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Weltreise mit Rad: Per Andersson erzählt wahre transkontinentale Love Story

Sperriger Titel, spannendes Buch: "Vom Inder, der mit dem Fahrrad bis nach Schweden fuhr, um dort seine große Liebe wiederzufinden"
Sperriger Titel, spannendes Buch: "Vom Inder, der mit dem Fahrrad bis nach Schweden fuhr, um dort seine große Liebe wiederzufinden" ©Christopher Hunt / Kiepenheuer & Witsch
"Vom Inder, der mit dem Fahrrad bis nach Schweden fuhr, um dort seine große Liebe wiederzufinden" ist kürzlich in der deutschen Übersetzung erschienen und hat bereits die deutschen Bestsellerlisten im Sturm erobert - der Roman von Per Andersson ist unser Buch-Tipp der Woche.

Per Andersson hat die außergewöhnliche Reise eines Straßenkünstlers niedergeschrieben, der aus Liebe die Reise von Neu Delhi nach Europa auf einem gebrauchten Fahrrad antrat. Andersson, der Herausgeber des schwedischen Reisemagazins “Vagabond”, ist ein Liebhaber Indiens.

Inder reist im Buch mit Rad nach Schweden

Laut dem Hauptcharakter seines Buches, dem Inder Pradyumna Kumar Mahanandia (kurz: PK) reist der Schriftsteller und Travel-Writer fast jedes Jahr in den asiatischen Großstaat. Als guter Freund PKs fasste Andersson auf einer gemeinsamen Reise ins Heimatdorf des Inders im heutigen indischen Bundesstaat Odisha den Entschluss, die unwahrscheinliche Liebesgeschichte, die PK vor vierzig Jahren nach Schweden brachte, niederzuschreiben.

Doch um zu der fantastischen Love Story kommen zu können, muss man erst die beiden Hauptcharaktere verstehen. Noch bevor PK während seiner Zeit als Straßenzeichner in Neu Delhi die junge Charlotte von Schedvin aus Schweden kennenlernt, wird sein Schicksal bereits von den Weisen seines Stammes vorherbestimmt.

Prophezeiungen eines Astrologen

Der Astrologe des Dorfes prophezeit nach seiner Geburt, dass er “ein Mädchen heiraten sollte, die nicht aus unserem Land stammt”. “Deine zukünftige Ehefrau wird musikalisch sein, einen Dschungel besitzen und im Zeichen des Stiers geboren sein”, heißt es. All dies trifft tatsächlich auf die junge Musikerin Charlotte zu, die er Jahrzehnte später kennenlernen sollte. Das Anwesen mit Wald, das die aus einer adeligen Familie stammende Frau später erben wird, ist der “Dschungel”, der PK nach seiner Geburt vorhergesagt wurde.

Doch der Weg ist steinig für den kleinen PK. In einen im Dschungel lebenden Stamm hineingeboren ist er und seine Familie nach dem indischen Kastensystem ein “Unberührbarer”, er darf nicht im Tempel beten, und Angehörige höherer Kasten werfen Steine nach ihm. So staut sich in ihm eine Wut an, gegen die Kastenordnung und jede Art von Ungerechtigkeit.

 © Kiepgenheuer und Witsch
© Kiepgenheuer und Witsch Reale Roman-Vorbilder: PK und Lotta © Privat

Liebesgeschichte in ungewöhnlichem Setting

Andersson erzählt in seinem Buch, wie PK und seine zukünftige Frau “Lotta” aufwachsen und zueinanderfinden. Episodisch wird ihre Affinität für alles Indische und die Entwicklung des jungen Inders geschildert – vom Buben aus dem Dschungel zum aufstrebenden Kunststudenten, der auf einem Platz in Neu Delhi Porträts zeichnet, um seinen Unterhalt zu verdienen. Als Lotta auf ihrer Reise durch Indien mit dem Straßenkünstler in Kontakt tritt, geschieht alles sehr schnell: Innerhalb weniger Wochen reisen sie gemeinsam durchs Land und bekommen schließlich auch den zeremoniellen Segen von PKs Vater, der sie quasi zu Mann und Frau macht.

Doch als Lotta wieder zuhause im schwedischen Boras ist, lässt ihre Mutter sie nicht zurück nach Indien, sie sollte lieber sich um ihre Ausbildung kümmern. Wenige Monate später, nach Abschluss seines Studiums, kauft sich PK ein altes Fahrrad, um Briefe schreibend seine Reise nach Europa anzutreten. Dabei lernt er auf dem “Hippie-Trail” von Südasien nach Istanbul viele Reisende kennen, die ihm helfen, bis nach Schweden zu seiner Liebsten zu kommen.

“Vom Inder, der mit dem Fahrrad bis nach Schweden fuhr …”

Ungerechtigkeit und Gnade des Schicksals treffen in dem kulturell kontrastreichen Buch aufeinander, in dem Indien als das Land der Unterdrückung der niederen Kasten und sozialer Ungleichheit im Kontrast steht zu der Offenheit und Progressivität der westlichen Welt. Neben der angeborenen Diskriminierung findet PK in seiner Prophezeiung die Hoffnung auf ein besseres Leben, in dem er nicht wegen seiner Herkunft anders behandelt wird.

Mit einer stark humanitären Botschaft und vielen spirituellen Zügen erzählt Anderssons Bestseller eine Geschichte, in der kulturelle Missverständnisse und die Fremdheit der indischen Kultur und der westlichen Welt vor dem digitalen Zeitalter beschrieben werden. Selbst wenn man die gesellschaftspolitischen Aspekte des Buches nur als Schnörkel für die darin verwobene Liebesgeschichte sieht, ist “Vom Inder, der mit dem Fahrrad bis nach Schweden fuhr (…)” ein angenehm zu lesender Pageturner mit optimistischer Botschaft.

Per J. Andersson: “Vom Inder, der mit dem Fahrrad bis nach Schweden fuhr, um dort seine große Liebe wiederzufinden”, Aus dem Schwedischen von Susanne Dahman, Kiepenheuer & Witsch Verlag, 336 S., 15,50 Euro

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(apa/red)

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