Wie aus der jüngst veröffentlichten Kriminalstatistik 2016 für Wien hervorgeht, ist die Zahl der tödlichen Bluttaten, die sich in der Bundeshauptstadt ereigneten, im Jahresvergleich zwar von 20 auf 16 zurückgegangen. Zum Vergleich: 2015 hatte es in Wien insgesamt 20 vollendete Tötungsdelikte gegeben, 2014 einen langjährigen Tiefstand mit neun Fällen.
Drei Morde von 2016 noch ungeklärt
Jedoch gibt es derzeit erstmals seit sieben Jahren auch ungeklärte Morde in der Bundeshauptstadt: Drei der 16 in Wien vollendeten Tötungsdelikte sind bis dato noch ungeklärt. In 41 Fällen blieb es beim Mordversuch. Zwei der drei ungeklärten Tötungsdelikte ereigneten sich im Bezirk Wien-Leopoldstadt, einer geschah in Wien-Meidling – hier eine Übersicht der drei Fälle.
Leichenfund: Frau lag tot in Wohnung in der Leopoldstadt
Anfang April 2016 ist in einer Wohnung im Stuwerviertel in der Leopoldstadt die stark verweste Leiche einer 75-jährigen Frau gefunden worden. Es bestand der Verdacht, dass die Witwe erdrosselt worden war.
Die Polizei hat nach Angaben von Mitte März 2017 immer noch kaum Ansätze für ihre Ermittlungen, was diesen Fall betrifft. Die Exekutive war am 6. April 2016 von einer Hausbesorgerin in der Mumbgasse alarmiert und über starken Verwesungsgeruch informiert worden, den die Frau im Stiegenhaus des Hauses wahrgenommen hatte. Die Einsatzkräfte stellten rasch fest, aus welcher Wohnung dieser kam, und öffneten das betreffende Appartment.
Kehlkopfbruch – wahrscheinlich Fremdverschulden
Die Beamten fanden darin die 75-jährige Wohnungsinhaberin, die zumindest zwei Söhne hatte, tot vor. Ein Fenster war geöffnet, die Wohnung wurde als “verwahrlost” beschrieben. Die Wohnungstür war geschlossen, aber nicht abgesperrt gewesen. Die darauf folgende Obduktion hatte ergeben, dass die Frau an einem Kehlkopfbruch gestorben war – was die Ermittler auf einen gewaltsamen Tod rund einen Monat vor der Auffindung der Leiche schließen ließ.
“Es ist nicht völlig auszuschließen, dass sie sich den Bruch bei einem Sturz zugezogen hat. Wesentlich wahrscheinlicher ist aber ein Fremdverschulden”, so Polizeisprecher Paul Eidenberger über den ungeklärten Mordfall um die Wiener Witwe. Nicht zuletzt deshalb wird der Fall bei der Wiener Polizei als Mord geführt. Was einen oder mehrere etwaige Tatverdächtige oder auch ein mögliches Motiv für die Tötung der Frau betrifft, die laut Polizei keine großen Vermögenswerte besessen haben dürfte, tappen die Ermittler nach wie vor völlig im Dunkeln.
Mordfall: Baumeister in der Wien-Leopoldstadt erschossen
Der zweite ungeklärte Mordfall des Vorjahres ereignete sich im Juni 2016. Ein Baumeister und Besitzer des von ihm kurz davor erworbenen Innenstadtlokals “Scotch Club” wurde in der Leopoldstadt vor seinem Wohnhaus erschossen. Der Angreifer hatte dem 50-jährigen gebürtigen Serben offenbar gezielt aufgelauert und feuerte sofort, als dieser nach Mitternacht mit einem 39-jährigen Freund, mit dem er den Abend in dem Lokal verbracht hatte, in der Kafkastraße aus einem Auto stieg. Während der 39-Jährige hinter einem Auto in Deckung ging, wurde der Ältere tödlich getroffen. Für ihn kam jede Hilfe zu spät. Dem Täter gelang unerkannt die Flucht. Der Freund des Opfers blieb unverletzt.
Am Tatort fanden sich mehrere Patronenhülsen, die aus der Tatwaffe, einer Pistole, stammten. Angaben, wie oft geschossen und wie oft der Baumeister getroffen wurde, machte die Polizei nicht. Die Obduktion des Leichnams erfolgte kurz darauf, Ergebnisse dazu gab die Exekutive jedoch nicht bekannt.
Laut einem Medienbericht soll der getötete Baumeister vor rund zehn Jahren in zwei Kriminalfälle verwickelt gewesen sein. Es kam laut “Kurier” zu einer Verhaftung wegen Betrugs, betrügerischer Krida, Geldwäsche und Gründung einer kriminellen Organisation mit einem Gesamtschaden von 6,72 Millionen Euro. Der Baumeister sei infolgedessen zu drei Jahren Haft verurteilt worden. Die Polizei bestätigte jedoch keine dieser Angaben. Seit Ende Juni 2016 ist es still um die Causa, der Mordfall ist zur Stunde ungelöst.
Ungeklärt: Mord an Friseur in Meidling
Der dritte noch ungeklärte Mordfall des Vorjahres ereignete sich im Bezirk Meidling. Mitte November 2016 wurde ein Friseur in seinem Salon in der Wienerbergstraße von einem Unbekannten niedergeschossen, der 46-Jährige starb daraufhin im Spital. Dem Täter gelang unerkannt die Flucht.
Der 46-jährige Friseur hatte in dem Salon in der Wienerbergstraße einem älteren Stammkunden die Haare geschnitten, während im Nebenraum eine Mitarbeiterin eine andere Kundin bediente. Die beiden Frauen bekamen mit, wie sich der ältere Herr von dem Friseur verabschiedete und den Salon verließ, woraufhin der 46-Jährige den Boden zusammenkehrte. Dann öffnete sich die Tür erneut und ein Mann kam herein, der den Friseur in gebrochenem Deutsch lautstark beschimpfte. Plötzlich fielen zwei Schüsse, der Täter flüchtete. Die Friseurin sah den 46-Jährigen am Boden liegen und verständigte die Einsatzkräfte.
Die beiden Zeuginnen sollen die letzten Worte, die der unbekannte Täter an den Friseur richtete, laut Polizei gut verstanden haben, die Exekutive gab den Wortlaut jedoch nicht bekannt. Unklar ist nach wie vor die Identität des Schützen. Die Kriminalisten gehen davon aus, dass es sich um jemanden aus dem Bekanntenkreis des Österreichers handelt.
20.000 Euro für Hinweise – erste Infos eingegangen
Im Jänner 2017 wurde eine Belohnung von 20.000 Euro für sachdienliche Hinweise ausgelobt, die zu dem Täter hinter der Bluttat an dem Friseur in Meidling führen könnten. Anfang Februar 2017 gab die Polizei bekannt, dass vereinzelte Hinweise zu dem Fall eingegangen wären, keine davon jedoch bis dato zielführend gewesen seien.
Wie VIENNA.at auf Anfrage bei der Wiener Polizei erfuhr, entsprechen diese Ermittlungsstände laut Pressesprecher Eidenberger nach wie vor dem aktuellen Staus Quo. Zu allen drei ungeklärten Mordfällen in Wien 2016 laufen noch die Ermittlungen.
(red/apa)