Mehrmals schilderte Norbert Hofer, wie er bei seiner Israelreise einen Terrorakt hautnah miterlebte. „Als ich auf dem Tempelberg war, ist zehn Meter neben mir eine Frau erschossen worden, weil sie versucht hat, mit Handgranaten und Maschinenpistolen betende Menschen zu erschießen“, sagte Hofer im März gegenüber der Tageszeitung Die Presse. Auch im ZiB2-Interview am Mittwochabend wiederholte er die Geschichte: „Ich bin mitten in einen Terrorakt hineingekommen. Neben mir wurde eine Frau erschossen.“ Das Problem: In Israel will niemand einen derartigen Angriff bestätigen.
Hofer in der ZiB2: Ab 7:30 Uhr erklärt er den vermeintlichen Terrorakt.
ORF-Skandal oder Hofer-Übertreibung
Der Sprecher der isrealischen Polizei meinte gegenüber dem ORF-Korrespondenten Ben Segenreich, dass es an diesem Tag keinen Angriff am Tempelberg gegeben habe und keine Frau getötet wurde. Von Ingrid Thurnher im TV-Duell am Donnerstag darauf angesprochen, reagiert Hofer so: „Da hört sich bei mir das Verständnis auf. Wenn mir versucht wird jetzt vorzuwerfen, ich hätte die Unwahrheit gesagt, dann werde ich mich auch wirklich wehren.“ Auch sein FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache witterte einen ORF-Skandal.Nur: Nach allen vorliegenden Informationen stimmt die Geschichte so, wie Norbert Hofer sie erzählt hat, nicht. Mehr hatte Ingrid Thurnher auch nicht behauptet.
Ein bisschen Wahrheit, ein bisschen Übertreibung
Was stimmt also nicht? Laut verschiedenen israelischen Medienberichten (in derAus unbewaffneter Frau wird Terroristin
Norbert Hofer merkte im Zuge des TV-Duells schließlich an, dass er Fotos von dem Vorfall habe. Das Team der ZiB24 hat sie abgefilmt. Es dürfte sich um Bilder des Polizeieinsatzes an der Klagemauer handeln. Einen versuchten Terroranschlag, den Hofer erwähnte, bestätigt das nicht. Aus einer unbewaffneten Frau, die angeschossen und leicht verletzt wurde, machte Norbert Hofer eine Terroristin, die betende Menschen erschießen wollte. Wahrheit ist eben ein dehnbarer Begriff.