Die Begegnung habe am Dienstag bei einem Mittagessen in der Wiener Hofburg stattgefunden, an dem auch der scheidende Bundespräsident Heinz Fischer teilgenommen habe, sagte Van der Bellens Büroleiter Lothar Lockl.
Prodi-Treffen ergab sich kurzfristig
Das Treffen habe sich kurzfristig ergeben, weil sich Prodi in Wien aufhielt. Nach italienischen Medienberichten nahm Prodi an einem Treffen von Absolventen der Eliteuniversität Johns Hopkins teil, die in Europa ihren Sitz in seiner Heimatstadt Bologna hat. “Wir haben gemeinsam ein lockeres Gespräch zu politischen und wirtschaftlichen Europa-Themen geführt. Natürlich habe ich Van der Bellen meine herzlichsten Glückwünsche für den Wahlerfolg übermittelt”, sagte Prodi laut italienischen Medien.
Van der Bellen hatte im Wahlkampf immer wieder die Bedeutung der Europapolitik hervorgestrichen. Er hob sich damit von seinem FPÖ-Kontrahenten Norbert Hofer ab, der sich als EU-Skeptiker positionierte. Prodi hatte sich am Montag in einer ersten Reaktion “sehr zufrieden” mit dem Wahlsieg Van der Bellens gezeigt, aber auch besorgt über den Beinahe-Sieg Hofers. Angesichts des knappen Abstandes zwischen den beiden Kandidaten sei das Signal, das von der Bundespräsidentenwahl ausgehe “genau so gefährlich” wie jenes, das von einer Wahl Hofers ausgegangen wäre.
Van der Bellen und Prodi: Ökonomen unter sich
Wie Van der Bellen ist auch Prodi ein Ökonom, der erst spät in die Politik wechselte. Im Jahr 1996 gewann er die italienische Parlamentswahl als Spitzenkandidat einer von Christdemokraten bis Kommunisten reichenden Parteienbündnisses. Von 1999 bis 2004 war er EU-Kommissionspräsident, im Jahr 2006 schaffte er ein Comeback als italienischer Ministerpräsident. Bei den vorgezogenen Parlamentswahlen im April 2008 kandidierte er nicht mehr.
Lockl äußerte sich zurückhaltend zu den ersten internationalen Kontakten des gewählten Bundespräsidenten. Van der Bellen wolle sich aus Respekt gegenüber dem amtierenden Präsidenten bis zu seiner Angelobung am 8. Juli “sehr zurückhalten”, was Auslandsreisen und Treffen betreffe. Es sei auch noch nicht entschieden, wohin Van der Bellen seine erste Reise als Staatsoberhaupt führen werde. Im Wahlkampf hatte er die EU-Institutionen in Brüssel als Destination genannt, aber hinzugefügt: “Wenn es – wie sagt man im Fußball – narrisch gut läuft, dann ist meine erste Auslandsreise nicht Brüssel, sondern Paris”, nämlich das Finale der Fußball-Europameisterschaft am 10. Juli.
(apa/red)