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Die Straßen von Hohenems und ihre Geschichte (Teil 48)

VOL.AT stellt die Straßen Vorarlbergs in einer großen Serie vor.
VOL.AT stellt die Straßen Vorarlbergs in einer großen Serie vor. ©Emir T. Uysal
Oberraitstraße, Paradiesgasse, Pelzreuteweg

VOL.AT stellt die Straßen Vorarlbergs in einer großen Serie vor.

 

Oberraitstraße
1967 benannt. Im Sohl zweigt diese Sackstraße mit vorerst nur einem Haus von der Gutenbergstraße ab. Privatstraße.

Jakob Hermann Obereit 1725 -1798
Die Schreibweise des Namens Oberrait war früher Obereit. Die Obereits scheinen als altes Lindauer Geschlecht schon 1534 im Lindauer Tauf- und Traubuch auf. 
Der Vater unseres Jakob Hermann, zeitweilig auch in Lyon und in Arbon tätig, interessierte sich für Philosophie, Theologie und Mystik. Er geriet wegen Glaubensfragen in Schwierigkeiten mit der Lindauer Geistlichkeit und wurde für ein Jahr mit dem Kirchenbann belegt. Am 2. September 1725 wurde Jakob Hermann Obereit in Lindau geboren, neun Jahre danach sein Bruder Ludwig, der später als kurfürstlicher Buchhalter und Mathematiker in Dresden tätig war. Eine jüngere Schwester starb im Kindesalter. Der Vater erhielt 1732 in Lindau die Stelle des Rentamtsbuchhalters, und seine große Bibliothek bot dem früh interessierten Jakob Hermann Lesestoff in Hülle und Fülle. Er wurde eine richtige Leseratte, und schon als Schüler erhielt er den Spitznamen “Doktor”. Jakob Hermann hätte gerne Theologie studiert, aber er kam zu einem Wundarzt nach Arbon in die Lehre. Nachdem er 1743 ausgelernt hatte, begab er sich auf Wanderschaft: München, Augsburg, Nürnberg und Wien waren die Stationen. Er erhielt schließlich auf Bitten seines Vaters ein Stipendium der Stadt Lindau, das es ihm ermöglichte, in Halle und Berlin Medizin zu studieren. Er beschäftigte sich besonders mit der Chirurgie und der Entbindungskunst. Daneben besuchte er Vorlesungen über Chemie, aber auch das philosophisch-mathematische Hauptwerk des Isaac Newton und die Gedanken des vielseitigsten deutschen Denkers Gottfried Wilhelm Leibniz faszinierten ihn. Mehr und mehr begeisterte ihn auch die zeitgenössische Literatur, und schon 1748 trat der Medizinstudent Obereit von Berlin aus in briefliche Verbindung mit Johann Jakob Bodmer in Zürich, der sich unter anderem sehr für die Wiedererweckung der mittelalterlichen Dichtung einsetzte. Ihm erteilte er, seit 1750 wieder in Lindau, viele Auskünfte über die Schätze der reichsstädtischen Bibliothek.
 

Paradiesgasse
1909 benannt. Abzweigung von der Kaiser-Franz-Josef-Straße. Sackgasse. Privatweg.
Die Vorstellung vom Paradies als einem unberührten Ort, wo Mensch und Tier friedlich zusammenleben und die Natur den Menschen im Überfluss versorgt, ist schon bei vielen Kulturvölkern des Altertums vorhanden. Der nie erfüllbare Wunsch, ein Fleckchen “Paradies” auf dieser Erde zu haben, mag dieser Straßenbezeichnung Pate gestanden haben.

 
Pelzreuteweg
1965 benannt. Abzweigung von der Nussdorfstraße. Sackgasse. Privatweg.
Mit diesem Straßennamen kommt die Parzelle “Belzrüti” zu Ehren. Über diesen Namen wurde schon viel gerätselt und geschrieben, doch nähern sich die Forscher immer mehr der Annahme, dass es sich um ein Roden oder Reuten aus dem “Urwald” handeln muss, um einen “aus dem Wildland herausgerodeten Baumgarten ” , da der Name “Pelz” oder .Belz” von pelzen, dem alten Ausdruck für pfropfen, abgeleitet werden kann. Das würde für diese Gegend besonders gut passen, da sich auch “Nussdorf” und “Baumgarten” in diese Richtung fügen würden. Bei der Pelzreute handelt es sich um eine altbekannte Flur, die schon 1377 und 1408 urkundlich erwähnt wird. In alten Parzellen stoßen wir auch vermehrt auf Sagen Gut. So sollen zum Beispiel die “fahrigen Schüler” eine besondere Vorliebe für die Pelzreute gehabt haben. Noch vor einem Menschenalter konnten betagte Bewohner ein bestimmtes Haus zeigen, an dem ein “fahriger Schüler” seinen “Drack” anzubinden pflegte, auf dem er alljährlich zu Weihnachten angeritten kam, um bei der “Spallafluh” Gold zu schürfen. Bevor er seine Herberge verließ, soll er die Leute jedes Mal fürstlich belohnt haben.

Quelle: Kulturkreis Hohenems

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