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Tote Flüchtlinge auf der A4: Vierte Festnahme

Nach dem Drama folgte jetzt die vierte Festnahme.
Nach dem Drama folgte jetzt die vierte Festnahme. ©APA
Nach dem Flüchtlingsdrama auf der A4 ist in Ungarn ein vierter Verdächtiger festgenommen worden. Das berichtete die ungarische Nachrichtenagentur MTI unter Berufung auf die Budapester Landespolizeidirektion. Der mutmaßliche Schlepper soll es ein weiterer Bulgare sein. Die ungarische Generalstaatsanwaltschaft will den Fall "vorrangig" behandeln.
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Die Staatsanwaltschaft Eisenstadt geht unterdessen davon aus, dass die festgenommenen Männer – drei Bulgaren, davon einer libanesischer Abstammung, und ein Afghane mit ungarischer Identitätskarte – nach Österreich überstellt werden. Der auf Betreiben der Eisenstädter Anklagebehörde erlassene Europäische Haftbefehl würde an sich die Überstellung der Verdächtigen indizieren, meinte Behördensprecherin Verena Strnad auf APA-Anfrage. Die Auslieferung wäre “grundsätzlich Sinn des Europäischen Haftbefehls”. Die ungarischen Behörden müssten prüfen, ob dem auch entsprochen wird.

Flüchtlingsdrama: Ermittlungen “in alle Richtungen”

Formal wird von der Staatsanwaltschaft derzeit wegen Schlepperei, vorsätzlicher Gemeingefährdung mit Todesfolge und Mordverdachts ermittelt – “in alle Richtung”, wie Strnad betonte.

Unterdessen wurde am Freitag von der Wiener Gerichtsmedizin mit der Obduktion der 71 Leichen begonnen. Wo diese vorgenommen werden, wie viele Gerichtsmediziner daran beteiligt sind und wie die organisatorischen Abläufe im Groben aussehen, ließ sich für die APA nicht klären. Der Leiter der Gerichtsmedizin, Daniele Risser, verwies auf den “Krisenstab der Polizei” und erteilte keine weiteren Auskünfte. Seitens der Polizei blieb eine dahin gehende Anfrage unbeantwortet. Die Kommunikationsstelle der Meduni Wien, der das Dependance für Gerichtsmedizin untersteht, bestätigte lediglich, dass mit den Leichenöffnungen begonnen wurde. Weitergehende Informationen wurden nicht erteilt.

Kritik an Foto in Kronen Zeitung

Für Kritik sorgte ein von der “Kronen Zeitung” veröffentlichtes Foto, das tote Flüchtlinge unverpixelt und zusammengedrängt auf der Ladefläche des Lkw zeigt. Beim Österreichischen Presserat gingen dazu bis Freitagnachmittag an die 30 Beschwerden ein. In der Abendausgabe war das Foto erneut abgedruckt, die Flüchtlinge dieses Mal jedoch unkenntlich gemacht. Man habe sich nach “intensiver Diskussion in der Chefredaktion dazu entschlossen, die Katastrophe so zu zeigen, wie sie wirklich ist”, steht in einem Kommentar neben dem Foto. Denn das Bild “vom geöffneten Laderaum des Todes-Lkw ist ein erschütterndes Zeitdokument”.

(apa/red)

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