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Trotz Wirtschaftsflaute: Keine Zunahme bei Insolvenzen

Es gibt weniger Firmenpleiten.
Es gibt weniger Firmenpleiten. ©APA
Rückfall in der Wettbewerbsfähigkeit, Investitionsrückstau, Konsumrückgang, steigende Arbeitslosigkeit: Wirtschaftlich ist die Lage in Österreich derzeit weitgehend trist. Das spiegelt sich allerdings nicht in der Insolvenz-Statistik wieder. Was sich zuerst wie eine gute Nachricht anhört, hat einen äußerst trivialen Grund.
Q1: Drei Firmen-”Top-Insolvenzen”

Der AKV EUROPA stellt fest, dass sich die Wirtschaftslage in der Insolvenzstatistik im Bereich der Firmeninsolvenzen nicht widerspiegelt. Ganz im Gegenteil, die Insolvenzen sind rückläufig. Die Gründe? Zahlreiche Betriebe warten ab und beantragen kein formelles Insolvenzverfahren, da sie aufgrund der schlechten Auftragslage eine Schließung des Unternehmens durch das Insolvenzgericht aufgrund fortwährender Verluste befürchten.

Diese Annahme findet ihre Bestätigung darin, dass zirka 50 Prozent (konkret 49,06 Prozent) der im 1.Halbjahr 2015 eröffneten Firmeninsolvenzen nicht auf einen Antrag der Unternehmen (Eigenantrag), sondern auf Anträge von Gläubigern (Fremdantrag) zurückzuführen sind. Dieser zirka 50-prozentige Anteil von Gläubigeranträgen bei Firmeninsolvenzeröffnungen gewinnt umso mehr an Bedeutung, als öffentliche Institutionen derzeit aufgrund der Wirtschaftskrise mit Insolvenzantragsstellungen zurückhaltend sind. Die Insolvenzabweisungen mangels Masse haben deshalb um 21,78% auf 984 Fälle (2014: 1.258) abgenommen. Auffallend ist für das 1. Halbjahr 2015, dass die Firmeninsolvenzen in allen Bundesländern rückläufig waren.

Zeitraum:      1. Hj 2014      1. Hj 2015
eröffnet          1.657               1 443          – 12,91 %
abgewiesen   1.258               984             – 21,78 %
gesamt             2.915               2.427          – 16,74 %

Privatinsolvenzen auf Vorjahresniveau

Bei den Privatinsolvenzen bewegen sich die eröffneten Verfahren auf dem Vorjahresniveau. Tatsächlich gab es Steige-rungen in Wien (+7,21 Prozent) und Niederösterreich (+14,35 Prozent), während in allen anderen Bundesländern die eröffneten Privatinsolvenzen rückläufig waren. Die eröffneten Privatkonkurse verursachten Gesamtpassiva in der Höhe von EUR 438,7 Mio, was eine Durchschnittsverschuldung von EUR 102.800,00 bedeutet, während diese im Vorjahr noch EUR 115.500,00 betragen hat.

Zeitraum:     1. Hj 2014     1. Hj 2015
eröffnet         4.260            4.263          + 0,07 %
abgewiesen  585                517               -11,62 %
gesamt           4.845             4.780          – 1,34 %

Vorarlberg im Detail

Bei den Top Insolvenzen im 1. Halbjahr 2015 in Vorarlberg gemessen nach Passiva handelt es sich um die Insolvenzen über die Bäckerei Viktor Bischof mit Verbindlichkeiten von 1,67 Mio Euro und Deuringschlössle Hotel & Restaurant GmbH mit 1,215 Mio. Euro. Bei einer weiteren Top Insolvenz handelt es sich um einen Privatkonkurs mit Verbindlichkeiten von 1,196 Mio Euro.

In Vorarlberg blieben im 1. Halbjahr 2015 zum Glück weiter Insolvenzen mit einer Vielzahl von betroffenen Arbeitnehmern aus, wobei sich aber unter den Top Insolvenzen nach Dienstnehmern weiterhin jene der Bauleistungen Neumann GmbH aus Schlins mit 30 betroffenen Dienstnehmern befindet, gefolgt von der Bäckerei Herbert Ender „Plazi Bäck“ mit 28 sowie Bäckerei Viktor Bischof mit 26.

Im 1. Halbjahr 2015 wurden bislang 303 Konkurse (Firmen- wie Privatinsolvenzen) eröffnet. Im 1. Halbjahr 2014 belief sich dieses Zahl auf 374. Im 1. Halbjahr 2015 wurden bis dato 55 Firmeninsolvenzen eröffnet. Im Vergleichszeitraum 2014 deutlich mehr, nämlich 94. Bei den Schuldenregulierungsverfahren (Privatkonkurs) verhält es sich ähnlich. Hier wurden im 1. Halbjahr 2015 bislang 248 Verfahren eröffnet, 2014 hingegen 280.

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