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Türkischer Pianist Say startet Konzerthaus-Zyklus

Say in Türkei wegen Islam-Beleidigung verurteilt
Say in Türkei wegen Islam-Beleidigung verurteilt
Der türkische Pianist und Komponist Fazil Say stellt sich dem Wiener Publikum in dieser Saison intensiv vor - im Konzerthaus ist dem Musiker, der in jüngerer Zeit vor allem durch seine Verurteilung wegen Islam-Beleidigung in den Medien vertreten war, ein eigener Zyklus gewidmet. Am Dienstag spielt Say mit dem Gstaad Festival Orchestra unter Kristjan Järvi sein Klavierkonzert "Water".


Erst vor knapp zwei Wochen war Say, bekennender Atheist und prononcierter Kritiker der religiös-konservativen Regierung von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan, zum zweiten Mal zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden. Mit Mitteilungen beim Kurznachrichtendienst Twitter, in denen der auch als Bürgerrechtler aktive Say die Paradiesdarstellungen im Koran ironisch hinterfragte, habe er die “religiösen Werte eines Teils der Bevölkerung” herabgesetzt, so das Urteil, das Say wenn nötig bis zum Menschenrechtsgerichtshof in Straßburg anfechten will.

Das ist aber nur die eine Seite der Bekanntheit von Fazil Say. Vor zehn Jahren war er erstmals Gast im Wiener Konzerthaus- damals als Pianist mit “unkonventioneller” Mozart-Deutung, wie man sich im Konzerthaus erinnert. Als Zugabe spielte er schon damals eine eigene Komposition. In dem ihm gewidmeten Zyklus, der neben dem Konzert am Dienstag auch einen Auftritt mit dem Minetti Quartett am 16. Februar, einen Sonatenabend mit Violinistin Patricia Kopatchinskaja am 11. März, ein Recital am 9. Mai und einen Abschlussabend “mit Friends” am 13. Juni umfasst, gibt es Say mehrfach als Komponisten zu erleben: Ein Streichquartett, zahlreiche Sonaten und Balladen für Klavier, die “Istanbul Symphony” – für deren Einspielung Say erst kürzlich mit einem “Echo Klassik” prämiert wurde – sowie eine ganze “musikalische Reise vom Okzident in den Orient” werden mit Werken von Bach, Scarlatti oder Strawinski kombiniert.

Als “prädestinierter Botschafter des interkulturellen Dialogs” und “musikalischer Brückenbauer” wurde der 1970 in Ankara geborene Say heuer mit dem Rheingau Musik Preis ausgezeichnet. Bei seinem Auftritt beim dortigen Festival hatte Say in diesem Sommer auch zu gesellschaftlichem Engagement der Kunst gemahnt: “Wir Künstler haben eine Aufgabe, und das ist nicht nur Klavierspielen.”

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