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"Walgauer" - eine schwere Geburt

Bewusstseinsbildung: Die Kaufkraft in der Region mit dem Kauf von Produkten aus der Region halten.
Bewusstseinsbildung: Die Kaufkraft in der Region mit dem Kauf von Produkten aus der Region halten. ©Harald Hronek

Der “Walgauer” soll nun doch als Regionalwährung im Oktober 2011 eingeführt werden.

AMP Die Idee einer Regionalwährung ist ja nicht neu, auch nicht bei uns im Land. In der Bregenzerwälder Gemeinde Langenegg funktioniert der Kreislauf seit Jahren tadellos. Dort ist man überzeugt, mit der Regionalwährung die Nahversorgung im Dorf langfristig gesichert zu haben. Im Biosphärenpark wünscht man sich dagegen einen “Walser Thaler” – Schub. “Bislang fehlt uns dazu die “zündende” Idee für die Bewusstseinsbildung”, gesteht Regio-Obmann Josef Türtscher Anlaufschwierigkeiten ein. Die teils euphorischen Meldungen zum “Klostertaler” werden von Insidern ebenfalls hinterfragt und wenn im Walgau bislang erst Mitte 30 Betriebe bereit sind, den “Walgauer” als Zahlungsmittel zu akzeptieren (bei der RFI-Geschenkmünze waren es immerhin 150 Betriebe), ist es noch ein langer und steiniger Weg.

Vereinsförderung

Die Idee einiger Gemeindeobrigen, künftig ihre Ortsvereine mit “Walgauern” zu fördern, scheint Funktionären in den Vereinen wenig sinnvoll. “Einmal sind in den Vereinen überwiegend Ehrenamtliche am Werk, zum anderen können Vereinsverbindlichkeiten wie Versicherungen, Mieten und Anschaffungen von Instrumenten, Noten, Sportartikeln, Monturen udgl. nicht mit dem “Walgauer” bezahlt werden, weil dazu ganz einfach das Angebot in der Region fehlt”, sind sich die Funktionäre einig. Wie soll ein Fußballclub den Dünger für den Spielfeldrasen mit “Walgauern” bezahlen, eine Blaskapelle eine Instrumentenreparatur finanzieren, wenn die Partnerbetriebe dazu in der Region fehlen? Und welcher Verein kann es sich schon leisten, auch nur einen Teil der Vereinsförderung in “Walgauern” an Vereinsmitglieder auszuzahlen? “In Zeiten wie diesen, wo jeder auf seine Geldtasche schauen muss und der Wettbewerb im Vordergrund steht, wird es auch für die Walgaubetriebe hart, bis zu sieben Prozent Rücktauschverlust einzukalkulieren”, ist man sich in Wirtschafts- und Gewerbekreisen bewusst.

Stärkung der Kaufkraft

Bleiben schlussendlich noch die Kosten für die Bewerbung und Einführung des “Walgauers”, die von den Walgau-Gemeinden zu finanzieren sind, abgesehen von den damit verbundenen weiteren Zahlungswegen, denn Internet-Banking ist beim “Walgauer” ausgeschlossen. Will man regional die Kaufkraft stärken, dann gäbe es wahrscheinlich attraktivere Möglichkeiten. Wie wär‘s mit gemeinsamem regionalem Einkauf der Grundversorgung für die Walgauer-Sozialheime? Dazu bräuchte es allerdings ein entsprechendes Angebot in der Region, schließlich kauft man bedarfsorientiert und nicht Angebot spezifisch. Wie viel Sparpotential gäbe es für die 14 “Regio Im Walgau”-Gemeinden samt den dazugehörenden Schulbetrieben beim Papier- und Drucksacheneinkauf, bei einer gemeindeübergreifende Ausschreibung zur Wartung der EDV-Anlagen, gemeinsamen Anschaffungen von Werkzeugen und Materialien für die Gemeindebauhöfe bis zur gemeindeübergreifenden Vergabe von verschiedenen Straßenbeleuchtungs- und Straßenerhaltungsarbeiten? Was nützt der “Walgauer”, wenn er in den Geldtaschen der Bevölkerung fehlt?

Ramschwagplatz,Nenzing, Austria

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