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Wiesenthal-Institut hängt weiter in der Luft

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Die Finanzierung des geplanten Wiener Wiesenthal Instituts für Holocaust-Studien ist weiter offen. Nach Angaben der Projektbetreiber gibt es zwar die grundsätzliche Zusage von Bund und Gemeinde Wien, das Institut zu unterstützen - die genaue Höhe der Förderung ist aber noch offen.

Einen Vorgeschmack auf die Tätigkeit des Instituts soll eine Tagung am Mittwoch und Donnerstag dieser Woche geben. Thema: Die Bedeutung von Simon Wiesenthal für die Holocaust-Forschung.

Für das Institut benötigt werden laut Pelinka 2,5 Mio. Euro an jährlichen Betriebskosten sowie einmal knapp 10 Mio. Euro für die Sanierung eines Gebäudes in der Wiener Innenstadt. Die Gemeinde Wien hat zugesagt, das Projekt zu 50 Prozent zu unterstützen, wenn auch der Bund im selben Ausmaß einspringt. Die Verhandlungen mit dem Kanzleramt haben laut Pelinka bisher aber nur die allgemeine Zusage erbracht, das Projekt zu fördern – eine konkrete Summe wurde jedoch noch nicht genannt.

In das Institut eingebracht werden soll neben dem Nachlass des im Vorjahr verstorbenen „Nazijägers“ auch das Archiv der jüdischen Kultusgemeinde Wien. Aufgaben des Instituts wären die Erforschung des Holocaust und anderer Genozide, die Vernetzung des heimischen Forscher-Nachwuches mit internationalen Wissenschaftern und die Veranstaltung von Ausstellungen. Sollten diese Rahmenbedingungen auf Grund mangelnder Finanzierung nicht zu Stande kommen, dann droht laut Pelinka der Verlust des Wiesenthal-Nachlasses ans Ausland.

„Wenn die Rahmenbedingungen, die Österreich und Wien bieten, nicht stimmen, dann wird das Los Angeles (dem dortigen Wiesenthal-Center, Anm.) oder Jerusalem (der Holocaust Gedenkstätte Yad Vashem, Anm.) zur Verfügung stehen“, betonte Pelinka bei einer Pressekonferenz am Dienstag. Schließlich habe auch Wiesenthal selbst nicht die bloße Lagerung des Nachlasses in einem Archiv angestrebt, sondern die Errichtung eines Forschungsinstituts. Der ursprünglich geplante Zeitplan ist freilich bereits ins Wanken geraten: Demnach sollte die erste Projektphase noch heuer anlaufen und rund 845.000 Euro kosten.

Ein erstes Lebenszeichen gibt das Institut dennoch bereits von sich: Am Mittwoch und Donnerstag dieser Woche veranstaltet der Trägerverein (Beteiligt sind unter anderem die Israelitische Kultusgemeinde und das Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands) eine hochkarätig besetzte Tagung über „The Legacy of Simon Wiesenthal for Holocaust Studies“.

Im Zentrum der Tagung steht das „Wiesenthal Memorandum“ an die österreichische Regierung von 1966, in dem der Leiter des Jüdischen Dokumentationszentrums auf die Beteiligung auffallend vieler Österreicher an den NS-Verbrechen hinwies. Zur Tagung angemeldet hat sich unter anderem Raul Hilberg, der 1939 aus Wien emigrierte Mitbegründer der modernen Holocaustforschung. Die Konferenz wird unter http://www.vwi.ac.at/ live im Internet übertragen.

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