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Vorarlberg muss zugunsten von Hamburg auf Doppelstock-Schlafwagen verzichten

Von Bregenz fahren künftig nur noch einstöckige Schlafwagen nach Wien.
Von Bregenz fahren künftig nur noch einstöckige Schlafwagen nach Wien. ©VOL.AT/Paulitsch
Bregenz, Hamburg. Mit der Fahrplanumstellung der ÖBB Mitte Dezember sind die zweistöckigen Schlafwagen aus Vorarlberg verschwunden. Diese modernen Garnituren sind nun auf der Strecke Hamburg-Wien unterwegs, in Vorarlberg bleiben die einstöckigen Garnituren aus den 1970ern.
Vorarlberg verhandelt um Cityjet

Bis zur Fahrplanumstellung am 14. Dezember verfügte der Nachtzug EN 246/247 von Bregenz nach Wien noch regelmäßig über einen Doppelstock-Schlafwagen. Seit der Umstellung sind auf dieser Strecke jedoch nur noch die einstöckigen Schlafwagen des Typs AB32s. Dieser ab 1975 produzierten Waggontyp wurde 2005 letztmal modernisiert, als vier Abteile zu zwei Luxusabteilen zusammengelegt wurden.

Doppelstock-Schlafwagen für Hamburg reserviert

Dennoch, die Technik und Federung des AB32s ist im Vergleich zum Doppelstock-Waggon des Typs WLABmz veraltet, kritisiert ein Vielfahrer und erkundigt sich beim ÖBB-Kundenservice nach dem Verbleib der Doppelstock-Schlafwagen. Diese teilt ihm per Mail mit, dass diese nun ausschließlich auf der Strecke zwischen Hamburg und Wien zum Einsatz kommen. “Der Austausch hatte zwei Gründe: Zum einen gab es immer wieder Beschwerden über die sehr engen Abteile im Nachtreisezug Hamburg- Wien und zum anderen aus betrieblichen Gründen”, begründet der Kundenservice diese Entscheidung.

Bei Ausfall keine Ersatzwaggons

Bisher waren die Doppelstockwaggons auf beiden Strecken im Einsatz – was aber ebenfalls zu Problemem führte, wie René Zumtobel von den ÖBB erklärt. “Aufgrund des knappen Stands an Doppelstockwaggons kam es immer wieder zu Ausfällen”, dies sei sogar bis zu zweimal die Woche der Fall gewesen. Bei einem Ausfall eines WLABmz musste man auf beiden Strecken mangels Reservewaggons bisher auf einen AB32s ausweichen – was bei den Gästen mit Reservierung nicht auf Gegenliebe stieß, wie der ÖBB-Sprecher erläutert.

Jeder bekomme nun, was er buche

Man habe sich daher für eine Produktbereinigung entschieden. Die Doppelstockwagen der Vorarlberger Strecke dienen nun als Ersatz für die Strecke nach Hamburg, während die innerösterreichische Strecke rein mit den einstöckigen Schlafwagen betrieben wird. Wenn nun ein Waggon ausfalle, könne man auf einen baugleichen Schlafwagen zurückgreifen. “So bekommt immer jeder, was er auch gebucht hat”, betont Zumtobel die Vorteile dieser Lösung. Dass die Abteile in den alten Waggons kleiner seien, könne er nicht nachvollziehen. Zwar seien die Abteile im WLABmz leicht höher, jedoch ansonsten nicht merklich größer.

Eine Frage der Kapazität

Die Entscheidung, die Doppelstockwagen künftig in Deutschland statt Österreich zu verwenden, ist auch deren Kapazität geschuldet. Während ein einstöckiger Schlafwagen auf 32 Personen ausgelegt ist, können in einem WLABmz 40 Personen befördert werden, also um ein Viertel mehr. Diese zusätzliche Kapazität kann auf der Strecke von Wien nach Hamburg aus Sicht der ÖBB effizienter und gewinnbringender genutzt werden als auf der innerösterreichischen Strecke.

Diesellok von Doppelstock-Waggon überfordert

Die betrieblichen Gründe für den Abzug der Doppelstock-Schlafwagen liegen in den Alpen und dem deutschen Bahnnetz rund um Lindau. Bei einer Sperre der Arlbergstrecke müsse man die Züge über Deutschland führen – und damit 160 Kilometer weit aufgrund fehlender Stromanbindung per Diesellokomotive. “Es hat sich gezeigt, dass Diesellokomotiven zu wenig Energie für die Doppelstockwaggons liefern”, erklärt Zumtobel. Dieses Problem gäbe es mit den einstöckigen Waggons jedoch nicht.

Modernisierung dauert Jahre

Dass die Nachtzugflotte veraltet ist, ist auch der ÖBB klar. “Bei den Tageszügen sind wir modern aufgestellt”, verweist Zumtobel auf den Railjet und die derzeit laufenden Verhandlungen mit der Vorarlberger Landesregierung um die Anschaffung des Cityjets als neuen Nahverkehrszug für Vorarlberg. Derzeit überlege man auch eine Modernisierung der Schlafwagenflotte. Diese ist jedoch noch in einer frühen Phase, neue Waggons werden wohl erst in ein paar Jahren auf Schiene sein.

 

 

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