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Tote und Verletzte bei Explosionen auf Kundgebung in Türkei

Menschen wurden bei der Explosion verletzt
Menschen wurden bei der Explosion verletzt
Zwei Tage vor der Parlamentswahl in der Türkei sind bei Explosionen auf einer Kundgebung der oppositionellen kurdischen Partei HDP zwei Menschen getötet und mehr als 100 verletzt worden. Die Wahlveranstaltung am Freitag in Diyarbakir im Osten des Landes sei von zwei Detonationen erschüttert worden, sagte Agrarminister Mehdi Eker der Nachrichtenagentur Anadolu.


Ob es sich um ein Unglück oder einen Anschlag handelte, war nach Angaben von Ministerpräsident Ahmet Davutoglu zunächst unklar. Energieminister Taner Yildiz wies Vermutungen zurück, ein Kurzschluss in einem Transformator sei die Ursache. Yildiz sagte im Fernsehen, die Art der Schäden deute auf einen “äußeren Urheber” hin. Untersuchungen hätten gezeigt, dass die Explosion nicht von dem Trafo ausgegangen sei. Teilnehmer sprachen von einem Bombenanschlag.

“Ich habe zwei Explosionen innerhalb von rund fünf Minuten gehört”, sagte ein 58-Jähriger namens Burhan Kabak. “Ich habe viele verletzte Menschen auf dem Boden gesehen. Da war so viel Blut.” Der 20 Jahre alte Student Mervan sagte: “Sie haben versucht, uns zu töten, aber wir werden am Sonntag gewinnen.”

Rettungskräfte in Diyarbakir sagten, insgesamt würden 133 Menschen mit Verletzungen behandelt. 25 Verletzte waren demnach in einem bedrohlichen Zustand. Andere Quellen sagten, zwei weitere Menschen seien getötet worden. Dies wurde zunächst aber nicht offiziell bestätigt. Berichten zufolge ereignete sich die zweite, deutlich stärkere Explosion etwa zehn Minuten nach der ersten.

Die Explosionen ereigneten sich kurz vor einer Rede von HDP-Chef Selahattin Demirtas. Der Ko-Vorsitzende der HDP, Selahattin Demirtas, rief die Anhänger seiner Partei zur Ruhe auf. “Wir werden dieser Provokation nicht nachgeben”, sagte er in Reaktion auf die Explosionen. Ministerpräsident Davutoglu versuchte ebenfalls, die Gemüter zu beruhigen und versprach eine rasche Untersuchung der Vorfälle. Dessen ungeachtet dauerten am Abend die Zusammenstöße zwischen der Polizei und jungen Demonstranten in mehreren Vierteln Diyarbakirs weiter an.

Ein dpa-Reporter in Diyarbakir sagte, nach der Explosion hätten HDP-Anhänger Steine auf Polizisten geworfen. Die Polizei habe Wasserwerfer und Tränengas eingesetzt. HDP-Anhänger hätten Präsident Recep Tayyip Erdogan in Sprechchören als “Mörder” bezeichnet.

Am Donnerstag hatte es bei einem Wahlkampfauftritt von Demirtas in Erzurum im Norden des Landes gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen HDP-Anhängern und Nationalisten gegeben. Während des Wahlkampfes habe es über 70 Übergriffe gegen seine Partei gegeben, sagte Demirtas CNN Turk. Erdogan nannte die Explosion eine “Provokation”, die vor der Wahl Unruhe erzeugen solle.

Die kurdische Volksdemokratische Partei (HDP) tritt am Sonntag erstmals bei einer Parlamentswahl an. Bisher waren kurdische Abgeordnete nur als unabhängige Direktkandidaten im Parlament vertreten. Um in die Volksvertretung einzuziehen, muss die Partei die Zehn-Prozent-Hürde überwinden. Umfragen zufolge stehen die Chancen gut. Von ihrem Abschneiden hängt es unter anderem ab, ob die regierende AK-Partei ihre Mehrheit behaupten oder gar auf eine Zweidrittel-Mehrheit ausbauen kann, wie von Erdogan erhofft. Sollte die HDP den Einzug verpassen, könnte die AKP eine 60-Prozent-Mehrheit von 330 Sitzen erzielen.

Eine Zweidrittel-Mehrheit würde Verfassungsänderungen möglich machen. Ziel der AKP ist die Einführung eines Präsidialsystems mit Erdogan an der Spitze. Bisher ist der Ministerpräsident Regierungschef in der Türkei. Der Wahlkampf in der Türkei endet am Samstagabend.

Umfragen sagen der seit mehr als zwölf Jahren regierenden islamisch-konservativen AKP zwar Stimmenverluste voraus. Die von Erdogan mitgegründete Partei bliebe demnach aber stärkste Kraft.

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