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44 Jahre Große Koalition seit 1945: Wie geht es nach der Nationalratswahl weiter?

Wer wird nach der Nationalratswahl regieren?
Wer wird nach der Nationalratswahl regieren? ©APA (Sujet)
Mit der Nationalratswahl könnte das Ende der Großen Koalition kommen. Aber zumindest eine der beiden Traditionsparteien wird weiter regieren und höchstwahrscheinlich den Kanzler stellen, denn seit 1945 haben SPÖ und ÖVP Österreich fest in der Hand. Es gab in der Zweiten Republik keine einzige Regierung ohne Rot oder Schwarz.

Wird die ÖVP Erste, gilt Schwarz-Blau als so gut wie sicher. Schafft es die SPÖ entgegen allen Umfragen, Platz 1 zu halten, ist auch Rot-Blau nicht ganz ausgeschlossen, schließt die SPÖ mittlerweile doch eine Zusammenarbeit mit der FPÖ nicht ganz aus. Andere Zweier-Mehrheiten zeichnen sich nicht ab. Dreier-Varianten werden zwar von den kleineren Parteien gerne ins Spiel gebracht, sind aber eher unwahrscheinlich.

SPÖ und ÖVP regierten über 44 Jahre gemeinsam

SPÖ und ÖVP regierten mehr als 44 der 72 Jahre seit der Angelobung der ersten Nachkriegs-Regierung am 25. November 1945 gemeinsam – nicht aus großer Zuneigung, sondern meist mangels anderer (für sie akzeptabler) Mehrheiten.

Das Kräfteverhältnis hat sich in den 70er-Jahren – mit Bruno Kreisky – umgedreht: Zunächst, für mehr als 20 Jahre (bis 1966), war die ÖVP (zumindest in Mandaten) stärker und stellte somit den Kanzler. 1970 holte sich die SPÖ Platz 1 – und hielt ihn mit kurzer Ausnahme (2002 bis 2006) bis heute. Den Kanzler in Großen Koalitionen stellte die SPÖ fast 24 Jahre lang, 13 Jahre von 1987 bis 2000 und nun bald elf Jahre seit Jänner 2007.

Dazwischen lag Schwarz-Blau: Zunächst im Jahr 2000 von ÖVP als Dritter und FPÖ als Zweiter gebildet, nach dem Wahlsieg der ÖVP 2002 fortgesetzt – und nach der blauen Spaltung mit dem BZÖ noch bis zur Wahl 2006 verlängert. Die SPÖ drückte von 2000 bis 2007 die Oppositionsbank – nachdem sie zuvor fast 30 Jahre (13 davon allein) durchgehend (mit)regiert hatte.

Rot und Schwarz wollten “keine Koalition mit der FPÖ”

Einen guten Teil dieser Zeit war die ÖVP in der Opposition: Von der SPÖ-Minderheitsregierung 1970 über die SPÖ-Alleinregierungen von 1971 bis 1983 bis zur rot-blauen Koalition 1983-1986. Nach der Wahl 1986 nahm Franz Vranitzky (als Kanzler) die Große Koalition wieder auf, weil er mit der von Jörg Haider übernommenen FPÖ nicht mehr zusammenarbeiten wollte.

An die damals (auch von der ÖVP) ausgerufene Doktrin “Keine Koalition mit der FPÖ” hielt die SPÖ bis vor Kurzem fest. Die ÖVP verabschiedete sich schon Ende der 90er-Jahre davon.

Als Wolfgang Schüssel Parteichef wurde, rief er – wie Sebastian Kurz jetzt auch – Neuwahlen aus, in der Hoffnung, nach der Wahl schwarz-blauer Kanzler zu werden. Die Wahl 1995 brachte aber nur eine dünne VP-FP-Mehrheit, und die SPÖ blieb ganz klar Erste. 1999 ließ sich Schüssel dann nicht mehr davon aufhalten, dass die ÖVP nicht Erste wurde – sondern sogar nur Dritte, er etablierte Schwarz-Blau. Dies war bisher die einzige Regierung, an der die stimmenstärkste Partei – die SPÖ – nicht beteiligt war und in der die drittstärkste Partei, die ÖVP, den Kanzler stellte.

(APA/Red)

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