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Unwetter in vielen Regionen in Österreich: "Es war echt dramatisch"

Neusiedler Bürgermeister Lentsch: "Es war echt dramatisch"
Neusiedler Bürgermeister Lentsch: "Es war echt dramatisch" ©APA
Nirgends sonst in Österreich hat es so stark geregnet wie am Neusiedler See im Burgenland. Das Unwetter in Österreich hält in einzelnen Regionen nach wie vor an. Zahlreiche Einsatzkräfte versuchen derzeit den Schaden so gering wie möglich zu halten.
Unwetter im Osten Österreichs
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Einsätze wegen Starkregen
“Massive Überschwemmungen”

Nirgends sonst in Österreich hat es so stark geregnet wie am Neusiedler See im Burgenland: In Podersdorf registrierte die ZAMG von Mittwoch 0.00 Uhr bis heute, Donnerstag, 9.30 Uhr 158 Liter Niederschlag pro Quadratmeter – das bedeutet Landesrekord. In Neusiedl waren es 106 Liter. Dort ist fast doppelt so viel Regen gefallen wie normal im ganzen Juli mit durchschnittlich 63 Litern. Die Stadtfeuerwehr rückte mit 115 Mann zu 108 Einsätzen aus, berichtete Bürgermeister Kurt Lentsch (ÖVP) im APA-Gespräch und meinte: “Es war echt dramatisch. Der Hauptplatz stand zeitweise 50 Zentimeter unter Wasser.”

Hinter den beiden Spitzenreitern liegt Kufstein. In der Stadt im Tiroler Unterland gingen im selben Zeitraum 87 Liter Regen pro Quadratmeter nieder, was der Hälfte eines statistischen Julimittels entspricht. Im angrenzenden Salzburger Pinzgau wurden an der Messstelle in Lofer 85 Liter registriert. Zwischen diesen beiden Orten, in Kirchdorf in Tirol, waren es 80 Liter. Mehr Niederschläge als in Kirchdorf gab es allerdings in Micheldorf im oberösterreichischen Kremstal: Dort fielen fast 85 Liter.

In Kooperation mit dem Blitzortungssystem Aldis hat die ZAMG auch die Zahl der Blitze von Wolken zu Boden erhoben. Demnach hat es am Mittwoch im Burgenland 2.994 Blitzeinschläge gegeben, Schwerpunkt war ebenfalls der Neusiedler-See-Raum. In Niederösterreich wurden 2.462 Einschläge registriert, 155 davon allein in Hollabrunn. Die Stadt lag damit an der Spitze der Österreich-Statistik. In der Steiermark gab es 335 Blitzeinschläge, in Wien 142, in Kärnten 3 und in Oberösterreich 5 – in Summe waren es 5.941. Zum Vergleich: Für ganz Österreich weist die Aldis-Statistik in diesem Jahr bis inklusive Mittwoch 67.534 Blitzeinschläge aus.

Bahnstrecke durch Salzachtal gesperrt

Wegen der hochwasserführenden Salzach ist die Bahnstrecke durch das Salzachtal von Zell am See im Pinzgau nach Schwarzach im Pongau am Donnerstag um 11.45 Uhr gesperrt worden. Die Maßnahme diene auch zur Vorbeugung gegen eine Verklausungsgefahr bei der Salzachbrücke kurz vor dem Bahnhof Bruck/Fusch im Pinzgau, informierten die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB)

“Wir rechnen mit einer Dauer der Sperre von sechs bis sieben Stunden, es hängt vom Wetter ab und wie sich die Pegelstände entwickeln. Sicherheit hat oberste Priorität”, erklärte ÖBB-Sprecher Rene Zumtobel. Mitarbeiter der ÖBB seien im Einsatz und würden die Lage entlang der Gleisanlagen laufend überprüfen.Zwischen Zell am See und Schwarzach wurde ein Schienenersatzverkehr eingerichtet. Die beiden internationalen EC-Züge 163/164 (von Zürich nach Graz und von Graz nach Zürich, Anm.) werden über Salzburg, Rosenheim und Kufstein umgeleitet. Die ÖBB ersuchten die Fahrgäste um Verständnis für die Verzögerungen und Umleitungen. Alle Informationen zur Streckenunterbrechung sind auf der Internetseite www.oebb.at abrufbar.

