Erstmals in der Geschichte seit dem Fund vor knapp 20 Jahren liege damit das gesamte Erbgut der weltbekannten Mumie vor, betonten die Wissenschafter am Dienstag. An der Erforschung beteiligt sind Albert Zink, der Leiter des EURAC-Instituts für Mumien und den Iceman in Bozen, Carsten Pusch vom Institut für Humangenetik der Universität Tübingen und der Bioinformatiker Andreas Keller vom Biotechnologie-Unternehmen “febit” in Heidelberg.
Der Bioinformatiker Keller habe den beiden Humanbiologen modernste Sequenzier-Technologien zur Verfügung gestellt, mit denen das Forscherteam die Millionen an Sequenzdaten des Ötzi-Genoms entschlüsselt und in kürzester Zeit das geschafft habe, was mit bisherigen Verfahren nur im Zeitraum von Jahrzehnten zu bewältigen gewesen wäre: Mit der Knochenprobe aus dem Becken der Eismumie sei mit der neuen Sequenzier-Technologie “SOLiD” die DNA-Bibliothek erstellt worden, die den mit Abstand größten DNA-Datensatz enthalte, der jemals vom Mann aus dem Eis erarbeitet worden sei. Dabei sei am “Ötzi” die neu entwickelte Technologie zum ersten Mal angewandt worden.
Die riesigen Datenmengen, die nun vorliegen, sollen nach ihrer bioinformatischen Aufarbeitung viele Fragen beantworten. Untersucht wird unter anderem, welche genetischen Mutationen zwischen früheren und heutigen Populationen stattfanden oder welche Rückschlüsse man aus der Untersuchung von Ötzis Genmaterial und seinen Krankheitsveranlagungen auf heutige Erbkrankheiten oder andere heutige Erkrankungen wie Diabetes oder Krebs ziehen könne.
2011 ist es 20 Jahre her, dass “Ötzi” durch Zufall im Südtiroler Teil der Ötztaler Alpen entdeckt wurde. Aufbewahrt wird der Fund mittlerweile in einer Spezialkühlzelle des Bozner Archäologiemuseums.