Lange hat es sich abgezeichnet, nun ist es fix: In Österreich müssen rund 363.000 Dieselautos des Volkswagenkonzerns im Zuge des Abgasskandals in die Werkstätten. Auslöser ist eine Anordnung des deutschen Kraftfahrt-Bundesamts (KBA), das laut österreichischem Verkehrsministerium (BMVIT) für einen Rückruf europaweit zuständig ist. Die Rückrufaktion startet 2016, analog zu Deutschland, so das BMVIT.
Rückruf: Österreichische VW müssen in die Werkstatt
“Unsere rechtliche Prüfung hat ergeben, dass die Anordnung des KBA auch für jene Autos gilt, die in Österreich unterwegs sind. Das heißt konkret: Auch in Österreich müssen Inhaber der betroffenen Autos in die Werkstätte fahren. Für die Autofahrer soll kein Nachteil entstehen. Diese Rückrufaktion muss zu 100 Prozent erfüllt werden.
Das BMVIT prüft derzeit das rechtliche Vorgehen, um die Überprüfung der Aktion sicherzustellen. Es ist an Porsche Österreich (als Importeur, Anm.), die Autofahrerinnen und Autofahrer zu informieren”, so Ministeriumssprecherin Andrea Heigl am Donnerstag zur APA.
363.400 Fahrzeuge aus dem VW-Konzern betroffen
Auf Minister-, Beamten- und Unternehmensebene werde derzeit das weitere Vorgehen abgeklärt. In Österreich wurden 363.400 Modelle aus der Volkswagen-Konzernmarkenpalette manipuliert – konkret geht es dabei um 180.500 VW-Pkw, 24.400 VW-Nutzfahrzeuge, 72.500 Audi, 54.300 Skoda und 31.700 Seat.
Falsche Werte in Österreich “schon länger bekannt”
Die “Salzburger Nachrichten” berichten heute, dass die Diskrepanz zwischen den Herstellerangaben und der Realität den österreichischen Behörden seit langem bekannt war. Weil die Stickoxidwerte in Österreich stiegen und ein EU-Mahnverfahren drohte, schrieb die Republik nach Brüssel, dass die hohen Werte dem Land nicht angelastet werden dürften. Begründung: “Messungen zeigen, dass die realen Emissionswerte die Emissionen im gesetzlich vorgeschriebenen Prüfzylus um den Faktor 3 (Euro IV) bis 5 (Euro V) übersteigen.”
Deutschland ruft 2,4 Mio. Autos zurück
Die vom Abgas-Skandal in Deutschland betroffenen 2,4 Millionen Dieselfahrzeuge aus dem VW-Konzern müssen alle ausnahmslos zur Nachbesserung in die Werkstatt. Die Rückrufaktion sei für jeden Halter verpflichtend, sagte der deutsche Verkehrsminister Alexander Dobrindt am Donnerstag in Berlin. Der behördlich angeordnete Weg in die Werkstatt werde Anfang 2016 beginnen.
Je nach Motortyp könnten die Fahrzeuge aber auch erst ab September des nächsten Jahres zurückgerufen werden. Die betroffenen Autofahrer müssen nicht selbst aktiv werden, sie bekommen demnächst Post. In den Schreiben wird das weitere Vorgehen erklärt.
1,6-Liter-Motoren müssen umgebaut werden
Laut Dobrindt (CSU) ist bei VW-Diesel-Fahrzeugen mit 1,6-Liter-Motoren nach derzeitigem Stand ein größerer Eingriff nötig. Die Aktualisierung der Software reiche nicht aus. Anders sei dies bei Fahrzeugen mit Zwei-Liter-Motoren. Hier reiche ein Software-Update aus.
Volkswagen in der Klemme
Volkswagen arbeitet derzeit den größten Skandal in seiner Unternehmensgeschichte auf. VW hatte in den USA Abgaswerte von Dieselfahrzeugen durch eine Software manipuliert, die bei Tests zu einem niedrigeren Schadstoffausstoß als im Normalbetrieb führte.
Weltweit wurde die Software in bis zu elf Millionen Autos eingebaut. In Deutschland sind den neuen Angaben von Dobrindt zufolge 2,4 Millionen Autos betroffen. Bisher war die Rede von 2,8 Millionen Fahrzeugen. Diese Zahl ergab sich aus den ursprünglichen Zulassungen. Allerdings seien inzwischen rund 400.000 Wagen nicht mehr in Deutschland unterwegs.
Die VW-Führungsriege will am Donnerstag in Leipzig über das weitere Vorgehen in der Krise beraten.
KBA-Chef Ekhard Zinke hatte Vorwürfe, seine Behörde sei in Teilen mitverantwortlich für den Abgas-Skandal, zurückgewiesen. Sie habe von den Manipulationen bei Millionen Dieselwagen nichts wissen können. Es liefen inzwischen auch Tests anderer Modelle. Vertreter des KBA sollen heute in Brüssel über den Stand der Ermittlungen zum VW-Skandal berichten. (red/APA/dpa)