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Vorarlberg: Nächste Runde im Streit um Seestadt Bregenz

Die Initiative gegen die Seestadt hat DI Bernhard Ölz einen offenen Brief geschrieben.
Die Initiative gegen die Seestadt hat DI Bernhard Ölz einen offenen Brief geschrieben. ©VOL.AT/Hartinger/Stiplovsek
Bregenz - Die Initiative SeeundStadtundBregenz hat mit einem offenen Brief an PRISMA-Vorstand Bernhard Ölz neuerlich mangelnde Transparenz seitens der Projektbetreiber kritisiert. Die Betreiber halten dagegen.
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Die Initiative gegen die Seestadt beklagt, dass seit dem Wettbewerb 2009 das Projekt entgegen der Empfehlungen durch das Preisgericht in wesentlichen Punkten derart verändert wurde, dass es aus Sicht der Initiative im Falle seiner Errichtung der Stadt Bregenz nachhaltigen und
irreparablen städtebaulichen Schaden zufügt. Man stellt die Öffentlichkeit und Transparenz des seit sieben Jahren laufenden Vorhabens generell in Frage und kritisiert besonders, dass aussagekräftiges Informationsmaterial und Pläne zum aktuellen Planungsstand nicht öffentlich gemacht werden.

PRISMA kontert Kritik

Projektbetreiber PRISMA führt in einer Presseaussendung vom selben Tag Details des Entwicklungsprozesses, und dem derzeitigen Planungsstand der Seestadt an. Laut PRISMA hätten die Initiative gegen die Seestadt, initiiert auch von Teilnehmern des ehemaligen Wettbewerbs, das nach wie vor aufrechte Gesprächsangebot zur Aufnahme und Evaluierung der Kritikpunkte bis heute als “nicht sinnvoll” abgelehnt.

Es habe eine hohe Transparenz und Beteiligungsmöglichkeit während des ganzen Prozesses gegeben, argumentieren die Betreiber:

  • Nach dem einstimmigen Beschluss zur EKZ Flächenwidmung wurde auf Basis des Wettbewerbsergebnisses und der Empfehlungen der Jury (Fachpreisrichter: Prof. Carl Fingerhuth, Mag. Arch. Silja Tillner, Arch. DI Peter Riepl, Dr. Bernhard Fink, Arch. DI Erich Steinmayr, Arch. DI Florian Nagler, Dipl. Dipl. Architekt Werner Binotto) die Detailentwicklung bis zur Einreichplanung im Dezember 2014 vorgenommen.
  • Am 5. Juli 2010 wurde das Quartier SEESTADT Bregenz das erste Mal im Gestaltungsbeirat der Stadt Bregenz präsentiert. Weitere zehn Gestaltungsbeiratssitzungen bis zum 24.10.2014 haben zur Freigabe der Einreichplanung geführt. Fachmitglieder des Gestaltungsbeirates waren Arch. Rainer Köberl, Arch. DI Erich Steinmayr, Arch. DI Mario Ramoni, Dipl. Architekt Werner Binotto, Arch. Ingrid Amann, Dipl. Architektin Regula Harder.
  • Parallel zur städtebaulichen und architektonischen Weiterentwicklung fand eine breite Information und Einbindung der Öffentlichkeit statt (inkl. der aktuellen Pläne, des Modells und der Möglichkeit mit den planenden Experten auch Details zu diskutieren und Ideen bzw. Kritik einzubringen), die abschließende Diskussion im Festspiel- und Kongresshaus Bregenz hat mit hunderten interessierten Bürgern und der
    weiteren Möglichkeit der Einbringung von Anregungen, Ideen und Kritik stattgefunden.

Argumente die die Initiative SeeundStadtundBregenz nicht gelten lassen will: “Niemand von uns war in der Lage, aussagekräftige und öffentlich zugängliche Plandarstellungen zum Letztstand des Projekts ausfindig zu machen. Die aktuellen Bilder lassen keine konkreten Rückschlüsse auf die städtebauliche Qualität sowie die Auswirkungen des Projekts auf den öffentlichen Raum zu. Diese Tatsache widerspricht der wiederholt zitierten Transparenz und lässt Misstrauen auf breiter Ebene entstehen. Unsere Anfrage an Sie um Zusendung eines aktuellen, aussagekräftigen Handouts blieb unbeantwortet.”

Der offene Brief von SeeundStadtundBregenz im Wortlaut

Sehr geehrter DI Bernhard Ölz,

die vergangenen Wochen haben gezeigt, dass mehr als 120 ArchitektInnen und Kulturschaffende der Meinung sind, dass das geplante Bauvorhaben „Seestadt“ in seiner Letztform sowohl städtebaulich als auch architektonisch nicht die Qualitäten aufweist, die dem Anspruch an ein Bauvorhaben dieser Bedeutung für unsere Landeshauptstadt genügen.

Seit dem Wettbewerb 2009 wurde das Projekt entgegen der Empfehlungen durch das Preisgericht in wesentlichen Punkten derart verändert, dass es aus unserer Sicht im Falle seiner Errichtung der Stadt Bregenz nachhaltigen und irreparablen städtebaulichen Schaden zufügt.

Wir verstehen unser Ansinnen als fachliche Artikulation des öffentlichen Interesses und verfolgen keine Einzelinteressen. Selbstverständlich erbringen wir unser Engagement unbezahlt. Als fachlich gebildete BürgerInnen sehen wir es als unsere demokratische Verantwortung die Öffentlichkeit zu informieren und zur Diskussion aufzufordern.

In den vergangenen Wochen wurde sowohl von Seiten der Bauherren als auch der Stadt immer wieder kommuniziert, dass der nunmehr sieben Jahre dauernde Prozess, der zum heutigen Planstand geführt hat, regelmäßig öffentlich bekannt gemacht und stets transparent gestaltet wurde. Wir stellen dies in Frage.

Niemand von uns war in der Lage, aussagekräftige und öffentlich zugängliche Plandarstellungen zum Letztstand des Projekts ausfindig zu machen. Die aktuellen Bilder lassen keine konkreten Rückschlüsse auf die städtebauliche Qualität sowie die Auswirkungen des Projekts auf den öffentlichen Raum zu. Diese Tatsache widerspricht der wiederholt zitierten Transparenz und lässt Misstrauen auf breiter Ebene entstehen.

Unsere Anfrage an Sie um Zusendung eines aktuellen, aussagekräftigen Handouts blieb unbeantwortet. Stattdessen werden weiterhin alte Planstände veröffentlicht. Wir stellen nicht das Ergebnis des Wettbewerbs noch das beauftragte Architektenteam in Frage. Es geht uns einzig darum, der ehrlichen Erkenntnis Raum zu verschaffen, dass der Prozess „Seestadt“ zu einem für die Stadt Bregenz äußerst unerfreulichen Ergebnis geführt hat. Der Bau dieses Projekts widerspricht der positiven städtebaulichen Entwicklungen von Bregenz der vergangenen Jahre und darf daher nicht in dieser Form umgesetzt werden.

Wir fordern, dass aussagekräftiges Informationsmaterial in Form von planlichen Darstellungen des letztgültigen Planungsstandes öffentlich gemacht wird. Das ist die logische Konsequenz bzw. Fortführung eines transparenten Prozesses und bietet die Chance, dass unserer Kritik fachlich entgegnet werden kann.

Architekt Georg Bechter / Architekt Andreas Cukrowicz / Architekt Martin Mackowitz / Architekt Markus Thurnher

als derzeitige Sprecher der

SEEUNDSTADTUNDBREGENZ
Unabhängige Initiative von Architekten und Kulturschaffenden

(Red.)

 

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