In Stadt Salzburg haben die Berufsfeuerwehr und Freiwillige Feuerwehren gegen Mittag mit dem Aufbau der Hochwasser-Schutzanlagen entlang der Salzach begonnen. “Der Fluss hat derzeit einen Pegelstand von 7,5 Metern, dies ist der ‘Auslösepunkt’ für den Aufbau der Schutzanlagen. Die Pegelstände haben immer noch steigende Tendenz, die Salzach steigt auch schneller als noch am Morgen prognostiziert”, teilte das Informationszentrum der Stadt mit. An den Bächen aus dem Gaisberg-Gebiet wurden vorerst noch keine Probleme gemeldet.

Schwere Schäden im Bezirk Hollabrunn

Mehr als 30 Feuerwehren mussten in Hollabrunn ausrücken, teilte das Bezirkskommando mit. Die Einsätze dauerten in den Mittagsstunden noch an. Betroffen waren u.a. die Stadt Hollabrunn und der Raum Retz. In Unternalb stürzte ein Keller ein und riss eine Fahrbahnhälfte der Hauptstraße mit sich.

Das Unwetter war vom Süden her über den Bezirk gezogen und hatte “von Minute zu Minute weitere Feuerwehreinsätze” ausgelöst, berichtete das Bezirkskommando. Insgesamt waren es mehr als 100. Für zehn Feuerwehren dauerten die Arbeiten auch Donnerstagmittag noch an. Keller waren teils mehr als 80 Zentimeter überflutet, Straßen bis zu 40 Zentimeter. Darüber hinaus kam es zu massiven Vermurungen.

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In Groß Stelzendorf nahe Hollabrunn wurde auch das Feuerwehrhaus überflutet. In dem Dorf gab es acht Einsatzschwerpunkte, nachdem das Wasser durch die Kellergassen und Felder eingedrungen war. Besonders betroffen war ein Wohnhaus im Ortszentrum. Der Mühlbach führte ebenso Hochwasser wie der Göllersbach.

Unwetter in Österreich

In Bergau trat der Porrauer Bach über die Ufer und überschwemmte mehrere Ortsteile bis hin zum Hauptplatz. Zehn Wohnhäuser waren von den Wassermassen besonders schlimm betroffen. Zwei Objekte wurden 80 Zentimeter hoch überflutet. Die Pumparbeiten der Feuerwehren dauerten bis in die Morgenstunden. In der Stadt Hollabrunn wurden wegen Starkregens zehn kleiner Einsätze verzeichnet.

Kurz nach Mitternacht gingen erste Alarmierungen aus dem Raum Retz ein. In Obernalb regnete es laut Feuerwehr 80 Millimeter in nur 30 Minuten, wodurch mehrere Keller überflutet wurden. Vor allem die Durchfahrtsstraße wurde so stark vermurt, dass kein Durchkommen mehr möglich war. In Unternalb galt es ebenfalls mehrere Objekte auszupumpen, Pegelstände zu überwachen und Straßen befahrbar zu machen. Kurz vor dem Bahnübergang Richtung Retz stürzte aufgrund der Wassermassen ein Keller ein und riss eine Fahrbahnhälfte der Hauptstraße mit in die Tiefe. In der Stadt Retz selbst war das Kanalnetz überlastet.

Südbahnstrecke im Bezirk Neunkirchen weiter eingleisig

Nach dem Unwetter blieb die Südbahnstrecke im Abschnitt Gloggnitz – Payerbach-Reichenau am Donnerstag weiterhin nur eingleisig befahrbar. Für Nahverbindungen war ein Schienenersatzverkehr mit Autobussen eingerichtet, sagte ÖBB-Sprecher Christopher Seif am Nachmittag auf Anfrage. Auf die Strecke waren zwei Muren abgegangen. Zunächst gab es eine Totalsperre. In der Folge wurde ein Gleis freigegeben. Mit wieder zweigleisigem Betrieb sei in den Abendstunden zu rechnen, sagte Seif. Die ÖBB gingen von etwa 18.00 Uhr aus.

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(APA)

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