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Unseriöser Straßenverkauf von Katzen über Willhaben.at in Wien

Mitten auf der Straße wurde in Wien-Favoriten versucht, ein Katzenbaby zu verkaufen
Mitten auf der Straße wurde in Wien-Favoriten versucht, ein Katzenbaby zu verkaufen ©BilderBox.at (Sujet)
Immer wieder gibt es Fälle von illegalem Welpen-Handel in Wien. Viel zu junge und meist nicht gesunde Tiere werden oftmals auf der Online-Plattform Willhaben.at angeboten und auf Parkplätzen "aus dem Kofferraum" verkauft. Ähnliches kommt jedoch auch bei Katzen vor, wie uns eine Userin berichtet hat.
Illegal gehandelte Welpen
Totalverbot für Welpenhandel?
Aktion gegen Welpenhandel
Wiener Kampagne zum Thema

VIENNA.at-Userin Julia H. meldete uns einen Vorfall in Wien-Favoriten, von dem sie sehr schockiert war. Die Katzenliebhaberin war schon seit Längerem auf der Suche nach einem Spielgefährten für ihren kleinen Kater. Regelmäßig stöberte sie auf Willhaben.at aktuelle Angebote durch. Täglich sind auf der Online-Plattform dutzende neue Katzen-Inserate aus ganz Österreich zu finden – die meisten davon aus Wien und Niederösterreich.

Vielversprechendes Kätzchen-Inserat auf Willhaben

Julia H. wurde rasch fündig. “Das war so ein Angebot mit ganz herzigen Tigerkätzchen. Alles hat sich gut angehört. Acht Wochen waren die Kleinen laut dem Inserat alt, entwurmt, entfloht. Die Fotos waren allerliebst. Ich hab dann dort angerufen bei der angegebenen Telefonnummer. Da war eine nette Dame dran, die hat sich angehört wie eine liebe Oma, im Hintergrund waren spielende Kinder zu hören. Sie war sehr nett und hat mir auf meine Frage hin erklärt, dass ich mir die Katzen gerne einmal anschauen kommen darf, dass die Mutterkatze bei ihnen wohnt und die Papakatze hat ihre Tochter. Ich hab mir nix Böses gedacht.”

Katzenbesuch in Favoriten – anders als gedacht

Als Julia H. am Mittwochabend zu der angegeben Adresse in Wien-Favoriten fuhr, merkte sie, dass die Hausnummer allein sie nicht weiterbringen würde. Es handelte sich um einen Gemeindebau mit zahlreichen Stiegen. Die Leserreporterin irrte in der Anlage herum. “Da hab ich bei der Nummer noch einmal angerufen – und plötzlich war ein Mann dran. Der hat gemeint, ich soll zurück hinauf auf die Straße kommen, er wartet auf mich, weil das ein Irrgarten ist in dem Gemeindebau. Dort ist er dann gestanden, mitten auf der Straße – mit einem Katzenkorb in der Hand. Ich hab geglaubt, ich seh schlecht. Eine erbärmlich schreiende winzige Katze war da drin.”

Illegaler Verkaufsversuch mitten auf der Straße

Niemals sei das Kätzchen die angegebenen acht Wochen alt gewesen, so die Katzenkennerin. Sie sei sich auch nicht sicher gewesen, ob es sich überhaupt um das Tier auf dem Bild gehandelt habe, so klein sei die Katze gewesen. “Ich hab mir gedacht, dass das nicht sein Ernst sein kann, dass er mir da jetzt mitten auf der Straße die kleine Katze übergeben will. Das ist doch ein Lebewesen und kein Pullover! Er hat sie aus dem Korb genommen und mir gleich auf den Arm gesetzt. Anscheinend hat er geglaubt, ich geb ihm das Geld, pack das kleine Kätzchen unter meine Jacke und fahr damit in der Bim nach Hause. Ich bin mir vorgekommen, als hätte ich es mit einem Dealer zu tun. Extrem unseriös war der Typ drauf, und wollte das Kleine offenbar so schnell wie möglich loswerden. Ich hab ihm dann erklärt, dass ich darüber schlafen muss und das jetzt nicht so ad hoc entscheiden möchte.”

Beschwerde wegen unseriösem Online-Angebot

Unverrichteter Dinge machte sich Julia H. wieder auf den Heimweg und sah sich das Inserat noch einmal an. Sie machte daraufhin von der Möglichkeit Gebrauch, das Inserat der Online-Plattform als unseriös zu melden. “Ich hab dann auch gesehen, dass Willhaben unter den Katzen-Inseraten Richtlinien angegeben hat, worauf man als Käufer achten soll – dagegen hat der Typ gleich mehrfach verstoßen.”

Im Folgenden die “Tipps zum sicheren Kauf”, wie sie von Willhaben.at in Kooperation mit dem Wiener Tierschutzverein angeführt werden:

Regeln für den Katzen-Kauf auf Willhaben.at

  • Die Kätzchen sollten bei der Abgabe mindestens zehn Wochen oder älter sein.
  • Die Übergabe der Kätzchen sollte nur beim Anbieter zu Hause stattfinden. Akzeptieren Sie keine Übergaben auf öffentlichen Plätzen oder “Hauszustellung”.
  • Sehen Sie sich die Elterntiere an, insbesondere das Muttertier. Es ist wichtig, dass Sie die genaue Herkunft der Kätzchen kennen und ihre Geburtsstätte besichtigen dürfen.
  • Von Verkäufern aus dem Ausland und Überweisungen ins Ausland Abstand nehmen. Kaufen Sie kein Tier aus Mitleid sondern verständigen Sie die Behörden.
  • Achtung bei Verkäufern, die verschiedene Rassen anbieten: Es kann sich um unseriöse Händler handeln

Aktionen gegen illegalen Welpenhandel

In Bezug auf Welpen und deren illegalen Online-Verkauf ist die Tierschutz-Organisation Vier Pfoten schon in Zusammenarbeit mit Willhaben.at aktiv geworden – alles dazu finden Sie hier.

Elisabeth Penz, Pressesprecherin von Vier Pfoten erklärte im Gespräch mit VIENNA.at jedoch, dass die Zusammenarbeit mit dem Online-Portal im Kampf gegen den Welpenhandel wegen wiederholt problematischer Vorfälle inzwischen nicht mehr bestehe. In einer Presseaussendung dazu beziehen die Tierschützer Stellung.

Vier Pfoten für Totalverbot des Online-Handels

“Auch wenn willhaben.at beteuert, alles gegen den illegalen Handel mit Hunden zu tun und sich dafür vor kurzem sogar österreichische Tierschützer ins Boot geholt hat: Unsere Aktion zeigt, dass man den Kampf gegen die Welpenmafia niemals gewinnen kann, solange man ihr selbst eine Plattform bietet“, sagt Irina Fronescu, Kampagnenmitarbeiterin von Vier Pfoten. „Wir fordern daher, ebenso wie die Wiener Tierschutzstadträtin Ulli Sima, ein explizites Verbot des Online-Handels mit Tieren und einen konsequenten Vollzug eines solchen Gesetzes.“

Lesen Sie mehr zum geforderten Totalverbot des Online-Handels mit Tieren.

Was den ebenfalls problematischen Verkauf von Kätzchen betrifft, ist hier jedoch scheinbar noch zu wenig Problembewusstsein vorhanden.

VIENNA.at vermittelt übrigens Hunde und Katzen in Kooperation mit dem Wiener Tierschutzverein und diversen Tierschutzorganisationen – mehr dazu finden Sie hier.

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