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Was uns bindet - Trailer und Kritik zum Film

Mit dem Zuhause ist es so eine Sache: Als Kind vermittelt es in der Regel Geborgenheit und Schutz, doch mit der Zeit verschieben sich Sichtweisen und Beziehungen. Dokumentarfilmerin Ivette Löcker hat für "Was uns bindet" den Blick auf ihre Lungauer Heimat gerichtet und mit dem bei der Diagonale prämierten Film ein höchst persönliches Familienporträt abgeliefert.

Die Frage nach dem Erbe ist es, die die Dinge hier ins Rollen bringt: Als der Vater das alte, baufällige Bauernhaus seinen Töchtern überschreibt, heißt es, Entscheidungen zu treffen. Was soll damit geschehen, wer soll hier einmal wohnen, oder wäre doch ein Verkauf sinnvoller? Für die in Berlin lebende Regisseurin beginnt so eine intensive Zeit mit vielen Heimatbesuchen, bei denen sie die Kamera vor allem auf die familiäre Dynamik richtet. Es ist aber nicht nur sie selbst, die dadurch in den Fokus rückt.

Was uns bindet – Die Handlung

Denn Mutter und Vater leben seit bald 20 Jahren getrennt unter einem Dach. Gemeinsam am Wohnzimmertisch sitzend, sprechen sie ziemlich offen über diese Beziehung, die schon lange keine mehr ist – jedenfalls im üblichen Sinn. Das tägliche Leben mit all seinen Pflichten, von der Pflege des Gartens bis zu den vielen Dingen im Haushalt, wird parallel geführt, aber eben doch nicht völlig abgeschieden vom jeweils anderen. “Was verbindet euch noch?”, fragt die Tochter, und die Antwort fällt sichtbar schwer.

Löcker begleitet ihre Mutter in die slowenische Heimat, besucht mit ihr die Gräber der Großeltern und des Onkels. Sie ist mit ihrem Vater unterwegs nach Mailand, will er sich doch die dortige Expo nicht entgehen lassen. Es sind oft unscheinbare Sequenzen, die die Filmemacherin mit wachem Auge einfängt, in langen, meist sehr ruhigen Einstellungen greifbar macht. Dann wiederum steht sie selbst im Rampenlicht, wie sie gemeinsam mit dem Vater und ihrer Schwester im Bauernhaus steht, einen komplett von Schimmel befallenen Raum vor Augen. Was tun, wie entscheiden? Die Fragen werden im Laufe des Films keinesfalls weniger.

Was uns bindet – Die Kritik

Genau darin liegt aber auch die große Stärke von “Was uns bindet”. Nur wenigen dürfte diese oft schwierige Beziehung zu den Eltern völlig ungeläufig sein. Wie aber nabelt man sich ab, wo führt man noch eine starke (auch örtliche) Verwurzelung zutage, und was weiß man eigentlich wirklich über diese Personen, die das eigene Leben so maßgeblich geprägt haben? Löcker wie ihre Schwestern und natürlich besonders ihre Eltern zeigen sich in dieser Hinsicht recht schonungslos, offenbaren höchst persönliche Augenblicke und Erinnerungen. In langen, oft ruhigen Einstellungen ist man nah am Geschehen, erhält aber immer auch Möglichkeit, zum Verweilen, Nachdenken, Reflektieren.

Dabei ist es kein voyeuristisches, entblößendes Bild, das auf diese Weise entsteht. Vielmehr ist es ein durch klug gesetzte, erzählerische Brüche entstehender Eindruck von Familie, in dem jeder etwas von seiner eigenen Geschichte und vom eigenen Leben entdecken wird. “Was uns bindet” ist ein Film über Wurzeln und die Suche nach neuen Ufern, über Trennendes wie Verbindendes, der mit seiner Ehrlichkeit zu überzeugen und fesseln weiß. Nicht umsonst erhielt Löcker dafür bei der Diagonale in Graz den Preis für den besten Dokumentarfilm.

>> Alle Filmstartzeiten zu “Was uns bindet”

(APA)

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