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Zielpunkt-Gutscheine eigentlich noch gültig, aber nach Pleite nichts mehr wert

Die Zielpunkt-Gutscheine verlieren ihren Wert.
Die Zielpunkt-Gutscheine verlieren ihren Wert. ©apa (Sujet)
Rein theoretisch wären Gutscheine des insolventen Lebensmittelhändlers Zielpunkt noch gültig, noch praktisch bereits wertlos: "Rechtlich betrachtet verlieren die Gutscheine erst ab Eröffnung des Insolvenzverfahrens ihre Gültigkeit", so VKI-Chefjurist Peter Kolba am Freitag zur APA. Diskutiert wird zudem auch über einen Immobilienkauf vor der Zielpunkt-Pleite.
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Zielpunkt hatte am Mittwoch angekündigt, voraussichtlich am 1. Dezember Insolvenz anzumelden und akzeptiert seitdem keine Gutscheine mehr. Die Annahme von Gutscheinen sei mit Eintritt der Zahlungsunfähigkeit ausgesetzt worden. “Das war der Mittwoch”, so die Pressesprecherin der Zielpunkt-Mutter Pfeiffer, Martina Macho.

Gültigkeit der Zielpunkt-Gutscheine

Laut Kolba könnten Gutschein-Besitzer zwar auf Einlösung der Gutschrift klagen. Dies wäre aber sinnlos, weil das Gericht am Ende wohl nur feststellen würde, dass in der Zwischenzeit die Insolvenzeröffnung erfolgt ist. Kolba: “Die Kurzfassung lautet, Zielpunkt-Gutscheine sind nichts mehr wert.”

Das österreichische Insolvenzrecht sieht vor, dass keine Gläubiger bevorzugt werden dürfen, das gilt auch für Gutschein-Besitzer. Theoretisch könnten sie ihre Forderungen im Rahmen des Konkursverfahrens zurückfordern, dazu müssten sie aber mehr als 20 Euro Anmeldegebühr bezahlen. VKI und Arbeiterkammer halten es für unwahrscheinlich, dass sich das für Konsumenten auszahlt.

Wie viele Gutscheine von Zielpunkt im Umlauf sind, ist vorerst unbekannt.

Pfeiffer fädelte kurz vor Zielpunkt-Pleite Immobilienkauf ein

Die Pfeiffer Handelsgruppe, Mutter der insolventen Supermarktkette Zielpunkt, hat am Dienstag einen bisher unbeachteten Immobilienkauf bei der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) angemeldet. Zeitgleich mit der Anmeldung des Verkaufs des Großhandelsbetrieb C+C Pfeiffer an Transgourmet, eine Tochter des Schweizer Handelskonzerns Coop, reichte Pfeiffer den Immobiliendeal bei der Kartellbehörde ein.

Es handle sich dabei um die “Optimierung des Immobilienportfolios”, sagte Pfeiffer-Sprecherin Martina Macho am Freitag zur APA. Mit der Zielpunkt-Pleite und dem Transgourmet-Deal hänge das geplante Immobiliengeschäft nicht zusammen, beteuerte die Unternehmenssprecherin. Die beiden Anmeldungen bei der BWB erfolgten einen Tag vor der Ankündigung, die Tochter Zielpunkt in die Insolvenz zu schicken.

Pleite kam auch für KSV überraschend

Die Pleite der Supermarktkette Zielpunkt mit fast 3.000 betroffenen Mitarbeitern ist auch für den Kreditschutzverband KSV 1870 überraschend gekommen. “Meines Erachtens war die Insolvenz nicht von langer Hand geplant”, sagte KSV-Experte Hans-Georg Kantner am Freitag zur APA. Er vermutet, dass kurz zuvor etwas geschehen sei, was zu dieser Entscheidung des Zielpunkt-Managements geführt habe.

Dass die Pfeiffer Gruppe mit ihrer nicht insolventen Tochter Unimarkt Zielpunkt-Filialen übernehmen will, ist laut Kantner insolvenzrechtlich möglich, aber heikel. Die Frage sei, ob dies im Sinne der Gläubiger ist, wenn der Eigentümer Teile aus der Masse herauskauft. Kantner wünscht sich für diesen Fall einen transparenten Bieterprozess mit optimalen Ergebnisse. Dies sei aber Sache des Masseverwalters und des Gläubigerausschusses.

Kantner geht davon aus, dass der Insolvenzantrag von Zielpunkt am Montag, dem letzten Novembertag, bei Gericht eingereicht wird, wie gestern bereits von Insidern verlautete. Terminmäßig wäre dies auch aufgrund der sauberen Trennung in der Lohnverrechnung naheliegend, so der Insolvenzexperte.

(apa/red)

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