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Urban Exploration im ehemaligen Perlmooser Zementwerk Rodaun

Die ehemalige Perlmooser Zementfabrik Rodaun steht wie ein Granitblock im Tal
Die ehemalige Perlmooser Zementfabrik Rodaun steht wie ein Granitblock im Tal ©vienna.at/Paul Frühauf
Für unsere Rubrik "Das bitte nicht selbst ausprobieren" waren wir auf Besuch im ehemaligen Perlmooser Zementwerk Rodaun. Dieses massive Bauwerk mitten im Wald steht schon seit Jahren einem geplanten Wohnbau im Weg.
Exploration in Rodaun

Und wenn man es einmal gesehen hat, dann weiß man auch, warum: Die Massivität des Baus erinnert frappierend an die Flaktürme in der Wiener Innenstadt, für deren Abriss wohl auch eine mittlere Atombombe vonnöten wäre. Die Grundstückspreise im Dürren-Liesing-Tal sind relativ hoch; das ehemalige Zementwerk der Firma Perlmooser belegt eine gewaltige Grundfläche auf beiden Seiten der Kaltenleutgebener Straße. Gebaut soll werden, nur wann, das weiß keiner. Vielleicht wartet man auf die Erosion, die das Gebäude sicherlich innerhalb der nächsten 2000 bis 3000 Jahre dem Erdboden gleichmachen wird.

Urban Exploration – so geht’s

Natürlich ist der Zutritt verboten. Der Eigentümer scheint allerdings kein Interesse daran zu haben, dass das auch eingehalten wird – zu holen gibt es nichts, und die vielen Warnschilder sind sicherlich genug, um ihn bei Unfällen schadlos zu halten. 

All das hält natürlich so manchen urbanen Entdecker nicht ab, weshalb sich auch bei unserem Besuch trotz Regens und teilweiser Lebensgefahr einige am Gelände tummelten. Ein Wort der Warnung allerdings: Während das Gelände und auch die zerfallenden Hallen leicht zugänglich sind, handelt es sich um eine Industrieanlage mit all ihren Gefahren. Dazu zählen nicht nur durchbrochene Böden, schwere Maschinen, die seit mehr als 15 Jahren leise vor sich hinrotten, Dunkelheit und Grundrisse, die einen schnell in einen Abgrund führen können. Wer also auf Entdeckungsreise gehen möchte, sollte unbedingt zumindest feste Schuhe und eine Taschenlampe mitbringen. Dass eine solche Ruine kein Spielplatz für Kinder ist, sollte sich von selbst verstehen.

Eine Grundregel für Urban Explorers ist, dass nichts verändert oder arrangiert wird. Eine Tür, die zu ist, bleibt auch zu. Trümmer werden nicht fotogerecht hingelegt. Und ansonsten schaut man einfach, wo man hinsteigt, vor allem dort, wo myseriöse Rohre in die Dunkelheit führen. In Sachen Kamera empfiehlt sich aufgrund der fragwürdigen und unvorhersehbaren Lichtverhältnisse in den verschiedenen Umgebungen eine Spiegelreflex- oder EVIL-Kamera mit gutem Blitz. Handys oder günstige Point-and-Shoots kommen oft nicht mit der Beleuchtung klar, da sie nicht dafür gebaut wurden.

Das war das Zementwerk Rodaun

Steinbrüche und Kalköfen waren im Dürren-Liesing-Tal schon immer vorhanden. Das Zementwerk wurde dann 1896 gegründet. 1938 wurde es von der Perlmooser AG übernommen, die es nach dem Krieg auf die heutigen massiven Ausmaße ausbaute. In den 90ern wurde sie dann an Lafarge verkauft, die schließlich 1996 Schluss machte und das Werk stilllegte. Die Arbeitsplätze verschwanden aus dem Tal, die gigantische Ruine blieb bis heute. Was mit dem Perlmooser Zementwerk Rodaun passieren soll, weiß bisher nur geduldiges Papier.

(PFR)

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