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VN-Heimat Interview. Daniel Bragagna, Historischer Löffelschnitzer

Daniel Bragagna zeigt einen „lovespoon“, den früher Seeleute für ihre Bräute und Ehefrauen schnitzten.
Daniel Bragagna zeigt einen „lovespoon“, den früher Seeleute für ihre Bräute und Ehefrauen schnitzten. ©Daniela Tschallener
Der kleinste Holzlöffel der Welt - Guinness Rekord im Schlosserhus. Daniel Bragagna schnitzte einen acht Millimeter kleinen Löffel und schaffte es in das Guinness Buch der Rekorde.

Rankweil. Normalerweise leitet Daniel Bragagna in der VHS Schlosserhus Löffelschnitzkurse. Am 10. Dezember jedoch geschah Außergewöhnliches: Er schnitzte einen acht Millimeter kleinen Löffel und erhielt dafür den Guinness Weltrekord zuerkannt.

Herzlichen Glückwunsch. Du bist jetzt Weltmeister im Schnitzen kleinster Löffel.
BRAGAGNA Ja, ich freue mich sehr. Der Löffel des bisherigen Rekordhalters aus Italien ist 2,6 Zentimeter lang. Meiner misst acht Millimeter.

Was waren die größten Herausforderungen?
BRAGAGNA Um so hauchdünn zu schnitzen, braucht es absolute Konzentration, geeignetes Holz und genaues Studieren der Holzfaser. Der Faserverlauf kann so einem hauchzarten Werk von einem Millimeter Halt geben. Außerdem mussten alle Maße meines Winzlings genau im gleichen Größenverhältnis zu einem Originallöffel stehen. Das war beim Stil besonders schwierig.

Großartig! Wann hast du überhaupt mit dem Schnitzen angefangen?
BRAGAGNA Ich habe immer schon gerne geschnitzt. Mit dem Löffelschnitzen habe ich vor sieben Jahren begonnen. Ich wollte etwas herstellen, das man jeden Tag verwenden kann, also keine Ziergegenstände, die in einer Ecke verstauben. So kam ein Löffel zum anderen.

Du bist begeistert und deine Kursteilnehmer sind es auch. Was ist das Besondere am Löffelschnitzen?
BRAGAGNA Das Schnitzen ist eine stille und saubere Handarbeit. Ich mag die erzwungene Langsamkeit als Kontrast zur schnelllebigen Zeit. Ich schau meinen Händen zu, wie sie Span für Span wegschnitzen. Ich kann mitten in der Natur sitzen und schnitzen, in der Wiese, auf einem Berg, an einem Bach. Am Ende habe ich einen Löffel für den Alltag hergestellt, der sich weich und angenehm anfühlt und zudem im Teller schön klingt.

Dein Handwerkszeug passt in jeden Rucksack?
BRAGAGNA Genau. Ich verstehe mich als historischer Löffelschnitzer, da ist man von keiner Maschine abhängig. Die Löffel werden genauso wie noch vor Jahrhunderten hergestellt. Ich brauche nur vier Werkzeuge: eine kleine Handsäge, ein Schnitzbeil, ein Schnitz- und ein Löffelmesser.

Gehst du als historischer Löffelschnitzer auch auf Spurensuche?
BRAGAGNA Ja, sehr gerne. Ich habe mich mit Löffelfunden aus verschiedenen Ausgrabungsstätten befasst, das ist auch kulturgeschichtlich interessant. Die Form der Loffe, also die Vertiefung im Löffel, war zum Beispiel bei den niederen Ständen eher flach und groß, weil jeder Esser am Tisch zusehen musste, dass er aus der Gemeinschaftsschüssel etwas auf seinen Löffel bekommt.

Was inspiriert dich beim Herstellen der Löffel?
BRAGAGNA Einerseits schon die Funde und das, was ich darüber lese, andererseits aber auch das Naturmaterial, die Vielfalt und Schönheit der Holzmaserung. Am kreativsten bin ich jedenfalls immer, wenn ich auf meine innere Stimme höre.

 

ZUR PERSON
Daniel Bragagna
Geboren: 3. Juli 1981
Familie: Lebenspartnerschaft
Beruf: Ergotherapeut
Hobbys: Schnitzen, Drechseln, Bogenschießen
Info: www.loeffelschnitzer.at

 

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