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"Weiße Rose" beim Brucknerfest hinterließ Eindruck

Die Premiere von "Weiße Rose", Szenen für zwei Sänger und 15 Instrumentalisten, des deutschen Komponisten Udo Zimmermann am Mittwoch im Brucknerhaus in Linz hat vor allem mit ihrer musikalischen Seite nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Es handelte sich um eine Koproduktion des Musiktheaterstudios der Anton Bruckner Privatuniversität mit dem Brucknerfest 2015.


Zeitlich angesiedelt ist das Werk in der letzten Stunde der Geschwister Sophie und Hans Scholl vor ihrer Hinrichtung im Februar 1943. Beide gehörten einer Widerstandsgruppe gegen das NS-Regime an. Ihr Schicksal bewegte in der Nachkriegszeit bis zum Heute die Menschen.

Die Texte der Kammeroper stellte Wolfgang Willaschek aus Tagebuchaufzeichnungen, aus Bibelzitaten und Texten von Zeitzeugen der Geschwister zusammen. Sie machen die Gedanken, Gefühle und Erinnerungen von Sophie und Hans, aber auch ihre Ängste, Hoffnungen und Visionen deutlich. Udo Zimmermann schuf dazu eine packende, manchmal auch spröde und martialische Klangwelt.

Die Besetzung des Orchesters, vor allem mit Holz- und Blechbläsern, kommt diesem Grundgedanken entgegen. An die beiden Singstimmen (Sopran und Tenor) stellt der Komponist höchste Anforderungen. Ran Seo (Sophie) und Rastislav Lalinsky (Hans) erfüllten sie musikalisch mit bewundernswertem Einsatz, wenngleich die Texte weithin kaum verständlich waren – doch das lag auch am Komponisten. Begleitet wurden die Gesangssolisten vom Ensemble für zeitgenössische Musik der Linzer Anton Bruckner Privatuniversität unter Thomas Kerbl.

Der Auftrag an den Maler Christian Ludwig Attersee – anlässlich seines 75. Geburtstages – die Ausstattung zu übernehmen, hatte dem Projekt schon im Voraus besondere Aufmerksamkeit beschert. Der Konzertsaal im Brucknerhaus legte es nahe, das szenische Geschehen in die Mitte des Raumes zu positionieren. Ein kleines quadratisches Podium symbolisierte den engen Lebensraum, die Todeszelle, der Geschwister Scholl. Auf vier Projektionsflächen in den Raum-Ecken erschienen im Laufe der 80 Minuten vier Bilder von Attersee – in der für ihn bekannten üppigen Symbolwelt. Die neuen Bilder begleiteten des Geschehen am Podium, das der künstlerische Leiter des Brucknerfestes, Hans Joachim Frey, inszenierte, und lenkten dennoch nicht davon ab. Frey ergänzte die beklemmende Darstellung der beiden Gesangssolisten durch ein kleines Bewegungsensemble, das einmal als Gefängnispersonal erkennbar war, dann wieder als Teil des “Bühnenbildes”. Viel Aktionsraum blieb nicht, weil auch das Publikum rund um das zentrale Podium Platz finden musste.

Udo Zimmermanns “Weiße Rose” ist nicht auf frenetischen Beifall angelegt. Dennoch gab es für alle Ausführenden erkennbar große Anerkennung ihrer Leistung.

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