sydney, neue Stadt neues Glück!” Mit dem hashtag “‪#‎derMaestrohatgesiegt” zollte Thiem dem Weltstar auch Respekt.‬

Dennoch: Thiem ist stark ins Jahr 2016 gestartet, hat 90 Punkte und 20.545 US-Dollar (18.916,31 Euro) Preisgeld geholt und vor allem auch Selbstvertrauen. Nach dem verpatzten Saisonstart vor einem Jahr kann Thiem auch kommende Woche beim erstmaligen Antreten in Sydney, wo er als Nummer zwei gesetzt zunächst ein Freilos hat, voll punkten. In der Woche darauf geht es für den jüngsten Spieler in den Top 20 zu den Australian Open in Melbourne (ab 18.1.), wo er im Vorjahr schon in der ersten Runde ausschied.

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