Überfüllte Zimmer, zuwenige Betten, Kleinkinder und alte Menschen, die in der Wiese und am blanken Beton schlafen müssen, lange Diskussionen über eine ideale Verteilung der Flüchtlinge auf die Bundesländer – kein Tag vergeht ohne Meldungen rund um das Erstaufnahmezentrum für Flüchtlinge in Traiskirchen. Nun kam ein Video an die Öffentlichkeit, in dem die Asylwerber, die in Traiskirchen untergebracht sind, ihren belastenden Alltag schildern.
“Guantanamo”: Flüchtlinge nennen Traiskirchen ein Gefängnis
Ein Syrer, der mit seiner Frau in Traiskirchen untergekommen ist, nennt das Asyllager ein Gefängnis: “Man sollte es in Guantanamo umbenennen. Entweder man transferiert uns in ein menschenwürdiges Quartier, oder man erlaubt uns, weiterzuziehen, damit wir Zuflucht in einem anderen Land finden.” Das größte Problem sei das Festsitzen in Traiskirchen ohne Möglichkeit auf Transfer, schlägt ein anderer in dieselbe Kerbe. “Warum hält man uns hier fest? Wenn man uns nicht will, sollte man uns weiterziehen lassen. Wir stellen keine Forderungen”, erklärt ein Mann. “Ich dachte immer, dass Österreich ein freies Land wäre, in dem die Menschenwürde und das Recht auf Meinungsäußerung hochgehalten werden,” kritisiert ein anderer Asylwerber.
Schwierige Hygienebedingungen im Erstaufnahmezentrum
Eine alleinstehende Mutter beschreibt das Asyllager als “Staat im Staat ohne Informationen”, und erzählt, wie sie mit ihrer lungenkranken kleinen Tochter im Freien schlafen muss. Die Alternative: Ein Schlafsaal, in dem auch Männer liegen. Als sie darum bat, in ein Frauenhaus zu kommen, wo sie sich sicherer fühle, verwies man sie zurück an den Schlafplatz draußen.
Die Zustände seien “katastrophal”, es fehle an basishygienischen Grundlagen wie nach Geschlechtern getrennten WC’s und Duschen, nicht einmal Trennwände seien darin vorhanden. Eine Frau beschreibt, wie ihre Freundin sie beim Duschen mittels vorgehaltener Matratze von den Blicken der Männer abschirmen müsse. Mehr als ein Interviewpartner spricht davon, dass wegen mangelnder Hygiene Krankheiten und Infektionen im Lager die Runde machen würden. “Kein System, keine Organisation,” wird beanstandet. Drogenhandel und Diebstahl herrsche in aller Öffentlichkeit, Afghanen würden gegenüber anderen Nationalitäten bevorzugt – bekämen mehr Decken, Kleidung, größere Essenrationen. Alle Aussagen im Wortlaut sehen Sie im nachstehenden Video.
Live aus dem Erstaufnahmezentrum Traiskirchen: Asylwerber am Wort
Wie es im Erstaufnahmezentrum Traiskirchen weitergeht, für das derzeit wieder ein Aufnahmestopp ausgerufen wurde, wird sich zeigen. Am Donnerstag steht ein Besuch von Amnesty International an – die Menschenrechtsorganisation will vor Ort nach dem Rechten sehen.